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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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deren mächtige, hohe, aus gewaltigen Steinblöcken bestehende Mauern in den Himmel ragten. Da fände sie einen Augenblick Ruhe. Zusammenbrechen würde die Ruine wohl nicht. Alice blickte nach oben, sah die Vögel auf dem oberen Mauerwerk sitzen, davonfliegen und sich wieder niederlassen.
    Mit ihrem Kind auf dem Rücken betrat sie die Kirche, ging über den Mosaikfußboden durch das breite Kirchenschiff zur Hauptapsis. Vor der Bank für die Kirchenältesten ließ sich ein weißbraun geschecktes Kätzchen von der Sonne wärmen. Hanno hockte sich dazu, freute sich und streichelte zärtlich das Tier. Das Kätzchen ließ es sich gefallen, lag auf dem Rücken, ließ sich kraulen, bis es plötzlich aufsprang und davonlief. Alice nahm ihren Sohn in den Arm, entblößte ihre Brust und stillte ihn. Ganz ruhig wurde sie dabei, als gäbe es keine Waffen, keinen Kampf, keine Ungleichheit zwischen ihr und Bernhard. Auch Hanno wurde ganz ruhig und saugte hingebungsvoll. Er schlief jedoch, wie sonst so oft, nicht beim Stillen ein, sondern wollte herunter von ihrem Schoß. Alice ließ ihn und so krabbelte Hanno am kaum noch erkennbaren Altar vorbei zum steinernen Bischofssitz, an dem er sich hochzog. Nur sich mit dem Zeigefinger Halt gebend, umrundete das Kind den erhöhten Stuhl, lachte, als er es geschafft hatte, und sah stolz zu seiner Mutter herüber.
    »Willst wohl Bischof werden«, schmunzelte Alice.
    Sie ging auf den Jungen zu und sagte:
    »Komm, lass uns mal sehen, was da hinten ist. Sieht aus wie ein Haus in der Kirche.«
    Alice nahm ihren Sohn bei der Hand und ermunterte ihn:
    »Du wirst bald alleine laufen können.«
    Sie genoss es, die kleine Hand noch in der ihren zu fühlen. Langsam durchquerten sie das mächtige Kirchenschiff und gingen auf eine Steinmauer zu.
    Neugierig betastete Alice die Wand, die so aussah, als stamme sie aus einem römischen Haus. Vorsichtig hielt sie Hannos Hand an das Mauerwerk:
    »Das war sicher das Haus des Kaiphas. Da ist unser Herr Jesus Christus eingetreten und hat das Brot gebrochen. Hanno, hier ist unser Heiland gewesen.«
    Hanno kümmerte sich jedoch nicht um den heiligen Ort, sondern fing an zu weinen.
    Der Duft, den er ausströmte, verriet ihr unmissverständlich, der Junge musste gewaschen werden. Da half es auch nichts, dass sie ihn sanft streichelte. Auch sie verspürte den Wunsch, sich zu reinigen.
    Alice nahm Hanno auf den Arm, trat aus der Basilika, ging vorbei an einer dreischiffigen Kirche, die wohl nach der Zerstörung der Basilika errichtet worden war. Im Vorbeigehen warf Alice einen scheelen Blick auf das Gebäude, das zu einer Moschee umgewandelt worden war.
    Darüber nachzudenken fand sich keine Gelegenheit. Bei ihrer Ankunft war der Ort verlassen gewesen. Nun war er vollgepfropft. Auf den engen Gassen herrschte Gedränge von Frauen mit ihren kleinen Kindern, ziemlich verwahrlosten Jungen und Mädchen, Nonnen, Mönchen, Priestern, Fußsoldaten, Rittern, ihren Bediensteten und Dirnen. Sie alle suchten ein Plätzchen, um sich endlich zu erfrischen und auszuruhen. Bernhard sah sie zusammen mit Balduin von Le Bourg und einigen anderen jungen Rittern auf den Stufen einer Treppe lagern, wie sie aßen und tranken und überhaupt gute Laune hatten. Da war sie sowieso fehl am Platze.
    Alice verließ das Kastell, ging ein kurzes Stück auf der staubigen Straße und fand ein wenig abseits vom Wegesrand eine Quelle. Nachdem sie den Jungen gründlich und sich selbst auf die Schnelle gewaschen hatte, ließ sie Hanno noch weiter am Bach mit Wasser planschen. Sie trocknete sein Hemdchen und ihr Unterkleid in der Sonne und setzte sich auf einen Felsbrocken, von dem aus sie auf ihr Kind aufpassen konnte und einen weiten Blick über das abfallende Gebirge auf den Weg hatte. Hanno quietschte vor Vergnügen, während er seinen schwarzen Lockenkopf über das Wasser beugte und mit Steinchen und Stöckchen spielte. Ganz der Vater, dachte Alice, und ein sonderbares Gefühl von Wehmut, Schmerz und Liebe erfasste sie. Vielleicht auch nicht ganz, verbesserte sie sich, denn das widerspenstige Wuschelhaar hatte der Junge von ihr.
    Um nicht an Bernhard denken zu müssen, der sie so offensichtlich überhaupt nicht vermisste, blickte Alice in die weite Landschaft.
    In der Ferne sah sie Männer auf Eseln heranreiten. Beim Näherkommen stellte Alice fest, dass sie kein Schwert trugen, woraus sie schloss, dass es Christen waren. Die Männer hatten auch Alice bemerkt und sprachen sie an:
    »Gottfried von

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