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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Pferde hörten, hielten wir Euch für einen Teil des ägyptischen, zur Verstärkung nach Jerusalem entsandten Heeres. Nun, Gott sei Dank, Ihr seid Christen.
    Ihr müsst wissen«, plauderte er, »alle Christen Jerusalems sind schon unter Todesandrohung aus der Heiligen Stadt vertrieben worden und zu uns nach Bethlehem geflüchtet. Die Stadt quillt über von obdachlosen Christen, die bei uns Unterkunft und Beistand suchen. Aber wir haben natürlich keine Waffen und können sie nicht beschützen. Aber kommt …«

    Der Prozessionszug setzte sich wieder in Bewegung und führte die Ritter aus dem Westen durch eine hügelige Gartenlandschaft mit Weinbergen und Olivenhainen. Bethlehem hatte sich vom Tal her ausgeweitet und erstreckte sich auf die umliegenden Hügel, wie Martin in der aufgehenden Sonne sehen konnte. Singend und Gott lobend zogen die Einwohner von Bethlehem und die fremden Ritter den Hügel hinunter zum Mittelpunkt der Stadt, an dicht gedrängten Häusern vorbei. Auf dem Platz vor der Geburtskirche wimmelte es von Hunderten von Schafen und Eseln, die blökten und schrien, überragt von einigen mageren Kühen.
    Martin sah zu der hohen byzantinischen Basilika hinauf, auf deren Giebel in der Morgensonne ein Mosaik erstrahlte. Während er durch ein ausladendes Portal das Gotteshaus betrat, flüsterte der Mönch ihm zu: »Man müsste das Tor endlich einmal verkleinern, damit die Sarazenen nicht mehr hindurchreiten können.«
    Die Ritter drängten sich nun in der fensterlosen, von Öllampen und Kerzen erleuchteten Vorhalle, von der wieder reich verzierte Türen abgingen. Durch ein prächtiges, vergoldetes Tor betraten die Männer nach dreijähriger Pilgerfahrt endlich, von Demut, Freude und Leidenschaft erfüllt, die fünfschiffige Geburtskirche, überwältigt von einer Sternendecke, die sich über die heilige Stätte wölbte. Martin blickte hinauf in das Himmelsgewölbe. Goldgrundige Mosaike schmückten die beiden Fensterwände. Zwischen den Fenstern aber schwebten hohe Engelsgestalten, die ihren Blick auf die Grotte richteten, in der Jesus Christus geboren worden war.
    Zur Geburtsgrotte, zum Herzen der Christenheit strömten die Ritter und drängten die Treppen hinunter, die zu beiden Seiten des Chores zu diesem Heiligtum hinabführten.
    Ausgerechnet neben Bernhard betrat Martin den Raum, in dem Maria ihren ersten Sohn geboren hatte. Wie geblendet vom Schein unzähliger Ampeln, in deren Licht die Marmorwände schimmerten, blieb die vordere Reihe der Männer stehen. Von hinten drückten die anderen Ritter nach, verkniffen sich aber jedes grobe Wort und bestaunten ehrfürchtig den wunderbaren Ort. Betend fielen die Männer auf die Knie, jedoch so, dass sie den Stern von Bethlehem frei ließen. Ihre Kettenhemden klirrten laut, als sie sich erhoben, um die drei Stufen hinab zu der Krippengrotte zu gehen, den Altar der Heiligen Drei Könige zu betrachten wie auch die Krippe, die in den Fels gehauen war. Die Grotte war so eng und klein, dass sie kaum alle darin Platz fanden. Die Luft wurde stickig. Auch ein so heiliger Ort konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Männer standen, die durch Sonnenglut geritten waren und sich meist längere Zeit nicht gewaschen hatten.
    Man stürmte hinaus, besonders als die Gastgeber eine üppige morgendliche Mahlzeit in Aussicht stellten. Trotz der Vorfreude auf knuspriges Lammfleisch, Brot und Wein unterdrückte man jedes laute Wort. Aber es war kaum zu überhören, dass an die 100 bewaffnete Männer die Stufen hinaufstürmten und die Basilika ziemlich eilig verließen.
    Martin hatte als einer der Letzten schon die Treppe erreicht, da hielt ihn etwas Unnennbares zurück. Er zauderte, wandte sich um und blieb allein in der Geburtsgrotte zurück. Oben in der Basilika hörte er, wie das schwere Tor geschlossen wurde.

    Dann war es totenstill.
    Es war Martin, als sei er eingekerkert.
    Martin sah sich in der Grotte um. In die Felsen waren Nischen gehauen, in denen Öllampen brannten, deren Flammen wie hin und her züngelten. Im Schein des Lichts leuchtete das Altarbild, Maria mit ihrem Kind.
    Martin fiel auf die Knie. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Er flehte die Mutter Gottes an, wortlos, denn er wusste nicht, worum er bitten sollte.
    Er fühlte nicht den harten Boden, nicht die Müdigkeit, nicht den Hunger, nur den Schmerz in sich selbst.
    Jedoch unmerklich veränderte sich etwas in der Grotte. Martin hob sein Gesicht und blickte auf. Er atmete einen Duft ein, der sich um

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