Die Plantage: Roman (German Edition)
Appartement im Planters Club zurück. Bei einem ausgiebigen zweiten Frühstück überflog er die Schlagzeilen der »Gazette«, dann las er die Morgenpost. Darunter befand sich auch ein kurzes Schreiben Crossbows, dessen Inhalt Hocksleys Stimmung deutlich aufhellte: Wie erwartet, hätten die Ermittlungen auf Hollow Park im Fall der ermordeten Prostituierten den Verdacht des Constable bestätigt, schrieb Crossbow. Anscheinend lag tatsächlich ein Ritualmord durch die Sklaven von Stratton vor. Der Untersuchungsrichter in Charles Town hätte Mr. Reed aufgefordert, vierzehn Sklaven, die des gemeinsam begangenen Mordes beschuldigt würden, in den Gewahrsam der Obrigkeit zu übergeben. Die Schwarzen, die von der Plantage Beau Séjour auf Saint-Domingue stammten, wären inzwischen ins Work House gebracht worden, wo sie ihrer Bestrafung entgegensähen. Gegen die Voodoo-Priesterin wäre Haftbefehl erlassen worden; als Freigelassene würde sie bis zur Verhandlung in den Provost Dungeon gesperrt.
Das waren gute Nachrichten! Entspannt machte sich Hocksley auf die Heimreise. Die Kontrollen am Stadttor nahm er gelassen hin. Die britischen Wachsoldaten wussten, es lohntesich für sie, wenn sie den mächtigen Pflanzer zügig abfertigten. Hocksley ließ ein paar Münzen in die Hand des Sergeanten fallen, dann konnte er den Schlagbaum ungehindert passieren. Nach dem Durchqueren der Bannmeile von Charles Town kam sein Wagen zum Belagerungsring von General Greenes Truppen, was jedes Mal ein unangenehmes Hindernis auf Hocksleys Heimweg darstellte. Die Soldaten erkannten die prächtige Kutsche schon von Weitem und ließen sich dennoch viel Zeit, bevor sich einer der Offiziere bequemte, seinen Passierschein entgegenzunehmen und zu überprüfen und Hocksley nach einer Reihe lästiger Fragen endlich durchzuwinken.
Die offene Kutsche fuhr schnell auf der Charles Town Road nach Norden. Hocksley nahm von der Landschaft ringsum nichts wahr. Er bedachte den Plan, den er ins Werk gesetzt hatte. Er war ihnen zuvorgekommen, diesem Raoul Mougadou und seinem unseligen Clan. Nicht mehr lange, und alles hätte ein Ende; die dunkle Bedrohung, die besorgten Blicke über die Schulter, den Herrn entwürdigend auf seinem eigenen Land. Nicht mehr lange, und er könnte wieder ruhig schlafen.
»Noah hat den Wagen vorgefahren, Madam. Wenn Sie so weit wären, könnten wir abfahren.«
Joshua stand lässig in der Tür zum blauen Salon, den breitrandigen Lederhut in der Hand. Lydia und Antonia standen auf und umarmten sich.
»Danke, Lydia! Es hat mir gutgetan, hier bei dir zu sein und für eine Weile nicht an Reis und Kraftfutter denken zu müssen.«
»Ach, Liebes, ich hatte gehofft, du würdest mehr erleben! Du bist kaum ausgegangen, hast niemanden eingeladen. Wenigstens hat dir dein Bankier seine Aufwartung gemacht. Du hast ihn hoffentlich ein wenig ermutigt? Oder wurde wieder nur über die Plantage geredet?«
»Du kennst mich, Lyddie, Legacy ist das Wichtigste in meinemLeben«, sagte Antonia mit einem flüchtigen Lächeln. Dann nahm sie ihre Handtasche, küsste zum Abschied Lydias gepuderte Wange und folgte Joshua hinunter in die Halle.
Als sie aus der Haustür trat, kam ein junger Mann auf sie zu, der zwischen den Säulen des Portals auf sie gewartet haben musste. Sein schüchternes Gesicht kam ihr bekannt vor. Mit einer stummen Verbeugung reichte er ihr ein gesiegeltes Schreiben. Als sie den Absender las, wusste sie, woher sie den Überbringer kannte.
»Bitte richten Sie Dr. Ingham meine Grüße aus. Sie dürfen ihm bestellen, dass ich vollkommen wiederhergestellt bin.«
Inghams Assistent verneigte sich erneut, indem er auf das Schreiben in ihrer Hand deutete. »Bitte um Vergebung, Madam. Der Doktor lässt Sie bitten, ihm gleich eine Antwort zukommen zu lassen.«
»Das geht nicht. Sie sehen ja, dass ich im Moment abreise. Bestellen Sie Dr. Ingham meine Grüße, ich werde ihm schreiben.«
»Aber Madam, der Doktor sagte, es sei sehr wichtig und ich dürfe nicht ohne eine Antwort zurückkommen.«
Sie wog den verschlossenen Umschlag in der Hand, eine scharfe Falte erschien zwischen ihren Brauen. Energisch brach sie das Siegel, überflog die wenigen Zeilen und wusste, bevor sie zu Ende gelesen hatte, dass sich das Rad ohne ihr Zutun in Bewegung gesetzt hatte.
Als Joshua das letzte Gepäckstück herausbrachte, sagte sie: »Oh, Joshua, ich muss noch einmal zu Dr. Ingham in die Jules Row. Es wird nicht lange dauern.«
Sie lächelte, aber er kannte sie zu
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