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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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jemanden da draußen, der methodisch Leute umbrachte und es verstand, seine Spur immer wieder zu verwischen. Schon lange beschäftigten ihn diese Vorfälle, und erstmals hatte er das Gefühl, der Lösung näher zu kommen. Er musste Antonia dazu bewegen, die Wahrheit zu sagen. Dazu würde er sensibel vorgehen müssen und das Gespräch beiläufig auf einen Punkt zusteuern lassen, an dem sie sich ihm einfach anvertrauen musste.
    »Ehrlich gesagt, bin ich erleichtert, Mrs. Lorimer«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich darf wohl annehmen, Sie haben mir das Missgeschick mit den vertauschten Abschriften verziehen? Das Ganze ließe mir sonst keine Ruhe.«
    Seine Worte hatten die erhoffte Wirkung; Antonia lehnte sich entspannt zurück und sagte: »Seien Sie unbesorgt, Doktor, ich habe davon keinen Schaden genommen. Natürlich ist es schrecklich, was der armen Frau geschehen ist.«
    »Das ist wahr. Es wird Sie daher sicher beruhigen, dass die Polizei schon erfolgreich war. Wie ich heute erfahren habe, wurden die Täter überführt und eingesperrt.«
    »Die … Täter?«, sagte sie überrascht. »Nun, die Polizei arbeitet erstaunlich effizient!«
    »Ja, nicht wahr?« Er ließ sie nicht aus den Augen, als er fortfuhr: »Die Hinweise führten nach Stratton, einem Sklavendorf auf einer von Mr. Reeds zahllosen Pflanzungen. Die Sklaven von Stratton praktizieren im Geheimen Voodoo-Rituale; anscheinendwurde die Frau das Opfer einer Art Teufelsbeschwörung. Die Schwarzen, die an den Vorgängen beteiligt waren, wurden ins Work House gebracht.«
    Antonia fragte vorsichtig: »Und Mr. Reed?«
    »Tja, was sollte er machen? Er musste die Leute aufgrund der richterlichen Anordnung herausgeben. Wahrscheinlich ärgert ihn der Verlust der Arbeitskräfte, doch das kann er verschmerzen, Geld scheint für ihn keine Rolle zu spielen.«
    »Hat er denn nichts unternommen, um den Vorwurf gegen seine Leute zu entkräften? Als ihr Herr könnte er doch intervenieren.«
    »Sie haben ja eine hohe Meinung von dem Gentleman!«, schnaubte Ingham, der aus seiner Verachtung für Sklavenhalter keinen Hehl machte. »Männer wie Reed befürworten rigorose Maßnahmen, um die Disziplin unter ihren Sklaven durchzusetzen. Abgesehen davon, warum hätte er einschreiten sollen? Die Schwarzen haben alles zugegeben.«
    »Ach so?« Sie stutzte. »Dann ist der Fall also gelöst?«
    »Abwarten! Geständnisse lassen sich auch erzwingen. Ich glaube nicht, dass die Schwarzen die Frau getötet haben.«
    Er sah sie lange an, Antonia hielt seinem Blick ohne mit der Wimper zu zucken stand. Nein, dachte er, sie glaubt es auch nicht, sie weiß sogar, dass die Sklaven unschuldig sind! Noch einen kleinen Schritt weiter, sagte er sich, und sie wird sich offenbaren. »Wenn Sie den Bericht zu Ende gelesen haben, Madam, kennen Sie meine Auffassung, dass der Mord von Elverking kein Einzelfall ist. Ich bin überzeugt, dass wir es mit einer Serie von Morden zu tun haben.«
    Antonia wurde totenblass.
    Doch er wollte ihr nichts ersparen und erzählte ungerührt weiter: »Vor vier, fünf Jahren fand man die Leichen von zwei jungen Leuten, die zu Tode gefoltert worden waren. Nur befasste sich niemand ernsthaft mit der Aufklärung der Fälle, man hatte andere Sorgen durch den drohenden Krieg, und sowurde der Täter nie gefasst. Wenn ich nun den Fall von Elverking mit meinen früheren Obduktionsberichten vergleiche, besteht für mich kein Zweifel, dass hier dreimal derselbe Täter am Werk war. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage: Warum hat er damals aufgehört zu morden? Und warum fängt er jetzt, nach Jahren, wieder an?«
    »Vielleicht hat er ja nicht aufgehört, Doktor«, sagte Antonia leise. »Vielleicht wurden die anderen Leichen nur nicht gefunden.«
    Nun war es an Ingham, blass zu werden. »Sie ziehen bemerkenswerte Schlüsse, Madam, bei Gott!« Was um Himmels willen wusste sie? »Wollen Sie mich nicht an Ihren Überlegungen teilhaben lassen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, während sie ihre Zweifel niederrang. Gut, die Behörden hatten Tatsachen geschaffen, um den Fall abschließen zu können. Das Rad schien zum Stillstand gekommen, Reed war in Sicherheit. Aber um welchen Preis! Unschuldige würden hingerichtet für eine Tat, die sie nicht begangen hatten. Und irgendwann würde wieder eine verstümmelte Leiche gefunden werden. Es lag an ihr, das zu verhindern. Aber durfte sie Reed deshalb ausliefern?
    Als sein Dasein ihm zur Falle geworden war, hatte er bei ihr Trost gesucht. Er

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