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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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den Leuten da drinnen«, der Mann zeigte mit dem Daumen Richtung Stadtmauer, »zuerst das Pferdefutter, dann den Fisch und zuletzt auch noch das Brot gestrichen hat?«
    Martin sah die Wache verdutzt an.
    »Aber warum denn?«, fragte er
    »Euer Herzog will dem Kaiser nicht den Treueid schwören. So sollte er etwas gezwungen werden. Da hat des Herzogs Bruder Balduin aus dem Hinterhalt mindestens 60 Soldaten überfallen, gefangen genommen und umgebracht. Und nun bringen wir dich um.«
    Sie lachten.
    Martin überlegte angestrengt, wie er die Flucht ergreifen könne.
    Misstrauisch fragte einer der Soldaten:
    »Gehörst du etwa zu Bohemunds Heer? Ist der schon in Konstantinopel angekommen?«
    »So gefährlich sieht der hier doch gar nicht aus. Ist noch nicht mal blond wie alle Normannen«, beschwichtigte ein älterer Soldat.
    »Komm rein, Pera ist sowieso ein Gefängnis.«
    Er nickte Martin zu und schob das eisenbeschlagene Tor einen Spalt auf. Martin duckte sich unter dem knapp hochgezogenen Fallgitter. Rabs Hufe hallten im Torbogen wider und Martin warf einen prüfenden Blick hinauf zu den Pechschächten, unter denen er hindurch musste.
    Erleichtert, bedrückt und missmutig ritt Martin in Pera ein. Ihm lag auf der Seele, dass er nur der Knecht Karls war, er hatte es eigentlich ganz vergessen, und auch die Demütigungen Bernhards, dessen Knecht er ebenfalls gewesen war, standen ihm vor Augen und brachten Martin innerlich schon jetzt gegen ihn auf. Pera war wohl wirklich ein Gefängnis, aber für ihn, Martin, besonders, weil er die Freiheit gegen die Knechtschaft tauschen müsste.
    Trotzdem hatte er eine Aufgabe zu erfüllen. Es war seine Pflicht, Karl die Mitgift Alice’ sowie den Brief des Abtes zu überbringen, den er während der langen Reise sorgsam verwahrt hatte.
    Wie aber Karl finden? Wo war er einquartiert? Martin beschloss, in die Mitte der Stadt zu den Palästen zu reiten, vielleicht standen dort auch schon zu dieser frühen Stunde Leute herum, die er fragen konnte. Schließlich war zu vermuten, dass die Pilger, so viele sie auch waren, sich mittlerweile ganz gut untereinander kannten.
    Der mit Steinplatten gepflasterte Platz vor den hohen Backsteinhäusern, die nach außen so schmucklos wirkten, war menschenleer. Martin saß ab, hielt Rab am Zaumzeug, blieb unschlüssig stehen und wollte gerade zu dem Brunnen gehen, um für sich und Rab Wasser zu schöpfen, als er eine Frauengestalt aus einem der Adelshäuser eilen sah. Sie verfing sich offenbar an dem langen, breiten Tuch, das sie um sich geschlungen hatte, stolperte, sodass der grüne Schleier, mit dem sie ihr Gesicht verhüllte, für einen Augenblick von ihr abfiel.
    Martin erkannte Alice.
    Sie aber sah ihn nicht. Im Laufen fasste sie nach dem Schleier und verschwand in einer der Straßen, die von dem Platz fortführten.
    Martin war sprachlos, enttäuscht, verzweifelt. Das war also das Wiedersehen!
    Alice, die Dirne irgendeines adeligen Mannes! Hatte sie denn ganz den Kuss an der Grenze nach Byzanz vergessen? Hatte ihr das alles nichts bedeutet?
    Martin hatte keine Lust, ihr zur folgen. Leise mahnte ihn zwar sein Gewissen, dass er Karl den Brief bringen müsste. Doch jegliches Pflichtgefühl war in ihm abgestorben. Nur eines wollte er erfahren: Wer bewohnte das Haus, in dem Alice die Nacht verbracht hatte? Martin sah sich nach jemandem um, der ihm das sagen könnte.
    Eben schlurfte müde aus einer Seitentür des Palastes ein Junge. Martin kannte ihn. Es war ein Pferdeknecht des Grafen von Baerheim! Ausgerechnet bei Bernhard war sie gewesen!
    »Warte!«, rief er dem Burschen nach. »Weißt du, wo der Mönch Markus einquartiert ist?«

    Alice war nicht grundlos gestolpert. Sie befand sich in höchster Aufregung, fühlte sich wirr, konnte ihre Gedanken kaum ordnen, hatte Angst und platzte fast vor Wichtigkeit über das,
    was sie ihrem Vater gleich erzählen wollte. Hatte Bernhard ihr doch, als sie zusammenlagen, leider nicht gestanden, dass er sie liebe, er äußerte sich zu ihrem Kummer überhaupt nicht über seine Gefühle, sondern er hatte ihr anvertraut, es sei von Herzog Gottfried und Balduin beschlossen, dass Pera geplündert und niedergebrannt werden sollte.
    Alice konnte sich das nicht vorstellen. Ja, wenn eine Burg belagert und schließlich erobert würde und die Truppen nun eindrangen und plünderten, dann wäre das eben Kriegsbrauch. Die Beute gehörte immer den Siegern. Das war immer so gewesen.
    Aber Menschen, bei denen man fast wie zu Gast gelebt

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