Die Pilgerin
sie selbst auf die für alle zugängliche Waschküche angewiesen war und sich kaltes Wasser vom Brunnen holen musste. Auch besaß sie keines jener wohlriechenden Mittelchen, über die Willingers Tochter verfügte. Die Magd drehte sich noch einmal zu Tillas Kammertür um und bleckte neidisch die Zähne. Dann aber entspannten sich ihre Gesichtszüge, denn die Waschkammer im Erdgeschoss hatte ihr Glück gebracht. Eines Tages war Otfried Willinger hereingekommen und hatte sie halbnackt am Bottich stehen gesehen. Sie hatte verschämt getan, ihn aber gleichzeitig angelockt und noch zur selben Stunde ihre Jungfernschaft verloren. Seitdem war sie die Geliebte des jungen Herrn und würde bald seine Frau werden. Dann konnte auch sie sich warmes Wasser ins Schlafzimmer bringen lassen und pflegende Essenzen und Salben benutzen, die ihr die Schönheit erhielten.
»Ist meine Schwester in ihrer Kammer?« Otfrieds Stimme riss die Magd aus ihren Gedanken.
Sie nickte eifrig. »Ja!«
»Das ist gut. Gib Acht, dass sie sie nicht wieder verlässt. Am besten, du gehst noch einmal hoch und schiebst den Riegel vor.« Otfried lächelte zufrieden und gab Ilga einen Klaps auf den Hintern. Da die junge Magd als Antwort verführerisch mit den Hüften wackelte, wurde ihm in einer gewissen Region seines Körpers warm. Ihm war jedoch nicht danach, dieses gebratene Täubchen zu verspeisen, denn in dieser Nacht hatte er auf etwas anderes Appetit. Gürtlers Nichte Radegund war zwar noch ein halbes Kind und gewiss nicht so feurig im Bett wie Ilga, doch er wollte dafür sorgen, dass sein angetrautes Weib schon bald mit einem Sohn schwanger ging. Der Gedanke erinnerte ihn daran, dass er vor seiner Hochzeit noch mit Ilga sprechen musste.
»Geh hoch und tu, was ich dir gesagt habe! Dann kommst du zu mir ins Kontor.«
»Gerne, mein Herr.« Ilga schenkte ihm einen seelenvollen Augenaufschlag und huschte möglichst lautlos nach oben. Gleich darauf hörte Otfried jenes schabende Geräusch, das er von früher kannte. Der Vater hatte den Riegel anbringen lassen, um seine Schwester einzusperren, wenn sie Stubenarrest bekommen hatte, und diesen Umstand machte er sich nun zunutze.
Oben schrie Tilla wütend auf und fragte, was das nun wieder zu bedeuten habe. Einen Augenblick hörte ihr Bruder noch, wie sie forderte, die Tür sofort wieder zu öffnen, dann kehrte er händereibend ins Kontor zurück. Kaum saß er auf seinem Stuhl, da schlüpfte Ilga herein. Noch während sie die Tür ins Schloss schob, schürzte sie die Röcke, um sich für ihren Herrn bereitzumachen.
Otfried blickte mit glitzernden Augen auf den ebenmäßigen Schwung ihrer Schenkel und das lockige Dreieck, unter dem sich die Stelle befand, die ihm schon so oft Freude gemacht hatte. Bei dem Anblick sagte er sich, dass er Manns genug war, zwei Frauen an einem Tag zu beglücken.
Ein Wink mit dem Kopf und Ilga verschwand mit einem schnurrenden Laut in der Geldkammer und legte sich bereitwillig auf die Truhe. Sie sah Otfried kommen und las die Gier auf seinem Gesicht, die sie so sicher machte, ihn beherrschen zu können.
Mit einer beiläufig wirkenden Bewegung entblößte er sein Glied und glitt auf sie. Während er sie ohne jedes Vorspiel benutzte, verzog sein Gesicht sich zu einer Grimasse, denn ihm wurde klar, dass die unangenehme Pflicht, die er danach zu erfüllen hatte, durch dieses Zwischenspiel noch schwieriger geworden war.
»Heute Abend vermähle ich mich mit einer standesgemäßen Braut!«, rief er mitten im Akt aus.
Ilga begriff sofort, dass ihre Träume zu platzen drohten, und empfand seine Worte wie eine Ohrfeige. In ihrer Wut stemmte sie die Arme gegen seinen Brustkorb und wollte ihn von sich hinunterschieben. Doch gerade das schien ihn noch mehr zu reizen, denn er geriet in Fahrt, presste sie mit seinem Gewicht gegen die Truhe und ließ erst von ihr ab, als er mit einem heftigen Keuchen zur Erfüllung gekommen war.
Ilga blieb für einige Augenblicke wie erstarrt liegen. Dann erhob sie sich so schwerfällig wie eine alte Frau. Ihre Beine gaben unter ihr nach und ihr Rücken brannte an jenen Stellen, an denen sich die Metallbeschläge in ihre Haut gedrückt hatten. Innen aber fühlte sie sich so kalt, als sei sie gerade gestorben. Schließlich sah sie unter Tränen zu Otfried auf. »Warum wollt Ihr eine andere heiraten, Herr? Ich dachte, Ihr wärt mit mir zufrieden.«
»Das bin ich auch. Zwischen uns beiden wird sich auch nichts ändern. Das Kontor ist mein Refugium und meine
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