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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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weniger geweint und sich schöner für ihn gekleidet hätte.
    Ich hatte Sehnsucht nach ihm und so setzte sich in mir der Gedanke fest, meinen Vater zu suchen. Als ich 16 Jahre alt war, verließ auch ich meine Mutter, ohne vorher mit ihr meinen Plan zu besprechen. Konstantinopel war mein Ziel, da würde ich ihn finden. Doch schon bei der Überfahrt nach Frankreich bemerkte ich, dass es für ein junges Mädchen nicht gut ist, allein zu reisen.«
    Josephine schwieg einen Moment.
    »Vergessen wir diese Nacht auf dem Schiff. Am nächsten Morgen jedenfalls beschloss ich, als Mann weiterzuziehen.
    In Frankreich angekommen, habe ich mir Männerkleidung besorgt und die Haare kurz geschnitten. Es war auch finanziell vorteilhafter. Als Mann konnte ich in all den Ländern, durch die ich zog, bei Bauern Arbeit finden, ohne belästigt zu werden. So kam ich nach einem halben Jahr in Konstantinopel an. Ich fand sogar meinen Vater, ein glücklicher Zufall, wie ich dachte. Kaiserliche Soldaten, Engländer übrigens, hatte ich nach einem englischen Söldner, einem Bogenschützen, gefragt. Von ihnen erfuhr ich, dass mein Vater eine wohlhabende byzantinische Frau geheiratet und zwei kleine Söhne hatte.
    Es war ein Schock. Er war doch schließlich immer noch mit meiner Mutter verheiratet.
    Ich musste es allerdings glauben, als mir die Byzantinerin die Tür öffnete mit einem Säugling im Arm.
    Mein Vater sah zu Tode erschrocken aus, als er mich erkannte. Doch dann fasste er sich, tat so, als freute er sich, allerdings, ohne mich der Frau vorzustellen, die natürlich kein Englisch verstand. Er sagte, er habe mich all die Jahre sehr vermisst, aber leider müsse er zum Dienst und ich sollte ihn den nächsten Tag wieder besuchen kommen. Verschmitzt lächelnd, setzte er hinzu:
    ›Wenn du es geschafft hast, alleine nach Konstantinopel zu wandern, so wirst du auch alleine den Weg zu deiner Herberge finden.‹
    Er begleitete mich noch ein Stück des Weges, dann verabschiedete er sich und war in dem Gewühl von Menschen, Karren, Pferden und Waren verschwunden.
    Ich war ziemlich niedergeschlagen, als ich durch die engen, dämmrigen Straßen zu meiner Schlafstelle ging. Sie lag, weit ab von den weiten, prächtigen Plätzen, in einem düsteren Viertel am Hafen. Mir war bang zumute, ich fühlte etwas Bedrohliches, als ich an Lagerhäusern die immer enger zulaufende Gasse entlangeilte. Ich blickte mich mehrmals um, sah aber niemanden. Da, eine Hand, ich wurde in eine Toreinfahrt gezerrt.
    Mein Vater! Er packte mich bei meiner Kehle und drückte zu. Ich wehrte mich und presste ihm meine Daumen in die Augen.
    Er ließ mich los und ich floh. Es war mir, als würde ich das Hallen meiner Schritte auf den Pflastersteinen hören, obwohl die dünne Ledersohle meiner Schuhe natürlich fast lautlos war.
    Den Kummer nach dieser Begegnung erspare ich mir, Euch zu erzählen. Was aber sollte ich tun? Ich wagte nicht, zu der Herberge zurückzukehren, um meine Sachen zu holen. Ich hatte kaum noch Geld. Wovon sollte ich leben, das war meine dringendste Frage.
    Als junger Mann betteln? Da ich kein Leiden hatte und kein Krüppel war, hätte ich wohl wenig Erfolg. Als junge Frau betteln? Das kam nicht infrage.
    Ich beschloss, Reisende für Geld durch Konstantinopel zu führen, als Mann. Dazu musste ich zunächst selber die Stadt kennenlernen. Von meinem letzten Geld ließ ich mir die Sehenswürdigkeiten Konstantinopels zeigen und erklären.«
    »Und wie seid Ihr an die Fremden gekommen?«
    »Oh, das war nicht schwer. Ich habe mich morgens vor eine der Herbergen gestellt, die von Engländern und Franzosen bevorzugt wurden, und gewartet. Die Reisenden waren erleichtert, einen Engländer als Fremdenführer nehmen zu können, denn sie misstrauten den Byzantinern und hatten ständig Angst, überrumpelt und übers Ohr gehauen zu werden. Auf diese Weise habe ich gutes Geld verdient, so gut, dass ich mir ein Zimmer in einem Wohnhaus an einer der Hauptstraßen mieten konnte. Ihr versteht, das war lebensnotwendig für mich, dass ich ein Zimmer für mich allein hatte.«
    »Habt Ihr denn nie überlegt, wieder eine Frau sein zu wollen?«, fragte nun Alice. »Habt Ihr nie einen Mann gut leiden können?«
    »Ob ich mich mal verliebt habe?«
    »Ja«. Alice nickte. »Ich mochte das nur nicht so ausdrücken.«
    »Hm«, antwortete die andere und beobachtete mit wachen Augen eine Gruppe weiß gekleideter Priester, die an ihnen vorüberzog.
    »Ich habe tatsächlich einen Mann geliebt, den

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