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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Wahrheit über diesen Mann sagen!«
    »Die Wahrheit? Glaub mir, Joshua, die Wahrheit ist mehr als das, was du oder ich dafür halten.« Sie nahm ihre Jacke und die Tasche mit den Amuletten und ging hinaus.
    Joshua war im Recht, das wusste sie, und wem läge Antonias Wohl mehr am Herzen als ihr? Doch auch Williams Wohl lag ihr am Herzen, ach viel mehr als das!
    »Wenn du willst, dass sie die Wahrheit erfährt, dann tu nichts. Warte einfach ab, was geschieht«, sagte sie zu Joshua, der ihr nach draußen gefolgt war. »Jetzt fahr mich nach Hause. Es war ein langer Tag.«
    Der Himmel spannte sich über der Welt wie ein leuchtendblaues Fahnentuch. Die ersten Sterne gingen auf, als Joshua nach schweigsamer Fahrt den Wagen beim Altwasserkanal anhielt. Von hier führte ein Fußweg zur Kate der Indianerin. Sie sagte zum Abschied: »Antonia kann den Mann nicht alleine versorgen. Also hilf ihr, Joshua, und bleib in der Nähe.«
    »Oh, Sie können sicher sein, Ma’m, ich werde Tag und Nacht ein Auge auf ihn haben! Schließlich ist es mein Haus, und er liegt in meinem Bett!«
    Antonia erwachte am hellen Morgen. Als sie erkannte, wie lange sie geschlafen hatte, war sie im Nu auf den Beinen. Sie wusch sich das Gesicht und kämmte sich vor dem Kaminspiegel. Sie fand, das viele dunkle Haar machte ihr Gesicht heute besonders blass, und flocht es zu einem festen Zopf, der ihr bis zur Taille über den Rücken fiel. Dann trat sie näher an den Spiegel heran und betrachtete sich eine Weile mit zusammengezogenen Brauen. Der Blick ihrer dunklen Augen war intensiv und verlieh ihrem schmalen Gesicht einen ernsten Ausdruck. Wie Charlene es ihr als Kind beigebracht hatte, schob sie mit den Zeigefingern ihre Mundwinkel nach oben. »Lächeln, Missy, lächeln!«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und musste über die Grimasse lachen. Sofort strahlten ihre Augen. Schnell stieg sie in Reithosen und Stiefel und griff im Hinausgehennach einem abgetragenen Jagdrock ihres Mannes, die passende Kleidung für das Leben auf der Plantage, fand sie. Für gesellschaftliche Anlässe oder für Besuche in der Stadt wählte sie die komplizierte Garderobe, die ihr Stand ihr vorschrieb. Sonst trug sie gern Männerkleidung.
    Sie nahm die Abkürzung und ging quer über ein abschüssiges Stück Wiese zum Wirtschaftshof, einem gepflasterten Platz am Ende des Fahrweges, um den sich die landwirtschaftlichen Gebäude reihten: Gegen Osten lagen die Stallungen und das Kutscherhaus. Nach Süden schloss im rechten Winkel die Scheune an und dann, nach Westen hin, die Remise, ein altes Gebäude mit zwei Torbögen, in dem mehrere Kutschen und Wagen Platz hatten. Über der Remise gab es zwei Dachkammern, die man über eine steile Außenstiege erreichte. Früher hatten die Kutscher der Plantage hier gewohnt. Nachdem die alten Pferdeställe einem Brand zum Opfer gefallen und durch neue, großzügigere Stallungen ersetzt worden waren, hatte man auch ein separates Kutscherhaus errichtet. Die Kammern der alten Remise standen seither leer.
    Als Antonia jetzt den Hof überquerte, sah sie, dass die Dachfenster geöffnet waren, und bekam Gewissensbisse: Sie hatte den Engländer im Kutscherhaus einquartiert, weil sie und Vier Federn den Verletzten nicht bis zum Herrenhaus hatten tragen können. Aus seinem Haus verdrängt, war Joshua in die Dachkammer gezogen. Antonia musste mit ihm darüber reden.
    Sie traf ihn in der Küche, wo er mit zwei Pfannen am Herd hantierte. Es duftete nach gebratenem Fleisch und scharfen Gewürzen.
    »Wunderbar, du hast etwas zu essen gemacht!«, sagte sie. »Ich komme um vor Hunger.«
    Joshua brachte Schüsseln mit Hähnchenkeulen, Süßkartoffeln und Chilis und legte ihnen vor. Dankbar stürzte Antonia sich auf ihren Teller. Während Joshua noch mit Essen beschäftigtwar, lehnte sie sich zurück und genoss das einfache Gefühl, satt zu sein.
    »Ich weiß, es war nicht recht, dass wir diese Pferdegeschichte erfunden haben«, begann sie. »Aber wir mussten dich irgendwie dazu bringen herzukommen. Es tut mir auch leid, dass ich dich aus deinem Haus vertrieben habe.«
    »Ist schon gut, Miss Antonia«, meinte er, wich aber ihrem Blick aus.
    »Was ist los, Joshua?«
    »Nun, Sie wissen so gut wie ich, dass es als Verrat gilt, wenn man den Rotröcken Zuflucht gewährt.«
    Sie nickte stumm.
    »Wäre es dann nicht das Beste, Sie lassen mich den Engländer nach Fort Wren bringen? Ich kenne den befehlshabenden Major-General Carlyle. Kriegsgefangene werden bei ihm korrekt

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