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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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nie genau erfahren, was sich in jener Nacht abgespielt hat.«
    »Nun, Ma’m, der alte Seth war dabei.« Jordan rief über den Vorplatz: »Seth, komm mal her!« Shaughnesseys schwarzer Kutscher stieg vom Wagen und kam zu ihnen herüber. »Erzähl Mrs. Lorimer von dem Überfall, Seth.«
    Antonia war sich nicht sicher, ob sie Seths Geschichte hören wollte. Doch der Alte fing gleich an: »Kann mich erinnern, als wär’s gestern gewesen: Ich sitze mit den Jungs unten in Coles Hütte, als plötzlich jemand Alarm schlägt. Wir laufen raus, sehen Reiter mit Fackeln, fünfzig, vielleicht sechzig Mann, die in vollem Galopp durch die Allee heranstürmen. Wir können uns gerade noch im Wald verstecken, dann sind sie da und hauen mit ihren Säbeln alles kurz und klein. Ein Trupp reitet zu den Feldern und legt dort Feuer, andere treiben die Leute aus der Siedlung. Die Frauen schreien, alle versuchen zu entkommen. Wer zu langsam ist und kein Versteck findet, wird erschlagen oder kommt unter die Hufe.«
    Seth räusperte sich, spuckte auf den Boden. »Ihr Anführer, der steht mit seinem Riesenpferd hier oben, genau auf diesem Platz, und sieht zu, wie seine Männer die Plantage verwüsten. Schließlich befiehlt er, das Haus anzuzünden. Die Soldaten werfen ihre Fackeln aufs Dach und durch die Fenster, schon schlagen von innen die Flammen heraus, da bricht auf einmalein Sturm los. Aus allen Richtungen heult der Wind und facht das Feuer so richtig an. Die Soldaten rücken ab, nur der Kommandeur bleibt noch da. Er starrt auf das brennende Haus und kann sich nicht losreißen. Und sein Höllenpferd scheut nicht vor den Flammen, weicht keinen Schritt zurück. Erst als mit Blitz und Donner dann die Wassermassen vom Himmel stürzen, sprengt er seiner Truppe hinterher.«
    Die Männer nickten, manche kommentierten Seths Bericht. Antonia schwieg, vor ihrem inneren Auge erstand das Bild des Übeltäters, das Seth heraufbeschworen hatte: Ein arroganter Engländer, der hoch zu Ross vor ihrem brennenden Haus paradiert. Doch unversehens wandelte sich das Bild: Statt des englischen Reiters jener Sturmnacht sah sie jetzt Joshua, wie er mit Ghost in der Abendsonne vor dem Haus seine Volten reitet.
    Shaughnessey bemerkte, dass sie die Brauen zusammenzog. »Alles in Ordnung, Antonia?«
    »Oh … Ja, sicher! Also, wie wollen Sie beginnen, Frank?«
    »Wir werden in der Bibliothek eine neue Decke einziehen. Dadurch retten wir das Gebäude und verhindern, dass die Wetterschäden auf Ihr Wohnhaus übergreifen. Ich schätze, meine Leute werden damit die nächsten drei, vier Wochen beschäftigt sein.«
    »Genau so machen wir es, Frank. Und danke für alles!«, sagte Antonia. Doch sie hatte kaum zugehört.
    Nachdenklich sah sie Shaughnesseys Wagen nach. Als nur noch das Rauschen in den Baumkronen zu hören war, stieg sie zum Portikus ihres Hauses hinauf und betrachtete die Schäden, die der Brand hinterlassen hatte. Sie dachte an Seths Geschichte, an den englischen Kommandeur auf seinem Höllenpferd vor dem brennenden Haus und an Joshua auf Marshalls schwarzem Hengst. Ghost hatte seinen verletzten Herrn nach Legacy gebracht. Ausgerechnet nach Legacy.

7.
    Nach dem letzten schweren Fieberschub ging es William mit jedem Tag besser. Wenn sein Bein auch noch lange nicht geheilt war, benötigte er doch immer seltener Joshuas Hilfe.
    Es hielt ihn nicht mehr im Haus. Das Gehen tat zwar so höllisch weh, dass ihm manchmal fast übel wurde. Trotzdem war er schon ein paar Mal auf Krücken zu den Stallungen gegangen, um nach Ghost zu sehen. Joshua hatte das Pferd gut gepflegt. Der Mann verstand etwas von seinem Fach, so viel war sicher.
    William wollte endlich wieder ausreiten. Natürlich musste er vorsichtig sein. Sein erstes Training wollte er davon abhängig machen, wie sicher er sich fühlte. Er würde sich zunächst auf ruhigen Seitenwegen halten und es beim Ritt querfeldein für den Anfang bei leichtem Gelände ohne Hindernisse belassen. Er war vor Tagesanbruch aufgestanden. Nachdem er sich sorgfältig rasiert hatte, betrachtete er sich im Spiegel über dem Waschtisch. Er sah verdammt blass aus! Wochenlang war er kaum an der Luft gewesen. Noch länger nur hier drin, und er würde verrückt werden. Es ging ihm körperlich wieder gut genug. Keinen Tag mehr würde er sich vorschreiben lassen, was er tun durfte und was nicht.
    Vor dem Spiegel kämmte er sein Haar zurück und band es im Nacken zusammen. Die Lady hatte für ihn Kleider in den Schrank gelegt, auch seine

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