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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Boden.
    Theresa blickte ihn aus Sternenaugen an.
    »Ich bitte dich, nimm meine Liebe. Erkenntnis kann ich dir nicht geben. Nur dieses eine und letzte Mal darf ich zu dir kommen. Ich bin erschienen, um dich zu trösten und zu stärken, damit du nicht die größte und schwerste Sünde begehst, die der Verzweiflung. Du sollst gerüstet sein, denn schon bald wird jemand von dir genommen, der von den Lebenden deinem Herzen am nächsten steht.«
    Damit wandte sie sich Martin ganz zu und küsste ihren Liebsten zart auf die Stirn.
    Es blieb ihm nichts als der Duft der Lilien auf dem Felde und die Prophezeiung: ›Wen du am meisten liebst, der stirbt.‹

    *

    Bernhard lächelte verächtlich, als er Tankred davonreiten sah. Es war klar, der wollte eine Schafherde erbeuten, um die Fürsten und die Geistlichkeit milde zu stimmen, um den gewaltigen Krach und Streit aufzufangen, den es unweigerlich geben würde. Denn Tankreds Banner wehte auf der Geburtskirche von Bethlehem und niemand im Heer, aber auch niemand, würde es befürworten, dass ein weltlicher Herrscher diesen heiligen Ort der Christenheit für sich beanspruchte.
    Bernhard aber wollte es sich auf keinen Fall mit Gottfried von Bouillon verderben, schon gar nicht um der Machtgelüste eines anderen willen, beabsichtigte er doch, sein kleines Lehen in Niederlothringen möglichst bald vom Herzog zu erhalten. Wenn es auch nur aus einer Siedlung mit wohl 40 unfreien Bauern und ihren Familien bestand, etwas Land und einem Wald, so war es mehr als nichts, ein Anfang.
    Allerdings – dazwischen lag Jerusalem.
    Jerusalem – das war seine Stunde.
    Von Sieg, von Heldentum aber waren Bernhard und die anderen 100 Ritter weit entfernt, die nun so schnell wie möglich von Bethlehem dem Hauptheer zustrebten. Es wurde Mittag, es wurde heiß. Die Sonne brannte auf eine baumlose, ausgetrocknete, staubige Landschaft. Winzige Steinchen wurden durch die Hufe der Pferde aufgewirbelt und schlugen den Reitern ins Gesicht. Die Kettenhemden drückten auf den Schultern und waren überaus unbequem in der Hitze. Die Müdigkeit nach der durchwachten Nacht, dazu das schwere, fette Essen und der viele Wein lasteten auf ihnen.
    Bernhard schwitzte. Seine Kopfhaut juckte unter dem Helm. Er kratzte sich oder versuchte es zumindest, denn der Helm saß fest. Seit Ramla hatte Alice nicht mehr sein Haar gekämmt und nach Läusen untersucht, also erst seit einer Nacht. Bernhard überlegte, dass sich unmöglich so schnell Nissen und Läuse einnisten konnten. Trotzdem.
    Und überhaupt Alice. Auch wenn der Streit mit ihr seine Seele weniger bedrückte als seine Kopfhaut, so hatte Bernhard sie nicht aus den Augen verloren. Er hatte genau beobachtet, wie sie in Emmaus zu ihm herübergeschaut hatte, als er auf den Stufen saß und es sich gut gehen ließ. Er hatte seinen Jungen gesehen, seinen Hanno, zu dem ihn eine heftige Anwandlung von Zärtlichkeit überkam. Natürlich, er war nicht aufgestanden, wie sollte er auch, er hätte sich lächerlich gemacht vor seinen Freunden. Aber aus den Augenwinkeln hatte er Alice verfolgt, wie sie in der Menschenmenge verschwand. Bernhard seufzte und gab seinem Pferd die Sporen.
    Das Rollen der Wagen, Wiehern der Pferde, die Stimmen, das Rufen, Schreien, Gegröle, Singen von Hymnen und vor allem die Kamele, diese seltsam riesigen Tiere des Morgenlandes, die alles überragten, kündigten Bernhard die Nähe des Hauptheeres an. Er überließ es anderen, Herzog Gottfried Bericht zu erstatten, sollten sie Tankreds Missetat verkünden.
    Bernhard wollte zu Alice.
    Er suchte sie, ritt die Reihen des Heeres entlang, das sich in schmutzigen, staubigen Kleidern, stinkend und im Eiltempo nach vorne gen Jerusalem schleppte.
    Bernhard war erleichtert, Alice gesund, wenn auch müde, einen Schritt vor den anderen setzen zu sehen. Sie sah erschöpft aus unter ihrem großen Pilgerhut, der sie und ihren Sohn vor der beißenden Sonne schützte.
    Den Jungen trug sie im Tragetuch vor der Brust und erzählte ihm etwas.
    Auch Alice hatte Bernhard bemerkt. Sie nahm Hanno auf den Arm und zeigte in Bernhards Richtung. Als Bernhard an Mutter und Kind heranritt, fasste sie seine kleine Hand und sagte:
    »Da, schau, dein Vater.«
    Das Kind lachte und machte das Wort nach. So etwas wie »Ata« konnte Bernhard verstehen.
    »Ach, Ihr«, begrüßte ihn Alice und lächelte erleichtert.
    Er saß ab und ging neben ihr auf dem staubigen, stetig ansteigenden Weg.
    »Wir laufen schon fast die ganze Nacht und den

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