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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Sorgen um dich gemacht, weil du dich seit ein paar Tagen ganz anders verhältst als sonst. Ich hatte schon Angst, du wärst krank, und nun bin ich sehr froh, dass dies nicht der Fall ist.«
    »Du magst ja froh sein, doch ich bin es gewiss nicht!« Renata wollte sich abwenden, doch da fasste Peter nach ihrer Hand.
    »Ich weiß, ich mache nicht viel her und bin eigentlich auch nur ein schrulliger Kerl, den keiner gern haben kann. Aber …« Er versuchte zu lächeln. »Weißt du, ich mag dich und ich schuldedir so viel. Jede andere Frau in deiner Lage wäre uns damals gefolgt und hätte uns die Söldner auf den Hals gehetzt. Du aber hast gewusst, was sie mit dir machen würden, und bist dennoch in eine andere Richtung gelaufen. Damit hast du uns allen das Leben gerettet, und das werde ich dir niemals vergessen. Seit jenem Tag habe ich dir immer schon sagen wollen, wie sehr ich dich dafür verehre, aber ich hatte Angst davor, denn eine Frau wie du hat doch ganz andere Möglichkeiten als so eine traurige Gestalt wie mich. Aber wenn du …« Er schluckte und sah sie dann aus großen Augen an. »Ich würde gerne das Kindlein mit dir zusammen aufziehen und ihm der Vater sein, den es sich wünscht.«
    Tilla starrte den kleinen, schmalen Mann an, als sähe sie ihn zum ersten Mal, und Renata wirkte nicht weniger verblüfft. Irritiert musterte sie Peter von Kopf bis Fuß und rieb sich über die Stirn. »Du hast wohl zu viel von dem Wein getrunken, den die Mönche ausschenken?« Ihre Stimme klang jedoch alles andere als schroff. Sie schüttelte den Kopf und deutete dann auf ihren Bauch, dem man die Schwangerschaft noch nicht ansehen konnte. »Du würdest mich trotzdem heiraten wollen?«
    »Und sagen, dass es mein Kind ist! Weißt du, ich habe nie geheiratet, sondern immer nur zugesehen, wie ich Geld scheffeln konnte. Ich habe mich auch nicht wegen eines frommen Gelübdes auf diese Pilgerschaft begeben, sondern weil ich viel Geld dafür erhalten habe. Doch jetzt spüre ich die Angst vor der Einsamkeit des Alters, und wenn ich dich und das Kleine hätte, würde es mir leichter werden. Und ganz so alt, wie ich vielleicht aussehen mag, bin ich doch noch nicht.«
    Renata nickte unbewusst mit dem Kopf. »Du bist fünf, vielleicht auch sieben Jahre älter als ich. Das ist keine große Zeitspanne.Ich kenne Männer, die doppelt so alt sind wie ihre Frauen. Aber bist du dir wirklich sicher?«
    Während Peter eifrig nickte, wischte Renata sich erneut über die Stirn. »Es mag hingehen, aber wir werden es Vater Thomas sagen müssen. Ich will nicht, dass er einen falschen Verdacht gegen uns hegt.«
    »Du nimmst mich also?« Peter sah so glücklich aus, wie Tilla ihn noch nie gesehen hatte. Mit dem Gefühl, hier überflüssig zu sein, zog sie sich zurück und dankte Gott dem Herrn und der Heiligen Jungfrau, dass diese beiden Menschen sich gefunden hatten.

IX.
    Vater Thomas nahm Renatas und Peters Entschluss zu heiraten besser auf, als sie erwartet hatten. Er sprach selbst den Trausegen und erwirkte für sie die Erlaubnis, in einem dem Kloster gehörenden Häuschen als Mann und Frau zusammenzuleben, solange Renatas Zustand dies zuließ. Die anderen wunderten sich ein wenig darüber, da auf der Pilgerreise doch Frömmigkeit und enthaltsames Leben gewünscht wurden, doch in Thomas’ Augen war dies wichtig, damit sie Vertrauen zueinander fassten und Peter vor aller Welt als Vater des ungeborenen Kindes gelten konnte. Den beiden schien es zu gefallen, denn Renata wirkte glücklicher als jemals zuvor auf der Reise und Peter schien mit jedem Tag und vor allem mit jeder Nacht, die sie miteinander verbrachten, zu wachsen.
    Die einzige Person, die sich nur schwer mit den neuen Verhältnissen anfreunden konnte, war Anna. Renatas Schwester war von der Heirat völlig überrascht worden und nahm sie den beiden übel. Bisher war sie die wichtigste Person im Leben ihrerSchwester gewesen, und während der vom Vater arrangierten Ehen hatten sie in direkt nebeneinander liegenden Häusern gewohnt. Nun hatte sich ein Fremder zwischen sie und Renata geschoben. Dies trennte die Schwestern umso stärker, da auch Anna nichts von Renatas Schwangerschaft erfahren hatte. Vater Thomas hatte dem frisch gebackenen Ehepaar nämlich geraten, die Schwester nicht einzuweihen, sondern auch ihr gegenüber so zu tun, als wäre das Ungeborene ihr gemeinsames Kind. Anna war zwar eine herzensgute Frau, doch Verschwiegenheit zählte nicht zu ihren Stärken.
    Während ihre Schwester

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