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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Gefallen zu sein.
    So ward es Abend und Morgen, ein neuer Tag, nur unterbrochen von dem Gang zum Weihgottesdienst, der anlässlich der Ernennung des Priesters Robert von Rouen zum Bischof von Ramla feierlich zelebriert wurde. Hastig kleideten sie sich an, standen während der Messe, wie es sich für ihren Stand schickte, weit voneinander entfernt, um wieder flugs zueinander in ihr Paradies zu gelangen. Nur flüchtig wurde Alice von den Gedanken gestreift, dass ihr Tun Sünde wäre. Allerdings ergriff sie in ihrer Glückseligkeit bisweilen die Angst, die Angst um Bernhard, die Angst vor dem Verlust, die Angst vor Jerusalem, dem Ziel und der Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte, ihrer aller Hoffnung.
    Es war in der Nacht vor ihrem Aufbruch, Alice lag eng an Bernhard geschmiegt in seinem Arm, als sie ihn fragte:
    »Woran denkt Ihr?«
    »An meine Grafschaft in Bayern«, antwortete er, ohne zu zögern. »Ich sehe da Schwierigkeiten auf mich zukommen. Es handelt sich zwar um ein erbliches Lehen, jedoch bin ich dazu verpflichtet, in kürzester Zeit nach dem Erbfall, nach dem Tod meines Vaters, ins diutsche landt zurückzukehren und mein Lehen zu empfangen. Der Weg ist zwar weit, aber eine schnelle Reise ließe sich nach der Eroberung Jerusalems schon einrichten.
    Jedoch, da sitzt der Haken, ist mein Lehen größtenteils verpfändet, an deinen Onkel übrigens, an das Kloster, und ich muss, um es auszulösen, Schätze, die ich noch nicht einmal habe und von denen ich nicht weiß, ob und wie ich an sie herankommen soll, also diese Schätze muss ich von Jerusalem über Italien nach Bayern schaffen. Bis ich aber die Reichtümer erworben und sie auf ein Schiff verladen und dann mühsam und zeitaufwendig durch Italien transportiert habe, ist es Herbst und der Brenner unwegsam, verschneit, unpassierbar. Ohne meine Aufsicht kann ich aber mein Hab und Gut nicht lassen, es wird mir gestohlen, ich traue niemandem.« Er seufzte schwer.
    »Dazu kommt, ich habe gehört, dass auf Wunsch des Kaisers seinem ältesten Sohn Konrad das Königtum und Erbe aberkannt und sein jüngerer Sohn statt seiner im Januar zum König in Aachen gekrönt wurde. Der ist aber wohl erst 13 Jahre alt. Was wird nun aus meinem Lehen? In unserer schönen Heimat herrscht Chaos.«
    Wie in meiner Seele, dachte Alice.
    »Du liebst mich nicht«, fasste Alice seine Rede zusammen und duzte Bernhard zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Bernhard zuckte zusammen.
    »Nach diesen drei Tagen und Nächten«, fuhr sie unbeirrt fort, »nachdem wir ebenso beieinander waren, wie es nur Eheleuten gestattet ist, fällt dir nur dein Lehen ein. Wenn du an den Tod denken würdest, der dir bei der Belagerung Jerusalems droht, ich könnte es verstehen. Auch ich fürchte, dass du noch ganz kurz vor der Eroberung der Heiligen Stadt sterben könntest.«
    Alice hatte sich aus seinem Arm gelöst und blickte Bernhard jetzt an.
    »Du hast mich nie geliebt«, wiederholte sie ihre Anschuldigung.
    »Du hast Begierde, Leidenschaft für mich empfunden und anfangs nicht einmal dies. Nie werde ich deinen Blick am Abend bei der Essensausgabe im Herbst in Serbien vergessen, als du am Baum lehntest und mich abschätztest. Gib es zu, du wolltest eine Frau zum … Also, du wolltest eine Frau und begutachtetest mich, ob ich dazu geeignet sei. Ja, ich hatte keine Verwandten weiter, nur einen Vater, der schon krank vor Zahnschmerzen war, ich war nicht verheiratet, es würde als keine Schwierigkeiten mit einem Ehemann geben, ich war Jungfrau und habe dir gefallen. Das war Kalkül, das war Berechnung, das war verabscheu …«
    »Alice«, unterbrach Bernhard sie. »Bereust du, mich zu lieben?«
    Alice war fassungslos. Sie dachte nach.
    »Nein, ich bereue es nicht, dich zu lieben. Das ist die Sünde, dass ich es nicht bereue. Wir sind Pilger Gottes, wir sind, solange wir Pilger sind, im geistlichen Stand. Wir dürfen nicht miteinander schlafen, wir dürfen nicht einmal daran denken. Das ist das Furchtbare, dass sogar im Gebet, beim Singen der Psalmen, bei der Messfeier mein Herz oftmals von wollüstigen Bildern so eingenommen ist, dass ich darüber die Anbetung Gottes vergesse. Ich sollte über die Sünden klagen, die ich begangen habe, und fürchte doch nichts so sehr, als dass ich sie eines Tages, schon bald, nicht mehr begehen kann.«
    »Alice«, sagte Bernhard und berührte sanft ihren schönen Arm. »Du bist nicht Eva, die den Mann verführt und ins Verderben stürzt. Auf dir liegt nicht der Fluch deines

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