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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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bringen und diese Frau holen, diese Schwarze, die bestimmt eine Voodoo-Hexe war und ihr womöglich etwas eingeben würde, das sie vielleicht umbrachte. Oder ihr Kind!
    »Oh, bitte nicht, aaaaah!«
    Reed hob sie hoch und trug sie hinauf in ein abgedunkeltes Zimmer. Die schweren Vorhänge vor den Fenstern ließen nurdurch einen Spalt etwas Tageslicht herein. Er legte sie behutsam auf das Bett, zog ihr die Reitstiefel aus und breitete eine Decke über ihren verkrampften Körper. Nervös rief er zur offenen Tür: »Castor, Bessie, wir sind hier oben! Beeilt euch!«
    Antonia hörte die Stimme einer Frau: »Es wäre wohl besser, wenn ich mit ihr alleine sein könnte, Mass’a.«
    »Gut. Aber ruf mich sofort, wenn Hilfe nötig ist, hörst du, Bessie?«
    Schritte, das Schließen der Tür, Stille. Jemand setzte sich auf den Bettrand. Ruhige Hände fühlten die Temperatur ihrer Stirn, schlugen die Decke zurück, schoben sich sanft zwischen Antonias Hände und ihren harten Bauch. Unter den sicheren Handgriffen beruhigte sie sich allmählich. Sie öffnete die Augen und sah im dämmrigen Licht ein ernstes, schwarzes Gesicht.
    »Keine Angst, Maam, ich will bloß fühlen, ob es sich wehrt. Der Bauch ist ganz hart. Haben Sie noch Krämpfe?«
    »N…nein. Es war, als würde ich zerrissen. Jetzt ist es ein dumpfer Schmerz.«
    »Sie hatten Wehen. Gut, dass es sich wieder beruhigt. Der Bauch hat sich zusammengezogen, um es zu schützen. Was haben Sie gemacht, sind Sie gestürzt?«
    »Ich bin vom Plains River hergeritten.«
    Bessie hatte begonnen, Antonias Bauch mit sanft kreisenden Bewegungen zu streicheln; unter der rauen Handfläche raschelte der Stoff des Reitkostüms. Antonia entspannte sich. Der Schmerz war noch da, aber er wurde schwächer, ihr Körper lehnte sich nicht mehr auf. Ihre Bauchhöhle fühlte sich innerlich wund an, doch der Schmerz ebbte weiter ab.
    »War wohl ein bisschen zu viel, Maam, der weite Weg zu Pferd hierher. Wie weit sind Sie denn? Fünfter?«
    »Kann sein, ich weiß nicht genau.«
    »Hm … Ihr Leib fühlt sich jetzt nicht mehr so hart an. Geht es besser?«
    »Ja, ich glaube, es wird besser.«
    Antonia atmete tief durch, es tat nicht mehr weh. Sie schloss die Augen, fuhr sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. Sie wurde schläfrig und ließ sich von der Müdigkeit forttragen. »Bleib … bei mir.«
    »Aber ja, ich bleibe noch bei Ihnen. Wenn es nicht anfängt zu bluten, ist alles in Ordnung. Schlafen Sie, Maam.«
    »Mr. Reed …«
    »Ich rede mit Mass’a Reed und werde ihn beruhigen. Schlafen Sie jetzt.«
    Als Antonia gleichmäßig atmete, warf die Frau einen Blick unter die Röcke des Reitkostüms. Als sie kein Blut sah, deckte sie die Schlafende zu und verließ leise das Zimmer.
    Vor der Tür zum Salon stand der schwarze Kammerdiener Castor. Er nickte Bessie zu, und sie trat ein. Reed, hingestreckt in einem Sessel, starrte ausdruckslos vor sich hin. Als die Schwarze näher kam, belebten sich seine Züge. »Ah, Bessie! Wie geht es Mrs. Lorimer?«
    »Sie schläft, Mass’a. Es geht ihr besser.«
    »Das ist gut. Ich habe mir große Sorgen gemacht.«
    »Sie hat sich überanstrengt. So lange Strecken darf sie nicht mehr reiten, sie könnte es sonst verlieren. Sie soll nur noch Kutsche fahren, wenn Sie mich fragen.«
    Reed neigte den Kopf zur Seite. »Sie könnte … es verlieren?«
    »Jetzt nicht mehr, es hat sich wieder beruhigt. Sie müssen keine Angst haben, sie wird das Baby behalten. Aber sie soll sich etwas schonen, achten Sie darauf, Mass’a.«
    »Ja … natürlich, ich werde darauf achten, Bessie.« Er stand auf, ging rasch ein paar Schritte durchs Zimmer, kam wieder zurück. »Aber was soll denn jetzt geschehen? Ich meine, sie liegt da oben!«
    »Lassen Sie sie schlafen. Morgen früh, wenn sie aufwacht, wird sie wieder ganz munter sein.«
    »Morgen! Soll sie die Nacht über hierbleiben?«
    »Na ja, das muss sie wohl.«
    Bessie kannte die Marotte ihres Herrn, niemanden im Herrenhaus zu dulden. Doch er hatte sich die Dame hergeholt, sollte er sehen, wie er zurechtkam. Schließlich bekam sie ein Baby von ihm.
    Reed stand noch so, wie Bessie ihn verlassen hatte, und wartete. Reglos, alle Sinne nach innen gerichtet, wartete er auf eine Reaktion aus dem dunklen Spiegel. Er kannte den machtvollen Willen, der ihn kontrollierte. Die Anfälle überkamen ihn nicht mehr unvorbereitet, er spürte, wenn der Wahnsinn auf sein Bewusstsein übergriff. Gespannt bis in jeden Nerv, erwartete er nun den

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