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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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ihr, Alice? Bestenfalls seine Geliebte.
    Geliebte, dachte sie verbittert. Irgendwohin abgeschoben, in einem kleinen Haus lebend, in einer Hütte, weit entfernt von der Burg, aber nahe genug, um gelegentlich einmal Besuch von ihm zu empfangen. Heimlich, nachts, damit es kein Gerede gäbe. Denn sicher würde Bernhard es nicht darauf ankommen lassen, wegen einer Geliebten exkommuniziert zu werden wie der König von Frankreich, der seine rechtmäßige Ehefrau Berta davongejagt hatte. Starrsinnig und standhaft hielt der dicke König Philipp zu seiner Geliebten und ließ sich nicht zu einem Kniefall vor dem Papst nieder wie vor einigen Jahren Heinrich der IV. in Canossa. Na ja, da ging es auch nicht um eine Geliebte, sondern um die Einsetzung der Bischöfe und Äbte, um Macht.
    Also zurück zu ihrer Lage. Sie, Alice, wäre auf Bernhards Gnade angewiesen, dass er ihr Geld zum Leben gäbe, dass er sie besuchte, dass er weiterhin Lust hätte, mit ihr zu schlafen, dass er sich keine neue Geliebte nähme. Ein furchtbares Leben. Dauernd warten, das hielte sie nicht aus, dauernd auf ihn zu warten. Das bedrückte sie schon jetzt, dass sie so auf seine Gnade angewiesen war.
    Möglicherweise verheiratete Bernhard sie auch mit einem Mann aus seiner Mannschaft oder mit einem unfreien Bauern. Wahrscheinlich würde Bernhard nicht den hässlichsten und ältesten aussuchen, sondern einen Mann, von dem er annahm, er würde Alice gefallen. Sie war den Tränen nahe, sie war verzweifelt. Wenn sie daran dachte, in welchem Reichtum und Luxus und vor allem wie geachtet sie als Kaufmannsfrau gelebt hätte. Es war alles verloren.
    Ihr Vater – tot durch ihre Schuld.
    Warum hatte sie ihm nichts von dem Geld gesagt? Warum hatte sie ihn nicht davon abgehalten zu plündern? Wenn sie ihn in die Stadt zu dem jüdischen Arzt begleitet hätte, ihr Vater wäre nicht zum Krüppel geschlagen worden. Hätte, hätte …
    Wenn sie Bernhard doch nur nicht erhört hätte …
    Ja, was wäre dann anders? Sie hätte nicht geliebt. Sie hätte ihn nicht geliebt.
    Und trotzdem bedeutete das Ende der Pilgerfahrt auch das Ende ihrer Liebe.
    Wenn Alice nicht Geliebte bleiben wollte, so böte sich als Ausweg das Kloster an.
    Sie müsste den Schleier nehmen und Nonne werden. Alice fühlte sich bei der Vorstellung von Klostermauern sofort eingeschlossen. Feste Regel der Klöster war das Verharren an einem Ort. Konnte sie das überhaupt noch nach drei Jahren auf Wanderschaft, sesshaft sein? Ein Leben von morgens bis abends geregelt, ein Weg nur vom Schlafsaal in die Kirche, ins Refektorium, in die Schreibstube, in die Kirche und so den ganzen Tag bis zu der Komplet, und das Jahr für Jahr bis zu ihrem Tod?
    Wahrscheinlich würde man sie im Kloster Niedernburg aufnehmen, auch wenn sie nicht adelig war und kein Vermögen hatte. Schließlich war sie Jerusalempilgerin, konnte lesen und schreiben und hatte gute Manieren.
    Dass Alice schon ein Kind hatte, schadete nicht. Das hatten viele und das uneheliche Kind von einem Grafen war ohnehin keine Schande.
    Was aber sollte dann aus Hanno werden, ihrem gemeinsamen Sohn?
    Bernhard hatte es schon angedeutet, es war ja auch üblich, er wünsche, Hanno würde von seiner Mutter, der Gräfin, auf der Burg erzogen, später, mit sieben Jahren, käme er fort zu einem befreundeten Grafen, um zum Ritter ausgebildet zu werden.
    Und wenn Bernhards Gattin, die schöne, reiche, adelige Frau, ihm keinen Sohn gebären sollte, dann würde ihr Sohn Hanno später Graf von Baerheim.
    Ich tue ja schon, als sei Bernhard bereits verheiratet. Bisher war keine unverheiratete Erbtochter in Sicht, versuchte Alice, sich Mut zu machen.
    Unsinn, er wird heiraten, so bald wie möglich. Und dann? Was geschieht, wenn seine Frau eifersüchtig auf unseren Sohn ist? Wenn sie unfruchtbar ist oder nur eine Tochter bekommt. Wird sie nicht mit aller Kraft, allem Geschick und bösem Willen es durchsetzen, dass ihre Verwandtschaft nach Bernhards Tod das Lehen erhält? Wird sie nicht vor allem versuchen, den Bastard, meinen und Bernhards Sohn, aus dem Weg zu räumen? Es wird ihr nicht entgehen, dass Bernhard Hanno als seinen Sohn legitimieren will, sofern sie, seine Ehefrau, ihm keinen Sohn schenkt oder ihr Sohn schon im Kindesalter stirbt, was ja bei Jungen besonders häufig vorkommt.
    Pah, dachte Alice und seufzte aus tiefstem Herzen.
    Ich, Hannos Mutter, will meinen Sohn großziehen.
    Alice senkte den Kopf. Das würde Bernhard niemals zulassen. Es wäre auch grausam und

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