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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Sohn des Bogenmachers. Wir haben uns bisweilen zum Bogenschießen getroffen. Je länger und besser ich ihn kennenlernte, desto mehr war ich versucht, ihm einfach zu erzählen, dass ich eine Frau bin.
    Andererseits war ich mir unsicher, ob er mich nach einem solchen Geständnis noch mögen würde. Ich wagte also nicht, offen mit ihm zu reden. Um seine Meinung zu erkunden, kam ich auf die Amazonen zu sprechen, Ihr wisst, das sind Frauen, die kämpfen wie Männer. Seine Haltung zu Krieg führenden Frauen, zu Frauen überhaupt, die mit Waffen umgehen können, versetzte mir einen Schlag. Ich war wie erstarrt und er stellte nur fest, ich hätte noch nie so schlecht geschossen und brach das Üben für den Tag ab.
    Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Von da an habe ich meine Bogen woanders gekauft.
    Mit der Zeit tat es auch weniger weh. Liebe, was ist das schon. Man kann sie nicht essen, nicht trinken, sich nicht mit ihr kleiden. Man braucht sie eigentlich nicht, um angenehm zu leben. Liebe ist vergänglich und bereitet nur Schmerzen. Oder? Lasst, Ihr braucht es nicht zuzugeben. Die einzige Liebe, die uns sicher ist und die niemals aufhört, ist die Liebe zu Jesus Christus.«
    Josephine machte in ihrer Rede eine Pause und überließ Alice ihrem Nachdenken.
    »Mit der Erkenntnis«, fuhr sie endlich fort, »dass unsere innere Ruhe im Heiland zu suchen und zu finden ist, überkam mich die Reue, meiner Mutter Kummer bereitet zu haben.
    Auch ich hatte meiner Mutter insgeheim die Schuld für die toten Kinder gegeben, auch ich hatte sie ohne Abschied verlassen. Ich erkannte zu meinem Entsetzen, dass ich meinem Vater ziemlich ähnlich bin. In Jerusalem, so hoffte ich, könnte ich für meine Schuld büßen, in der Heiligen Stadt wollte ich Gott um Vergebung bitten und anschließend nach England zurückkehren.
    Jerusalem liegt ziemlich in der Nähe von Konstantinopel, von England aus betrachtet«, fügte Josephine schmunzelnd hinzu. »Das muss man ausnutzen. Womit ich nicht gerechnet hatte, dass es auch mich trifft, das waren Piraten.
    Wir waren schon auf der Höhe von Zypern, da wurde unser Schiff überfallen. Ich habe mindestens fünf Piraten abgeschossen. Doch das Schiff wurde geentert, im Nahkampf waren wir unterlegen. Die Frauen wurden von den Piraten auf dem Sklavenmarkt verkauft, wir Männer gerieten in die Gewalt des Emirs von Tripolis, für den wir schwer schuften mussten. In der Gefangenschaft war es mir unmöglich, auf Dauer zu verbergen, dass ich eine Frau bin. Ich hatte große Angst, als es mir nach Frauen Art ging. Ich habe meine Mitgefangenen angefleht, mich nicht zu verraten. Die Männer hatten Erbarmen mit mir, sie verlangten allerdings, als wir durch euch befreit wurden, dass ich den Heerführern mein wahres Geschlecht bekenne.«
    »Und nun? Wie wollt Ihr weiterleben? Als Mann oder als Frau? Wollt Ihr wie ein Mann in der Schlacht um Jerusalem kämpfen?«
    »Ich bin begierig darauf.«
    »Belagerungen sind schwierig«, gab Alice zu bedenken. »Jerusalem ist berühmt und berüchtigt dafür, dass es uneinnehmbar sein soll. Ich befürchte, viele von uns werden sterben.«
    »Ihr aber gewiss nicht?«, fragte die Bogenschützin. »Habt Ihr denn schon an Kampfhandlungen teilgenommen? Nach drei Jahren bewaffneter Pilgerfahrt müsstet Ihr Erfahrungen gesammelt haben, auch wenn Euer, wie soll ich ihn nennen, Euer Ritter von Krieg führenden Frauen nichts hält.«
    »Natürlich habe ich das. Ich habe den Männern Wasser an die Kampflinie gebracht. Nachts war ich mit anderen Frauen zur Bewachung des Lagers eingeteilt. Einmal«, Alice lachte stolz und vergnügt, »haben wir mit unserem Geschrei und unseren langen Messern drei Türken in die Flucht geschlagen, sie sogar noch verfolgt und einen ziemlich verletzt.«
    »Alle Achtung«, lobte Josephine von oben herab.
    Alice schluckte. Spitz entgegnete sie: »Was werdet Ihr denn machen, nachdem wir Jerusalem erobert haben? Werdet Ihr Euch irgendwo als Söldner verdingen?«
    »Ich kämpfe für Jesus Christus«, belehrte sie die Bogenschützin. »Wenn ich die Belagerung überlebe, werde ich nach England zurückkehren, mich mit meiner Mutter versöhnen, sofern sie noch lebt, und versuchen, in das Heer des Königs einzutreten. Wenn dies nicht möglich sein sollte, gehe ich ins Kloster, aber als Bruder Joseph.«
    Sie erhob sich.
    »Einen Augenblick«, hielt Alice sie zurück. »Was ich noch sagen wollte, der Ritter, wie Ihr ihn nanntet, er ist übrigens der Graf von Baerheim, weiß

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