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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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behandelt. Bitte, Miss Antonia, es ist noch nicht zu spät.«
    Sie hatte damit gerechnet, dass er einen solchen Vorschlag machen würde. Joshua war ein besonnener, vernünftiger Mann. Und er hatte recht, es war riskant, den Gegner im eigenen Haus zu beherbergen.
    »Ich weiß, du meinst es gut«, sagte sie. »Aber ich habe mich entschieden, für ihn zu sorgen, bis er die Plantage wieder gesund verlassen kann. Das bin ich meiner Überzeugung schuldig.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Es ist dir doch klar, dass Henry dasselbe für ihn täte, wenn er noch am Leben wäre.«
    Joshua sah betroffen auf, aber sie war schon aufgestanden, um nebenan nach dem Kranken zu sehen.
    Das Krankenzimmer lag im Halbdunkel. Ein dumpfer Geruch von Wundverbänden und verbrannten Kräutern schlug Antonia entgegen. Sie öffnete die Fenster, bevor sie ans Bett trat. Der Soldat war wach.
    »Geht es Ihnen besser?«
    Er nickte kurz.
    Sie befühlte den Verband an seinem gebrochenen Bein; die Bandagen waren straff und trocken. »Ihr Bein ist gut versorgt«, meinte sie. »Aber ich denke, die anderen Verbände sollten gewechselt werden.«
    Wieder nickte er, und sie half ihm, sich aufzusetzen, bevor sie frische Tücher und Salbe holte.
    »Bitte … könnte ich etwas trinken?«
    »Natürlich.«
    »Aber diesmal ohne irgendwelche Betäubungsmittel. Ich will wach sein.«
    Wortlos reichte sie ihm ein Glas Wasser. Er trank es in einem Zug leer; sie füllte das Glas noch einmal, und wieder trank er es ganz leer. Dann bereitete sie einen frischen Verband vor, während er jeden ihrer Handgriffe verfolgte. Hin und wieder, wenn sie meinte, er merkte es nicht, warf sie einen Blick auf sein Gesicht. Er hatte sehr klare, männliche Züge, was durch den Bart mehrerer Tage noch unterstrichen wurde. Seine Nasenlinie, fand sie, war etwas markant, doch Wangen, Mundpartie und Kinn waren gut proportioniert. Ja, sie musste zugeben, er sah gut aus.
    Seine grauen Augen machen mich nervös, dachte sie. Wenn er doch einmal lächeln würde! Plötzlich hob er die Brauen, und ihr wurde peinlich bewusst, dass sie ihn zu lange angestarrt hatte. Errötend nahm sie das Verbandszeug wieder auf und sagte: »Sie haben mir noch nicht verraten, wie Sie heißen.«
    Er zögerte. »Sie wollen meinen Namen wissen?«
    »Aber ja!«
    Er überlegte kurz, dann deutete er ein Verneigen an. »William Marshall … Colonel, zu Ihren Diensten, Madam.«
    »Colonel Marshall, es ist mir ein Vergnügen«, erwiderte sie konventionell. »Ich bin Antonia Lorimer.«
    »Das Vergnügen ist auf meiner Seite, Miss …«
    »Mistress!«
    »Es ist mir eine Ehre, Mrs. Lorimer.«Sie brauchte lange, um seine Verbände zu wechseln, in Dingen der Krankenpflege war sie völlig ungeübt. Der Patient stöhnte mehrmals vor Schmerzen auf, sodass sie, als sie endlich fertig war, es für das Beste hielt, er würde ein paar Stunden schlafen. Sie holte ein Glas Wasser und die Flasche mit Stechapfelsaft.
    »Ich sagte schon, ich will keine Betäubungsmittel, Mrs. Lorimer!«
    Diesmal zuckte sie nur mit den Schultern. »Sie trauen mir wohl immer noch nicht?«
    »Wie sollte ich? Sie machen mir nicht den Eindruck einer königstreuen Kolonistin.« Er betrachtete sie abschätzend. »Sie werden Ihre Gründe haben, dass Sie mich so aufopfernd pflegen.«
    »Was für Gründe bräuchte ich, um jemandem das Leben zu retten?«
    »Nun, ich bin Colonel im Dienst Seiner Majestät König George III. Für Offiziere meines Ranges werden von der Armee hohe Lösegelder gezahlt.«
    »Sie glauben, ich hätte an Geld gedacht?«
    »Warum hätten Sie sich sonst die Mühe gemacht?«
    »Vielleicht, Mr. Marshall, weil schon zu viele Menschen in diesem Krieg gestorben sind. Auch mein Mann ist tot, er wurde im vergangenen Winter von englischen Patrouillen erschossen.«
    »Patrouillen?«, fragte er interessiert. »War Ihr Mann bei der Miliz?«
    »Gezwungenermaßen. Henry lehnte prinzipiell jedes militärische Engagement ab. Aber es kam eine Zeit, da konnte er nicht mehr so tun, als ginge der Krieg ihn nichts an. Er ließ sich für die Miliz anwerben, weil er wohl dachte, auf diese Weise könnte er unsere Plantage beschützen.«
    »Was ihm offenbar nicht gelungen ist.«
    »Warum reden Sie so verächtlich über ihn? Henry war freundlich und gut, er hätte Ihnen bestimmt auch geholfen.«Auf einmal hatte sie Tränen in den Augen. Er sollte es nicht merken, darum raffte sie die Verbandsachen zusammen und wollte gehen. Doch er hielt sie zurück.
    »Warten Sie,

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