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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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gekauft, sein Grund reicht jetzt bis rauf nach St. James’ Parrish. Nun gut, ich werd meinem Nachbarn nicht in die Suppe spucken, Geschäft ist Geschäft. Kommen Sie, Mr. Robert, wir wollen ihm Guten Tag sagen.«
    Sie gingen zur Mitte der Halle, wo Shaughnessey den biederen Mann herzlich begrüßte. Grandle erwiderte Shaughnesseys Gruß, aber als Joshua sich vorstellte, nickte er kaum. Shaughnessey überging sein abweisendes Gebaren, indem er Joshua ganz selbstverständlich in die Unterhaltung mit einbezog.
    »Mr. Grandle und ich gehen seit Jahren gemeinsam zur Jagd, Mr. Robert«, erzählte er. »Wir haben so manchen armen Vogel auf dem Grund von Legacy geschossen. Mrs. Lorimer hat mir deswegen oft Vorhaltungen gemacht.«
    »Dabei ging sie früher selber in den Flussniederungen jagen«, sagte Joshua. »Was sie verabscheut, sind diese Gesellschaftsjagden, bei denen sich keiner die Mühe macht, die erlegten Tiere aufzulesen.«
    Grandle wandte sich an Shaughnessey: »Wir wollen nächsten Sonntag auf Enten und Wasserhühner pirschen. Sind Sie dabei?«
    »Sie können auf mich zählen.«
    »Also abgemacht!« Grandle überlegte kurz, dann sagte er zu Joshua: »Du wirst deiner Herrin Bescheid sagen, damit alles seine Ordnung hat, wenn wir über ihr Land reiten. Hast du verstanden?«
    »Ja, Sir.« Joshuas Augen verengten sich unmerklich.
    Die Turmuhr begann zu schlagen.
    »Zeit für den Lunch!«, rief Shaughnessey. »Mr. Robert?«
    »Ich esse in Lyndon House.«
    »Gut. Ich denke, Grandle, wir gehen in den Club.«
    Die Männer wandten sich gerade zur Tür, als Theodore Hocksley und Algernon Reed eintraten. Joshua wartete im Hintergrund, während die anderen sich begrüßten. Hocksley führte gleich wieder das große Wort, Reed gab sich zurückhaltend. Joshua hatte ihn seit Kriegsende nicht mehr gesehen. Wie immer wirkte Reed vornehm und elegant, sein Auftreten war von ausgeprägter Höflichkeit. Joshua hatte gehört, er verwalte seinen riesigen Grundbesitz Hollow Park mit vorausschauender Präzision. Trotzdem war er sich nicht sicher, was er von ihm halten sollte, und fragte sich, warum jemand, der seine Geschäfte so erfolgreich betrieb, die meiste Zeit wie ein Einsiedler lebte, ohne Familie, nur von seinen schwarzen Sklaven umgeben.
    Während er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Reeds Blick abschweifte und erstarrte, als fixierte er einen imaginären Punkt. Fast eine Minute stand Reed vollkommen reglos, bevor er langsam den Kopf wandte, um zum Gespräch der anderen zurückzukehren. Joshua senkte rasch den Blick, als hätte er etwas Unerlaubtes gesehen. Was war das gerade? Reeds Lässigkeit erschien ihm plötzlich falsch, wie eine einstudierte Pose. Er beobachtete genau Reeds weltläufiges Gebaren, wie er lächelnd in einer vollendeten Geste den Hut abnahm und sich vor einem Bekannten verneigte. Als er sich wieder aufrichtete, fiel Sonnenlicht durchs Portal herein und ließ sein dunkles Haar scharlachrot aufleuchten, dass Joshua unwillkürlich zurückwich. Reed, der seine Reaktion bemerkt hatte, trat lächelnd auf ihn zu.
    »Kennen wir uns nicht?«
    »Ich war Mr. Lorimers Leibdiener, Sir«, antwortete Joshua mit einer Verbeugung.
    »Richtig, Lorimers schwarzer Adjutant.« Reed wandte sich an Shaughnessey: »Gehört der Mann jetzt zu Ihrem Gefolge?«
    »Aber nein! Mr. Robert ist kein Diener. Er ist der Verwalter von Legacy.«
    »Sie sagen also, dieser Mann hier leitet die Plantage für Mrs. Lorimer?« Reed überlegte. »Ich erinnere mich, dass Mrs. Lorimer einen Verwalter engagiert hatte. Aber wie ich sie verstanden habe, handelte es sich um einen ehemaligen Offizier.«
    »Sie meinen Colonel Marshall«, sagte Joshua mit einem Seitenblick auf Hocksley. »Er hat Legacy bis vor Kurzem geleitet. Aber er ging fort.«
    »Höchste Zeit, dass meine Schwägerin diesen unbeherrschten Mann loswurde!«, schaltete Hocksley sich ein.
    »Es stimmt leider«, sagte Shaughnessey, »mit seiner ruppigen Art hat er manchen vor den Kopf gestoßen. Aber vergessen Sie nicht, in welch kurzer Zeit er die maroden Pflanzungen auf Vordermann gebracht hat. Das war ziemlich beeindruckend.«
    »Trotzdem hätte Antonia nicht jemanden einstellen dürfen, über den sie praktisch nichts wusste.«
    »Erzählte Ihre Schwägerin nicht, ihr Mann Henry habe Marshall gekannt?«
    »Wie auch immer«, sagte Hocksley, »jetzt ist er fort, und das ist gut so. Nur scheint Antonia aus dieser Erfahrung nichts gelernt zu haben. Wie wir sehen, fiel ihr nichts Besseres

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