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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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schauen kann wie du, Billy!« Ihr tief ausgeschnittenes Korsagenkleid aus goldenem Moiré raschelte bei jeder Bewegung, als sie auf ihn zukam und ihm ihre Hand zum Kuss bot. Er führte ihre Fingerspitzen an die Lippen, hielt sie eine Idee zu lange, zu fest. Mit einem kleinen Ruck entzog sie ihm ihre Hand. »Noch immer so heftig! Wann wirst du endlich feine Zurückhaltung lernen?«
    »Verzeih, ich bin einfach überwältigt, wie immer, wenn ich dich sehe, Percy. Du bist noch schöner geworden!« Er sah in ihre dunkelblauen Augen und wusste wieder, warum er sich damals beim Frühjahrsball des Prince of Wales in sie verliebt hatte. Hingerissen betrachtete er ihr herzförmiges Gesicht, die leicht schmollenden Lippen, ihre zimtfarbene, kaum gebändigte Löwenmähne. Sie lachte hell auf.
    »Oh, du siehst mich an, als hättest du in Amerika keine schönen Frauen gesehen! Du kommst doch gerade aus Amerika, oder, Billy?«
    »Aus South Carolina.« Er schien einen Hauch reserviert. »Und es gibt dort sehr schöne Frauen.«
    Wie zufällig lehnte sie sich an ihn und strich mit einer Hand sacht über seinen Rockaufschlag. Dabei blickte sie zu ihm auf und sagte: »Als ich eben hereinkam, da hast du mich angesehen, als ob du gleich … Nun, ich liebe diese Komplimente, die ein Mann mit den Augen macht!«
    Impulsiv nahm er sie in die Arme, ihren Lockungen konnte er nicht widerstehen. Er zog sie an sich, wollte sie küssen, da neigte sie den Kopf zurück und meinte: »Weißt du, Earnshaw macht mir diese Komplimente schon lange nicht mehr.«
    »Verdammt, Percy!«, fuhr er auf, fast stieß er sie von sich. »Du solltest lieber nicht von Bruce sprechen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Das fragst du? Er war mein Freund, seinetwegen hast du mich verlassen!«
    »Wäre es anders, wenn er nicht dein Freund gewesen wäre?« Sie ging zu einer Sitzgruppe aus verschiedenen Sesseln und Sofas und ließ sich lässig in einen kleinen Fauteuil sinken. Wie sie aufsah, bemerkte sie seinen eisigen Ausdruck; zu leichtfertig hatte sie ihn gereizt. Um ihn zu besänftigen, sagte sie schnell: »Sieh mal, ich habe mir einfach Sorgen um meine Zukunft gemacht, Billy Darling, das musst du verstehen. In dieser Gesellschaft braucht eine Frau einen Mann an ihrer Seite. Du warst nicht da!«
    Sie mochte es ja, wenn er so grimmig war; ebenso wie seine stürmische Verliebtheit hatte ihr seine glühende Eifersucht gefallen. Während er sie mit düsterer Miene ansah, fing sie an, es zu genießen, ihn immer noch so leicht aufbringen zu können und mit seiner heiklen Eitelkeit zu spielen. Was sie nicht bedachte: anders als früher war William heute nicht mehr in sie verliebt. Einen kurzen Moment hatte ihre Ausstrahlung ihn überwältigt, doch diesen Eindruck hatte sie mit ihrem dummen Spott zerstört. Dagegen empfand er wieder die Demütigung,die sie ihm zugefügt hatte. Er fühlte denselben Groll, der ihn damals erfüllte, und man sah es ihm an.
    Nur Persephone wollte es nicht sehen, noch erkannte sie, wie sehr ihr Billy sich verändert hatte. Vielleicht besaß sie zu wenig Menschenkenntnis, war nicht sensibel genug oder es war ihr auch egal; jedenfalls schien sie nicht zu begreifen, dass William heute als jemand vor ihr stand, der durch seine persönliche Hölle gegangen war. Sie merkte nicht, dass er in der kritischen Stimmung war, in der sich ein Mann die Frage stellte, ob er sich gerade zum Narren machte.
    »Wieso stehst du da und siehst mich finster an, Billy? Komm, sei nicht schwierig, setz dich zu mir. Es wäre auch sicher besser … für dein Bein, nicht wahr?«
    »Keine Sorge, Percy«, sagte er kalt und tippte mit dem Stock an sein Knie, »das hier hindert mich nicht im Geringsten.«
    »Umso besser, Darling!« Ohne Gespür für die gespannte Atmosphäre, nahm sie eine kleine Tischuhr zur Hand, blickte kurz auf das Ziffernblatt und stellte die Uhr ungehalten zurück. »Schon zwölf vorbei! Bruce hatte versprochen, früh zurück zu sein, damit wir nach dem Lunch zur Grange fahren können.«
    »Du erwartest Bruce? Jetzt?«
    »Sagte ich das nicht?« Sie betrachtete ihre rosa polierten Fingernägel. »Wo du schon einmal da bist, wäre es doch nett, wenn ihr beide euch wiedersähet, nach der langen Zeit.«
    »Es wäre nett ?«
    »Ach, wir werden es ja sehen. Wollen wir nicht zusammen auf ihn warten?«, fragte sie über die Schulter, denn er war zur Tür gegangen.
    Er blieb im Eingang stehen. »Wozu warten, Percy?«
    Er schloss beide Türflügel und drehte die Verriegelung

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