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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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unsere Anhänger einzuschüchtern.«
    »Macht das einen Unterschied? Die Machtintrigen von Raoul Mougadou wurden seiner Frau zum Verhängnis. SeineVerwünschungen fallen auf seine eigenen Leute zurück. Denk an Néné: Seine Familie behauptet, er sei verflucht. Auch du hast ihn verstoßen, so sehr fürchtest du die Geister, die ihr beschwört!«
    »Das verstehst du nicht, Charlene.«
    »Ich will es auch nicht verstehen! Der arme Junge … Ganz verstört war er, als er zu uns kam. Jetzt geht es ihm besser. Hier auf Legacy kann er in Frieden leben.«
    Rovena schüttelte den Kopf.
    »Wieso nicht?«, fragte Charlene unwirsch.
    Rovena zögerte. »Er ist fort.«
    »Fort? Ist er weggelaufen?«
    »Nein. Sein Herr hat ihn mitgenommen.«
    Die Wagengeräusche waren verklungen. Antonia blieb auf den Eingangsstufen stehen, dort, wo er sie verlassen hatte. Was sollte sie sonst tun? Ohne Gefühl für die Zeit blickte sie in die dunkle Allee, während der Schmerz größer und größer wurde. Joshua tauchte am Fuß der Treppe auf. Eine Weile schwiegen sie.
    »Du hast es seit Wochen gewusst.«
    »Ich durfte nicht darüber sprechen, Miss Antonia.«
    Sie nickte abwesend. Bebend schlang sie die Arme um ihren Körper, als wäre ihr auf einmal kalt.
    Joshua wusste, er konnte ihr nicht helfen, trotzdem fragte er: »Kann ich irgendetwas tun?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er sah ihre Tränen. »Möchten Sie, dass ich die Leute nach Hause schicke?«
    »Nein, ich komme mit und sage ihnen selber Gute Nacht.«
    Sie lächelte ihm dankbar zu. Endlich konnte sie den Platz auf der Treppe verlassen.

21.
    Die Independence lag vor dem Beaufort Peer am Anleger der Norrington Steele vor Anker. Die Fregatte sollte frühmorgens ablegen und die Küste entlang nach Norden segeln, in New York weitere Ladung aufnehmen und von dort am 25. April zur Überquerung des Atlantiks in See stechen. Die Passagiere hatten sich schon am Vorabend in ihren Kabinen eingerichtet. Auch William hatte sein Gepäck an Bord bringen lassen. Nachdem er alles zu seiner Zufriedenheit vorfand, ließ er Néné beim Auspacken zurück und ging wieder in die Stadt.
    Er wollte den Abend vor der Abreise in Tylers Gesellschaft verbringen. Die beiden Männer trafen sich zu einem späten Dinner, danach schlenderten sie durch die nächtlichen Straßen zur Atlantic Street, um im Warwick noch etwas zu trinken. Sie fanden einen Platz am Schanktisch und orderten französischen Cognac.
    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie zu Ihrem Regiment zurückkehren?«, begann Tyler.
    »Ich hatte es vor, bin aber noch nicht entschieden«, antwortete William ausweichend. »Ich habe gewisse persönliche Verpflichtungen zu berücksichtigen.«
    »Verstehe.« Tyler drehte nachdenklich sein Glas zwischen den Händen. »Beabsichtigen Sie, irgendwann zurückzukommen?«
    »Nach Charles Town? Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Spielt das eine Rolle?«
    »Für mich schon!«, erwiderte Tyler etwas zu schnell.
    William hob die Brauen. »Sieh an! Selbst Ihre Fairness hat Grenzen, nicht wahr, Tyler?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kommen Sie, seien Sie ehrlich: Ihnen wäre es doch am liebsten, ich würde mich in dieser Stadt nie wieder blicken lassen.«
    Tyler überlegte einen Moment, dann trank er sein Glas in einem Zug leer und setzte es entschlossen ab.
    »Es ist wahr, ich wünschte, Sie würden nicht mehr zurückkommen. Sie wissen, ich habe Ihre Anwesenheit auf Legacy respektiert, auch wenn es mir nicht leichtgefallen ist. Sollten Sie Charles Town aber endgültig verlassen, werde ich Mrs. Lorimer zu verstehen geben, was ich für sie empfinde.«
    »Sehen Sie, nichts anderes habe ich erwartet!« William lächelte und setzte hinzu: »Bekanntlich ist es immer die Dame, die die Wahl trifft. Versuchen Sie es, Tyler! Vielleicht haben Sie mehr Glück als ich.«
    Sein zynischer Unterton konnte Tyler nicht entgangen sein, doch es war ihm jetzt egal. Auf seinen Wink füllte der Wirt noch einmal ihre Gläser.
    »Also dann: Auf Ihre Reise, Marshall, wo immer sie Sie hinführt!«
    Auf dem Rückweg zum Hafen bedachte William noch einmal Tylers Worte. Dieser Yankee schien allen Ernstes zu glauben, er, William Spencer, würde ihm seine Frau überlassen! Er lachte verächtlich. Offenbar hatte Tyler immer noch nicht begriffen, mit wem er es zu tun hatte.
    Am Beaufort Pier begegnete William nur den Soldaten, die zur späten Stunde ihren Patrouillengang machten. Sie verlangten seine Reisepapiere, prüften die Beglaubigung

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