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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schnelleren Gangart an und legte die restliche Strecke zum Tor innerhalb kurzer Zeit zurück.
    Drei Bewaffnete, die dem Augenschein nach wirklich Bayern waren, vertraten ihm den Weg. »Wer seid Ihr und wohin wollt Ihr?«, fragte einer, während Sebastians restliche Begleitung wieder zu ihm aufschloss.
    Dieser bemühte sich, so überheblich auf den Mann hinabzuschauen, wie es ihm möglich war. »Ich bin Don Sebastiano de Villagera, Hidalgo de Castilia, und auf dem Weg nach Prag, um Seiner Majestät, dem Kaiser, Botschaft von meinem Herrn, Rei Enrique von Kastilien, zu überbringen. Nun will ich in dieser Stadt übernachten.«
    Die Söldner ließen sich von seinem Gemisch aus Deutsch und Spanisch beeindrucken, und als er dem Anführer der Kerle auch noch einen Maravedi als Trinkgeld zuwarf, buckelte dieser vor ihm.
    »Seid uns willkommen, hochedler Herr! Ich möchte Euch aber abraten, in einer der Herbergen Unterkunft zu suchen. Der Bürgermeister der Stadt wird Euch gewiss bei sich aufnehmen. Nein – sucht lieber Herrn von Kadelburg auf! Dieser ist ein enger Vertrauter des Herzogs von Bayern und, ganz offen gesagt, der eigentliche Regent dieser Stadt.«
    Bei diesem unverblümten Machtanspruch der Bayern musste Sebastian die Zähne zusammenbeißen, um seine Wut nicht hinauszuschreien. Zu seinem Glück zeichneten sich seine Gefühle nicht auf seinem Gesicht ab und die Wächter gaben ihm den Weg frei. Getreu seiner Rolle ritt er mit einer herablassenden Geste weiter und warf nur einen Blick auf Tilla und Hedwig, die sich dicht hinter ihm hielten. Hedwigs Augen standen weit offen und ihr Mund formte unhörbare Gebete. Tilla nahm ihre Hand und drückte sie, um die Freundin zu beruhigen. Aber auch sie hatte Angst vor dem, was jetzt geschehen würde.
    Die sechs Krieger, die ihr Gefolge darstellen sollten, ritten nun scheinbar ganz entspannt durch das Tor. Nichts an ihnen deutete darauf hin, dass sie aus dem nahen Burgau kamen, denn sie trugen ein phantasievolles Wappen auf ihrer Brust und ihre Helme waren mit Tüchern umwunden, die ihnen ein exotisches Aussehen verliehen. Als sie sich auf Höhe der Torwachen befanden, rissen sie ihre Schwerter heraus und schlugen die drei Wächter nieder, bevor diese auch nur begriffen, wie ihnen geschah.
    Sebastian wandte sein Pferd und grinste erleichtert. »Das ging besser als erwartet. Jetzt müssen wir das Zeichen für unsereFreunde geben und dann das Tor so lange halten, bis diese hier sind.«
    Einer der Krieger sprang vom Pferd, eilte hinaus und schwenkte das Tuch, das er sich vom Kopf gerissen hatte. Aus dem Dunkel des Wäldchens brach nun eine Schar Reiter hervor, die etwa zwanzig Köpfe zählen mochte. Zwischen fünfzig und sechzig Bewaffnete folgten ihnen zu Fuß. Doch es würde noch fast die Hälfte einer Stunde vergehen, bis diese das Tor erreicht hatten. In der Zeit konnte die kleine Gruppe mit Leichtigkeit überwältigt werden.
    Sebastian sah Tilla an und machte sich Vorwürfe, dass er sie auf diese gefährliche Mission mitgenommen hatte. Ihre Augen verrieten keinerlei Furcht, sondern schienen sogar ihm noch Mut zusprechen zu wollen. Sie blickte ihn durchdringend an und dann wanderte ihr Blick zurück zur Torburg und verriet, dass sie das Gleiche dachte wie er.
    Mit einem harten Auflachen wandte er sich an die Reisigen und zeigte auf die beiden weit offen stehenden Torflügel. »Hebelt einen von ihnen aus und stürzt ihn um! Sollten wir überwältigt werden, können Otfrieds Söldner das Tor nicht mehr schließen und unseren Freunden den Weg versperren.«
    Anschließend deutete er nach draußen und sah Tilla und Hedwig an. »Ihr beiden verschwindet besser! Was jetzt kommt, ist nichts für Frauen!«
    Tilla aber dachte nicht daran, ihm zu gehorchen. Sie rutschte aus dem Sattel, eilte zu den Männern hin, die eben versuchten, den linken Torflügel mit Hilfe eines Balkens aus den Angeln zu heben, und half ihnen dabei. Hedwig blieb auf ihrem Maultier sitzen und sprach ihre Gebete nun laut und so hastig, dass Vater Thomas sie dafür gerügt hätte.
    »Weiber!«, schnaubte Sebastian, war aber zu angespannt, umsich mit Tilla streiten zu wollen. Mit einem raschen Blick streifte er die Umgebung, aus der mit einem Schlag alle Passanten verschwunden waren. Dann starrte er auf die drei toten Bayern herab. Eigentlich hatte er die Kerle gefangen nehmen wollen, aber es wäre notwendig gewesen, sie zu bewachen, und dafür konnte er keinen Mann abstellen. Für einen Augenblick fiel ihm auf,

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