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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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ihre Kehle kaum wahr. Dann allmählich spürte sie, dass seine Hände ihren Hals immer fester umschlossen. Hellwach, ja empört, wollte sie auffahren, hielt sich aber rechtzeitig zurück. Reed sah voll tiefer Gewissheit auf sie herab, dass sie glaubte, es müsste ihr etwas entgangen sein; sonst würde sie wohl verstehen, was gerade passierte. Sie sagte so ruhig wie möglich: »Es geht mir wieder gut, Mr. Reed. Sie können mich loslassen.«
    Erst geschah nichts. Dann wurde der Griff um ihren Hals fester.
    »Algernon!«, rief sie erschrocken. Zögernd öffnete er die Hände, rührte sich aber sonst nicht. Um Souveränität zu gewinnen, setzte sie sich auf und sagte in forscherem Ton: »Es ist ja schon dunkel! Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Sehr … lange«, antwortete er stockend. »Sie können … in diesem Zimmer bleiben. Morgen fahre ich Sie nach Hause.«
    »Ich fürchte, meine Unpässlichkeit hat für einige Aufregung gesorgt?«
    »Aufregung? … Oh ja, Sie sind … plötzlich zusammengebrochen.«
    Er wirkte abwesend, irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Sie fragte sich, ob ihm die schwarze Hebamme erzählt hatte, dass sie schwanger war. »Die Frau, die Sie mir schickten, war eine große Hilfe.«
    »Bessie ist sehr erfahren. Sie deutete an …«
    »Ach ja, ich weiß«, sagte Antonia schnell. »Sie meinte, ich habe mich überanstrengt. Es sei nichts Ernstes, eine leichte Schwäche. Das hat sie Ihnen doch auch gesagt?«
    Reed zögerte. »Eine leichte Schwäche … Ja, ich glaube, das sagte sie.«
    Gut, dachte sie, er wusste also nichts von ihrer Schwangerschaft. Nun musste sie ihn dazu bringen hinauszugehen. »Es ist sehr freundlich, dass ich über Nacht hierbleiben kann«, begann sie. »Ich möchte nur meiner Schwester gerne eine Nachricht schicken. Sie erwartete mich heute Abend in Charles Town. Inzwischen wird Lydia sich fragen, wo ich bleibe.«
    »Sie hatten nicht gesagt, dass Ihre Schwester Sie erwartet!«, rief er bestürzt. »Ich werde sofort jemanden hinschicken.« In der Tür drehte er sich noch einmal um. »Bitte bleiben Sie in diesem Zimmer, wenn ich fort bin!«, sagte er eindringlich. »Gehen Sie unter keinen Umständen hinaus! Jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Nachdem er gegangen war, atmete sie erleichtert auf. Sie wollte ihm nicht unterstellen, er hätte versucht, die Situation auszunutzen. Bestimmt hatte er sich nur vergewissern wollen, dass es ihr gut ging. Vielleicht war er in Sorge gewesen, sie hätte Fieber bekommen? Nun, jetzt war er gegangen und kümmerte sich hoffentlich um eine Nachricht an Lydia. Warum hatteer nur so strikt darauf bestanden, dass sie das Zimmer nicht verließ? Unwillkürlich dachte sie an Morrell und die Alligatoren.
    Er stand auf dem Gang vor ihrer Tür und spürte, wie der fremde Wille des Wahnsinns ihn noch einmal freigab. Er wusste, er musste noch etwas tun, Antonia hatte gesagt, jemand müsse benachrichtigt werden. Sie hatte recht, niemand sollte sich beunruhigen oder gar anfangen, Fragen zu stellen. Aber es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Er eilte über die Galerie zu seinen Zimmern. In aller Hast zog er sich um, einfaches Hemd, dunkle Hosen, schwarzer Jagdrock und Reitstiefel. Sein Jagdmesser. Dann lief er hinunter, durch den Garten, der wie abgestorben und grau im Mondlicht lag. Als er zum Reithof kam, wartete Castor schon mit seinem Pferd vor dem Stall. Der Diener hatte die Unruhe seines Herrn bemerkt und Lone Star für ihn gesattelt.
    Reed trug ihm auf, Antonias Reitknecht nach Charles Town zu schicken, damit Miss Bell nicht länger beunruhigt war. Dann schwang er sich aufs Pferd. Er musste fort.
    Dies war seine Nacht. Es hätte Algernons und Antonias Nacht sein können, ihre einzige Nacht, doch was für eine Nacht! Lone Star stieg auf der Hinterhand, aber Reed zwang ihn in die Pflicht und jagte davon. Hell genug war es, hell genug zu finden, was er suchte.
    Antonia hörte Reed die Treppe hinuntereilen. Sicher würde er Noah mit einer Botschaft zu ihrer Schwester schicken. Doch Lydia war ihr im Augenblick einerlei. Sie dachte an ihr Kind. Nachdem ihr Körper sie heute gewarnt hatte, gelobte sie, sich achtsamer zu verhalten, um es nur ja gesund zur Welt zu bringen, ihr Kind, das einzige verbliebene Band zu William! Er hatte sie verlassen, nur der Schmerz der Trennung hielt ihr die Treue. Nein, sie durfte nicht an ihn denken, ihre Gefühle fürWilliam machten sie schwach, und Schwäche konnte sie sich nicht leisten, nicht jetzt.
    Wenn Reed zurückkäme,

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