Die Plantage: Roman (German Edition)
Pferden gewartet hatte. »Kommen Sie, Quinn, das dürfen Sie sich nicht entgehen lassen: Spencer, der Schlächter, kriecht vor uns im Dreck!« Er schritt außer Reichweite des Säbels um William herum, der sich am Boden wand beim Versuch, den Lieutenant mit der Waffe auf Abstand zu halten.
»Ihr Dragoons liebt eure Schwerter, was?«, spottete Roscoe und setzte das entwürdigende Spiel eine Weile fort. Dann zog er eine Pistole und legte auf William an.
»Halt, Lieutenant«, sagte Reed, »der Mann ist Offizier der Britischen Armee.«
»Er hat Truppen von Loyalisten befehligt, er ist nicht besser als diese Bande von Verrätern!«
»Sie dürfen ihn dennoch nicht erschießen!«
»Das hab ich auch nicht vor. Ich will ihn entwaffnen.« Roscoe hob die Pistole und zerschoss Williams Fechtarm. Der Schuss übertönte Williams Aufschrei, als er getroffen zurückgeworfen wurde. Der Säbel lag nutzlos am Boden.
»Das war unnötig«, wies Reed seinen Lieutenant zurecht.
»Werden Sie nicht sentimental, Captain.« Roscoe steckte die Pistole in das Holster zurück. »Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen.«
»Angefangen? Ich weiß nicht, was Sie meinen, Lieutenant.«
»Wirklich nicht?« Roscoe trat nah an Reed heran. »Dann werde ich es dir sagen, Algernon: Monatelang haben wir Spencer verfolgt. Jetzt werden wir mit ihm abrechnen, das sind wir Henry schuldig. Oder hast du vergessen, dass der Engländer unseren Freund kaltblütig umgebracht hat?«
Reeds Züge wurden hart. »Nein, das habe ich nicht. Aber wir müssen Spencer als Gefangenen korrekt behandeln.«
»Wer sagt, dass wir ihn gefangen nehmen?«
Sie tauschten einen Blick. Schließlich nickte Reed.
»Quinn, Sie reiten zurück zum Lager«, befahl er seinem Adjutanten. Dann legten er und Roscoe ihre Waffen ab. Williamhielt ächzend seinen blutenden Arm umkrampft, während er zusah, wie sie ihre Helme und die blauen Röcke mit den Rangabzeichen auszogen und zu den Waffen ins Gras legten. Nun, da sie sich ihrer soldatischen Attribute entledigt hatten, würde es für ihn keine Gnade geben.
»Es geht los, Spencer«, sagte Roscoe und versetzte ihm den ersten Tritt … Ghost hatte ihn am nächsten Tag gefunden. William erinnerte sich lückenhaft an einen Ritt von zwei oder drei Tagen, der ihn zu diesem Stall gebracht hatte. Über einen Monat war das jetzt her.
Einen Arm über Ghosts Widerrist gelegt, führte er das Pferd bis zum Tor. »Warte, wir brauchen kein Publikum.« Er fasste mit einer Hand den Sattelknauf, mit der anderen den Sattelkranz, dann biss er die Zähne zusammen, stieß sich mit dem gesunden Bein vom Boden ab und zog sich in den Sattel. Gekrümmt, mit flachem Atem wartete er, dass der Schmerz in den Rippen nachließ, bevor er sich langsam aufsetzte. Den linken Steigbügel nahm er auf, das kaum verheilte rechte Bein ließ er locker herabhängen, so ritt er aus dem Stall, über den Wirtschaftshof und den Hang hinauf zum Herrenhaus.
Auf dem Vorplatz hielt er an. Aus der Nähe betrachtet, traten die Schäden an der Fassade deutlicher hervor. Das zerstörte Halbrund der Bibliothek mit Säulen und Kapitellen glich einer antiken Ruine. William dachte unwillkürlich an eine Bühnenkulisse für eine griechische Tragödie. In den Fenstern der oberen Etage spiegelte sich der Sonnenaufgang. Alles war ruhig, so ruhig, als stünde die Zeit still. Genau hier, von diesem Platz aus hatte er den Anschlag auf Legacy befohlen, als er in jener Sturmnacht mit seinen Männern hergekommen war, um die Bestrafung des Rebellen zu vollenden. Und genau wie damals, als er das Haus verlassen vorfand, fühlte er auch jetzt den Zorn der Enttäuschung. In einem Reflex trat er dem Pferd in die Flanken. Ghost warf sich auf der Hinterhand herum, und sie galoppierten durch die Allee davon.»Was soll das heißen: Er ist fort?«
Antonia wandte sich entnervt vom Fenster ab. Joshua hantierte zwischen Herd und Küchentisch, goss Kaffee in zwei Tassen, schnitt Brot auf und verteilte gebratene Eier mit Speck auf die Teller.
»Er hat Ghost aufgezäumt und ist weggeritten«, erzählte er beiläufig. »Ich frage mich, wie er in den Sattel gekommen ist.« Er brachte die Teller zum Tisch und setzte sich. »Kommen Sie, essen Sie Ihr Frühstück, bevor es kalt wird.«
»Joshua! Auf den Straßen wimmelt es von Kriegsheimkehrern, an allen wichtigen Wegkreuzungen von hier bis Fort Wren stehen Militärposten. Was ist, wenn ihn jemand erkennt? Wenn sie ihn aufgreifen?«
»Das wird nicht passieren,
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