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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Keine Sorge, bei dem Schlaftrunk, den der Gimpel im Bauch hat, könnte es donnern und blitzen und er würde nicht aufwachen.«
    Das ist doch die Wirtsmaid, dachte Sebastian erbost. Seine Hand tastete nach dem Dolch, den er zum Schutz gegen Räuber und wilde Tiere mitgenommen hatte. In dem Augenblick war er wütend genug, das Mädchen niederzustechen, wenn es sich an seinen Sachen zu schaffen machen sollte.
    Das hatte das Weib wohl auch vor, denn es glitt in die Kammer herein und brachte eine Blendlaterne zum Vorschein, die es vorhermit einem Tuch abgedeckt hatte. Ein rascher Blick zeigte der Magd, in welche Ecke Sebastian sein Bündel gestellt hatte, und sie trat mit einem triumphierenden Kichern darauf zu. Sebastian selbst gönnte sie nur einen beiläufigen Blick, denn sie wähnte ihn in tiefstem Schlaf.
    Sie öffnete geschickt das Bündel und durchsuchte es. Mit einem triumphierenden Laut brachte sie den schweren Geldbeutel zum Vorschein und wollte eben dessen Schnur öffnen, als Sebastian sich aus dem Bett schwang und den Dolch in ihre Richtung reckte.
    »An deiner Stelle würde ich das ganz schnell wieder zurücklegen!«
    Die Magd fuhr mit einem erschreckten Stöhnen hoch und wollte sich zur Tür wenden, doch Sebastian hielt sie fest und setzte ihr den Dolch an die Kehle.
    »Gnade, Herr, ich flehe Euch an!« Ihre Stimme überschlug sich, während sie wie ein Häuflein Elend in sich zusammensank. Den Beutel ließ sie jedoch nicht los.
    »Das Geld her!« Sebastian wollte ihr die Geldkatze entreißen.
    »Jetzt, Urs!«, kreischte sie und schnappte nach seinen Füßen.
    Ich Trottel habe den Mann vergessen, schoss es Sebastian durch den Kopf. Er versetzte dem Mädchen einen Stoß mit dem Ellbogen, der es auf den Rücken warf, und schnellte herum. Es war keinen Augenblick zu früh, denn der Schankknecht der Herberge stand bereits hinter ihm und hatte die Fäuste zum Schlag erhoben. Sebastian tauchte unter einem Schwinger hinweg, der einen Ochsen hätte fällen können, und stach zu. Der Dolch glitt an den Rippen ab, doch der Getroffene brüllte auf. »Jesses Maria!«
    Der Knecht taumelte zurück und presste die Hand auf seinen linken Brustkorb, und zwischen seinen Fingern lief es rot herab. Mit einem letzten Blick auf Sebastian, der aussah, als wolle ererneut zustechen, wandte der Bursche sich um und hastete zur Tür hinaus.
    Sebastian folgte ihm bis zur Treppe, erinnerte sich dann aber an die Magd und kehrte rechtzeitig genug in seine Kammer zurück, um zu verhindern, dass sie mit seinem Geldbeutel verschwinden konnte.
    Die junge Frau starrte entsetzt auf die blutige Waffe und lieferte ihre Beute aus. Als Sebastian zur Tür trat und den Mund öffnete, um nach dem Wirt zu rufen, warf sie sich vor ihm zu Boden und klammerte sich an seine Füße.
    »Seid gnädig, Herr, und liefert mich nicht dem Vogt aus. Er wird mir die Nasenflügel aufschlitzen, mich auspeitschen und brandmarken lassen. Vielleicht richten sie mich sogar hin. Wollt Ihr das wirklich? Ihr habt doch keinen Verlust. Wenn Ihr mich jedoch verschont, könnt Ihr mit mir tun, wonach Euch der Sinn steht.«
    Die Verzweiflung der Magd übte einen mäßigenden Einfluss auf Sebastian aus. Selbst jetzt, wo sie Rotz und Wasser heulte, war sie noch ein hübsches Ding. Er stellte sich vor, wie man sie bestrafen würde. Das Brandeisen war da noch das Harmloseste. Je nachdem, welchen Henkersknechten sie in die Hände fiel, würden diese sie viehisch missbrauchen.
    Mit einer zornigen Geste wies er auf das Bett. »Sei froh, dass ich so gutmütig bin. Doch zuerst zeigst du mir, auf welche Weise es euch gelungen ist, den Riegel zu öffnen. Ich will nicht erleben müssen, dass dein Kumpan zurückkommt und mir ein paar Zoll Eisen in den Rücken rammt, während ich dir etwas anderes in den Leib stecke.«
    »Das hier ist die so genannte Gimpelkammer. Ein früherer Wirt hat sie eingerichtet, um gut betuchte Narren ausnehmen zu können, wenn sie vom Wein überwältigt eingeschlafen waren.Darum gibt es draußen zwischen den Brettern der Tür einen Spalt, durch den man einen dünnen Nagel oder Draht stecken kann, um den Riegel zurückzuschieben. Es reicht, wenn Ihr ihn wieder vorschiebt und ihn mit einem Stückchen Holz verkeilt.«
    Sebastian befolgte den Rat, drehte sich dann zu ihr um und sah zu, wie sie sich ihrer Kleidung entledigte. Das Mondlicht fiel auf ihre vollen Brüste und tauchte sie in einen silbernen Schimmer. Gespannt wartete Sebastian, bis auch die letzten Hüllen

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