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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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was sie ihm sicher auch freiwillig gegeben hätte? Persephone würde ihn hassen, sie hatte recht, er war ein brutaler Kerl. Ihn reute nicht, was er getan hatte, im Gegenteil, es hatte ihm gefallen. Aber es war entehrend, dass er ihr Gewalt angetan hatte. Er musste fort, Persephones Verachtung entfliehen. Er nahm seinen Stock, kam noch einmal zurück und beugte sich zu ihr.
    »Percy?«
    »Was willst du noch?«
    »Darf ich dich küssen?«
    »Wage es nicht, Bill!«
    Er neigte sich noch näher zu ihr. »Ein letztes Mal? Ich fasse dich auch nicht an.«
    »Nein.«
    »Ich werde fortgehen, du siehst mich nie wieder, ich verspreche es dir.«
    »Geh endlich. Geh!«
    Es wäre nicht weit gewesen zum Berkeley Square, aber er konnte jetzt nicht ins Hotel zurück. Er wandte sich östlich und folgte der Regent Street Richtung City, verließ bald den Boulevard und ging ziellos durch Nebenstraßen. Unmerklich ging er schneller, immer schneller. Sein Herz schlug hart, doch nicht vor Anstrengung. Es schlug im Takt seiner Schritte, es rastenach dem scharfen Akzent des Stockes. Was hatte er getan! Wie weit würde er laufen müssen, um die Schmach loszuwerden?
    Sein Bein schmerzte höllisch, aber er ging weiter, immer weiter, und kam in eine Gegend kleiner Leute. An sein Ohr drang das Cockney feilschender Händler, Dienstmägde, Lumpensammler. Kriegsversehrte bettelten um Almosen, Gelegenheitsdiebe strichen um Torwege, dazwischen Laufburschen, die mit Traglasten vorüberhasteten. William nahm sie kaum wahr, es trieb ihn immer weiter.
    Um die Zeit ertönten die Schichtglocken. Im Viertel der Spinnereien und Webereien strömten Arbeiter aus den Fabriken. Die abgestumpften Mienen der Leute, vom Berufsstand der Handwerker weit entfernt, zeugten vom Frondienst der Manufakturen, einer dröhnenden Maschinerie, die Männer, Frauen und Kinder vierzehn Stunden am Tag zur Arbeit antrieb. Zwischen geschwärzten Gemäuern, unter rußenden Schloten, die das Tageslicht verdunkelten, blieb William atemlos stehen. Auf den Stock gestützt, sah er sich um. Hier entstand also der Wohlstand der industrialisierten Zeit!
    Das Elend der Fabrikarbeiter ließ ihn wieder an seinen neuen unfassbaren Reichtum denken. Er rief eine Droschke und fuhr zum Berkeley Square.
    Kaum war er ins Hotel zurückgekehrt, erschien Nick Crawford, um ihm Bericht zu erstatten.
    »Wie Sie es wünschten, Sir, bin ich heute noch einmal bei der Starline Company vorstellig geworden. Sie können mir glauben, dass ich höflich um Auskunft gebeten habe. Aber die Leute dort wurden gleich grob, sie haben mich sogar bedroht, Sir!«
    William hob eine Hand. »Mr. Crawford, schildern Sie mir genau, was sich dort abgespielt hat.«
    Vor dem Kontor standen einige Lastkarren, erzählte Nick. Ein Dutzend schwarzer Matrosen brachte vom Speicher desKontors große Frachtkisten und verlud sie auf die Karren. Um den Leuten nicht im Weg zu sein, setzte sich Nick in der Abfertigungshalle auf eine Bank, wo er auf einen Angestellten der Agentur warten wollte. Stattdessen kam der Bootsmann der Tristar mit dem Zahlmeister herein. Der Zahlmeister wollte keine weitere Ladung übernehmen, weil das Schiff angeblich schon genug Fracht genommen habe. Der Bootsmann bestand jedoch darauf, den ganzen Lagerbestand aufs Schiff zu bringen und die Tristar noch in der Nacht zum Auslaufen klarzumachen.
    Als er Nick bemerkte, befahl er ihm, beim Beladen der Karren mit anzupacken; schließlich werde ein Fuhrknecht nicht fürs Rumsitzen bezahlt. Als Nick darauf hinwies, dass er nicht zu dem Fuhrpark draußen gehöre, gab der Bootsmann seinen Leuten ein Zeichen, und Nick wurde von zwei Männern an den Armen gepackt. Der Bootsmann fuhr ihn an, was er im Kontor zu suchen habe. Nick sagte, dass er mit dem Gentleman sprechen wolle, den man hier den Master nenne. Daraufhin lachten alle gemein, und der Bootsmann meinte, der Master müsse sein kleines Rendezvous mit Nick wohl vergessen haben. Nick verlangte entrüstet, sofort losgelassen zu werden. Darauf stieß man ihn grob zur Tür hinaus. Nick unternahm noch einen Versuch und fragte den Fahrer eines der Lastkarren, wo er das Schloss finden könne, in dem sich der Master aufhalte. »Da war der Bootsmann schon hinter mir hergekommen. Er hielt mir eine Pistole vor und sagte, wenn ich nicht mit der Fragerei aufhörte und auf der Stelle verschwände, würde es mir leidtun! Da hab ich mich lieber davongemacht.«
    William runzelte die Brauen. »Ich fürchte, wir sind da auf etwas gestoßen, Mr.

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