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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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zurück. »Bevor sein Schiff in See stach, trafen wir uns abends in der Stadt. Wir redeten über alles Mögliche, auch Privates, und na ja, dann fragte ich ihn, ob er vorhabe zurückzukommen.«
    »Andy!«
    »Was denn? Ich wollte wissen, ob er Ansprüche auf dich erhebt. Marshall hat das verstanden.« Er bedachte sich und sagte: »Glaubst du, das heute wäre geschehen, wenn ich wüsste, dass er wiederkommt?«
    »Das heißt, ihr habt es abgesprochen? William hat mich dir überlassen!« Sie war den Tränen nahe. »Oh ja, ich weiß schon: Männer tun so etwas.«
    »Nicht, Tonia!« Er nahm sie in die Arme, doch er spürte ihren Widerstand. Er musste ihr etwas Zeit lassen, dann käme sie schon darüber hinweg, sie würde den anderen vergessen und mit ihm glücklich werden. Er war ganz sicher, dass er sie glücklich machen konnte. Sie musste es nur zulassen. »Wenn du nach Hause fahren möchtest, Liebste, dann tu das. Ich verspreche dir, ich werde dich in Ruhe lassen.« Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Aber wenn du deine Meinung änderst, wenn du glaubst, dass du mich sehen möchtest, lass es mich wissen. Wirst du das tun?«
    »Ja, Andy.«
    »Ich liebe dich, Tonia.« Er küsste sie zärtlich zum Abschied. »Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.«
    Als die Glocke zur Börseneröffnung läutete, hatte Hocksley seine Absprachen getroffen. Er hatte den Zusammenhalt innerhalb der Pflanzerlobby gestärkt und in den Händlergremien eine Preispolitik gefordert, die dem Planters Club den Vorrang gegenüber dem neuen Konsortium um Ashley & Bolton sichern sollte. Auch persönlich versprach er sich in dieser Saison gute Geschäftsgewinne. Täglich trafen in Charles Town Wagen von seinen Pflanzungen ein. Seine Verwalter waren instruiert,die für den Export bestimmte Baumwolle in eigens dafür angemieteten Speicherhäusern bis zur Verschiffung nach Europa zwischenzulagern. An alles hatte er gedacht, er hätte zufrieden sein können. Doch eine Sache trieb ihn um und verdarb ihm die Freude an der schönen Ordnung seiner Welt.
    Er fürchtete, für einen Vorfall, der Jahre zurücklag, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Damals war auf sein Geheiß die Frau des Stammesoberhauptes Raoul Mougadou als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Für das Unrecht dieser unmenschlichen Tat drohte ihm vom Clan der Mougadous Vergeltung. Anfangs hatte er geglaubt, er könnte sich der Bedrohung entziehen, Raoul Mougadou lebte auf Saint-Domingue, an die fünfzehnhundert Meilen von seinem heimischen Wirkungskreis entfernt. Doch jedes Jahr brachten die westindischen Sklavenschiffe mehr schwarze Voodoo-Gläubige nach South Carolina, sie lebten auf Plantagen in Hocksleys nächster Umgebung. Monsieur Raouls Rachefluch bedrohte seine Schwelle.
    Es war bezeichnend, dass sich ausgerechnet auf Legacy, nach dessen Besitz Hocksley verlangend die Hand ausstreckte, eine Front gegen ihn formierte. Joshua Robert, der schwarze Bastard seines Schwiegervaters Robert Bell, hatte sich mit der Voodoo-Priesterin Rovena zusammengetan, der Schwester von Monsieur Raoul. Hocksley war überzeugt, dass die beiden von Legacy ausgehend die Rache der Mougadous gegen ihn vorbereiteten. Doch er war entschlossen, die Anhänger seines Erzfeindes Raoul Mougadou unschädlich zu machen, ehe sie ihm gefährlich werden konnten.
    Der Leichenfund von Elverking nun inspirierte ihn zu einem perfiden Plan: Er ließ verbreiten, die Tote sei das Opfer eines rituellen Mordes durch Voodoo-Anhänger, die unter den Sklaven von Hollow Park zu finden seien. Die meisten Sklavenhalter fürchteten den fremdartigen Voodoo-Kult, sie sahen darin eine Art Teufelsbeschwörung, deren Ausübungaufs Schärfste geahndet werden musste. Indem Hocksley vorgab, gegen die Ausbreitung des obskuren Kults einzuschreiten, wusste er also die öffentliche Meinung geschlossen hinter sich. So würde sein Plan die erhoffte Schlagkraft entfalten.
    Die Ermittlungen am Fundort der Leiche auf Elverking hatten zu keinen brauchbaren Erkenntnissen geführt. Aber dann hatte Crossbow dem Constable von unerlaubten Vorgängen auf den Pflanzungen des benachbarten Hollow Park berichtet. Am Ende war er bereit gewesen, drei heilige Eide zu schwören, dass die Voodoo-Priesterin Rovena-la-Sorcière zur Mordnacht im Sklavendorf Stratton auf Hollow Park gewesen sei und ihre Anhänger zu unheimlichen Ritualen am Ashley River versammelt habe. So nahmen die Dinge ihren Lauf.
    Vor seiner Abreise aus Charles Town kehrte Hocksley zu seinem

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