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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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hatte, mit dem Schwert zu bedrohen und ihnen das Haus anzuzünden, das erschien ihr doch hinterrücks und gemein und vor allem unvorstellbar.
    Bernhard gähnte:
    »Wenn Kaiser Alexios uns das Pferdefutter und die Lebensmittel streicht und dazu noch die Verbindung mit Bohemunds Heer behindert, dann muss er eben damit rechnen, dass wir Gewalt ausüben.«
    Er gab Alice einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
    »Komm, Liebchen. Mach dir nicht so viel Gedanken. Es lässt sich sowieso nichts mehr ändern. Lass uns endlich schlafen.«
    Damit drehte er sich zur Seite.

    Alice aber zerriss es vor Ungeduld und Angst. Sie hielt es neben dem schlafenden Bernhard nicht länger aus. Sie musste nach Hause zu ihrem Vater!
    Sie musste auch die Witwe warnen!
    Eiligst zog sie sich an, rannte über den Platz, stürmte die Treppe hinauf, vorbei an der Witwe, die eben einen Kübel ergriffen hatte und sich anschickte, vom nahen Brunnen Wasser zu holen. Hastig, die Röcke raffend, stürzte Alice an das Bett ihres Vaters, kniete nieder und ergriff seine Hand. Ihr Vater war Gott sei Dank wach und bei gutem Verstand und nicht in diesem Halbnebel, in dem er oftmals nicht ansprechbar war.
    Der Vater, der ein mildes, gütiges und besorgtes Gesicht gezeigt hatte, erstarrte, als Alice ihm die Neuigkeit offenbarte. Er sah plötzlich aus wie der Tod.
    »Ich muss der Witwe Bescheid geben. Sie muss gewarnt werden. Sie muss ihre Sachen packen und sich zu ihrem Sohn retten.«
    »Das wirst du nicht tun oder noch nicht. Sie ist Byzantinerin. Wenn sie plaudert und Alexios durch seine Spione von dem bevorstehenden Überfall erfährt, schickt er seine Truppen und dann werden wir überfallen und ich werde in diesem Bett erstochen.«
    Alice hielt die Hände vor Kummer vors Gesicht.
    »Was soll nur werden?«, jammerte sie. »Was soll nur aus dir werden?«
    »Es wird noch alles gut«, tröstete er.
    »Wie denn?«, aufgebracht sah sie ihn an. »Vater, ich weiß es, wir sind verflucht. Unsere Familie ist verflucht.«
    »Wie kommst du darauf, Alice?« Er versuchte, sich aufzurichten.
    »Bernhard hat es mir gesagt. Alle wussten es, nur ich nicht.«
    Der Vater nahm Alice’ Hand.
    »Es ist kein Fluch, glaub mir.«
    Alice schüttelte den Kopf.
    »Vater, ich habe so häufig an meine Mutter gedacht. Ich weiß so wenig von ihr. Fast nichts. Sie war so jung, als sie dich heiratete. Und ein Jahr später war sie tot. Was würde sie sagen zu meiner Schande? Würde sie mich verstehen, dass ich Bernhard liebe, oder würde sie mich verurteilen? Und ist sie selbst jetzt verdammt, weil der Abt sie verflucht hat? Reicht ein Fluch auch über den Tod hinaus und ist sie jetzt in der Hölle?«
    »Meine Tochter, was hast du für Gedanken?«
    »Es ist ein Fluch«, sagte Alice nüchtern. »Ich bin auch verflucht, weil ich mich jede Nacht benehme wie eine …«
    »Lass uns jetzt nicht unüberlegt urteilen. Dir bleibt keine Wahl, wenn ein Ritter, der dazu noch Sohn eines Grafen ist, dich begehrt.«
    »Ich hätte auch Nein sagen können.«
    »Nein, ich bin schuld, weil ich den Schlafmohn brauchte.«
    »Darin besteht doch der Fluch, dass Mutter tot ist, wir alles verloren haben und du ein Krüppel bist.«
    Alice hielt das nicht aus.
    »Setze dich zu mir auf das Bett«, bat der Vater.
    Er räusperte sich und begann:
    »Ich habe mich immer wieder gefragt, ob es ein Fluch war, den mein Bruder über uns ausgesprochen hat. Er war ja damals noch gar kein Mönch. Mein Vater hätte ihn zwar als zweiten Sohn gerne in ein Kloster gegeben, eines, in dem nicht nur Adelige aufgenommen werden und er auch niedere Arbeiten hätte verrichten müssen. Mein Vater hatte sich deswegen schon mit einem Abt brieflich in Verbindung gesetzt. Aber Daniel weigerte sich, Mönch zu werden. Er wollte in Paris studieren und er wollte …«, Karl schluckte. »Deine Mutter hat es mir einmal in einer trauten Stunde erzählt.
    Also, dass mein kleiner Bruder Felicitas, deine Mutter, liebte, das war allen bekannt, das wusste jeder. Dass er ihr aber einen Heiratsantrag gemacht und sie gebeten hatte, auf ihn zu warten, bis er sein Studium beendet und Sekretär bei einem Fürsten geworden sei, das hat sie mir in dieser heimlichen Stunde verraten.
    Natürlich hat sie ihn abgewiesen.
    Selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre eine Heirat mit Daniel ausgeschlossen gewesen, Felicitas’ Eltern und meine hatten beschlossen, die beiden Handelshäuser zusammenzuführen durch unsere Heirat. Das habe ich dir ja erzählt.
    Sie hat es aber nicht

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