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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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unsere Lage sehr genau einzuschätzen. Wir brauchen für die Eroberung Jerusalems jeden Bogenschützen, ob Mann oder Frau.«

    Es war bereits der 30. Mai, als im Morgengrauen die Zelte vor Caeserea abgebrochen wurden. In gewohnter Marschweise setzte sich der Pilgerzug in Bewegung, in der Mitte die Frauen und Kinder mit dem ganzen Tross sowie die Ritter, um die Pferde vor etwaigen Angriffen zu bewahren, und außen die Bogenschützen.
    Es war heiß geworden, die Rüstungen viel zu schwer. Die meisten Ritter hatten ihre Helme abgenommen, weil die Hitze darunter unerträglich wurde. Landeinwärts bot der niedrige Kiefernwald mit seinem trockenen Holz keinen Schatten und auch das Meer, an dem sie entlanghetzten, bot keine Kühle. Alice schwitzte, es klebten ihre Kleider am Leibe, und sie musste es zugeben, dass sie es noch weitaus angenehmer hatte als die Menge, die im staubigen Sand beinahe knöcheltief versank. Offenbar hielten die Heerführer diesen Abschnitt des Weges für besonders gefährlich, denn es wurde nicht ein einziges Mal angehalten. Alice behielt ihr Kind bei sich, weil sie das rote, schweißnasse Gesicht der Kinderfrau beunruhigte. Einmal kam Bernhard zu Alice herangeritten und bemerkte:
    »Wenn die Feinde den Wald anzünden, die ägyptische Flotte auftaucht, die ständig im Mittelmeer kreuzt, und die Garnisonen von Caeserea und Arsuf uns angreifen, dann überlebt das keiner von uns.« Alice hatte Ähnliches empfunden und gedacht; der Brand der Sträucher und des Grases vor Antiochia und das qualvolle Sterben der Männer waren ihr nur noch zu gut in Erinnerung. Nur keine Zeit verlieren, nur weiter, weiter und hoffen, dass sie unbehelligt an Arsuf vorbeikämen.
    Endlich. Ein Blick zurück zum Meer. Der ganze Zug, Tausende von Menschen schwenkten landeinwärts, verließen den Küstenstreifen, die letzte Etappe ihrer Pilgerfahrt hatte begonnen.

    Alice wie wohl jeder bangte Ramla entgegen, der einzigen Stadt, die nur von Muslimen bewohnt war. Wie viele andere Frauen schlug sie müde am Abend ihr Zelt im Wadi Djudâs auf, etwas beängstigt, ob die Muslime sie nicht, wenn sie schliefen, überfallen würden.
    Zu ihrer Erleichterung blieb die Nacht ruhig. Doch kurz nach Sonnenaufgang wurde Alice von der Unruhe im Lager geweckt. Als sie ziemlich verschlafen aus ihrem Zelt trat, sah sie Bernhard zusammen mit anderen jungen Männern laut rufend von ihrer Erkundung zurückkehren. Sie verkündeten, die Moslems seien geflohen, die ganze Stadt sei menschenleer, alle sollten sich aufmachen. Wein gebe es in Hülle und Fülle. Jubel brach aus. Die Menge erhob sich, brach die Zelte wieder ab, jeder raffte seine Sachen zusammen und nahm sein Bündel. Die Aussicht, die müden, zerschundenen Glieder in Betten ausruhen zu können, erfüllte alle mit Begeisterung.
    Bernhard flüsterte Alice zu: »Ich habe einen Raum für uns in einem Obergeschoss. Kaspar habe ich dagelassen, damit niemand uns den wegnimmt. Komm.«
    Vorbei an der noch eilends von den Moslems verwüsteten St.-Georgs-Kirche von Lydda machten sie sich auf in das unversehrte Ramla. Die Stadt schien zu Recht Klein-Damaskus genannt zu werden. Prächtige Häuser, Basare, Moscheen, Minarette beeindruckten die keine Annehmlichkeiten gewohnten Pilger und vermehrten ihren Stolz, die Stadt eingenommen zu haben.
    Alice und Bernhard betraten durch einen Torbogen ein Haus in einer Nebenstraße, in dessen Innenhof ein Brunnen plätscherte und Zitronenbäumchen blühten. Alice war aufgeregt, als kennte sie Bernhard nicht schon seit Jahren. Erwartungsvoll, fast als sei es das erste Mal, stieg sie die kaum erleuchtete Treppe hinauf. Bernhard öffnete die Tür zu einem Schlafgemach, das auf den ersten Blick Alice wie das in Ikonion erschien mit dem breiten Bett, den Kordeln und Bändern an der golddurchwirkten Überdecke, den Kerzen und den mit Intarsien verzierten Möbeln. Schmuck und Geld und sonstige Kostbarkeiten hatten die früheren Bewohner allerdings mitgenommen, wovon die noch immer geöffneten Kästen und Truhen zeugten. Bernhard erteilte Kaspar Anweisungen, er habe jeweils zu klopfen und die Mahlzeiten vor die Tür zu stellen. Alice übergab der Kinderfrau den kleinen Hanno. Sie sollte das Kind in der Zwischenzeit versorgen und es nur zum Stillen bringen.
    Dann schloss sich die Tür und Alice und Bernhard waren allein. Er kam sofort auf sie zu und küsste, entkleidete sie und drängte sie auf das Bett. Alice zog auch ihn aus, erregt von dem Verlangen, ihm in allem zu

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