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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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eigenen Sachen, mit Ausnahme des Waffenrocks. Die grüne Montur mit den goldenen Litzen hatte sie sicher irgendwo versteckt, genau wie seine Pistolen und den Säbel. Wie war sie doch naiv!
    Beim Ankleiden stellte er fest, dass er seine Bocksleder-Breeches nicht tragen konnte; die Knopfleiste lag direkt über dem Beinverband. Also wählte er ein Paar von Joshuas langen Reithosen. Er setzte sich aufs Bett, jetzt kam der unangenehme Teil: Vorsichtig stieg er mit dem rechten Fuß in den Reitstiefel und zog ächzend vor Schmerz den Stiefelschaft überdie bandagierte Bruchstelle. Zum Teufel, warum dauerte es so lange, bis das Bein wieder in Ordnung war! Wenigstens die Rippenbrüche und Schnittverletzungen am Oberkörper waren weitgehend verheilt, obwohl … Er sollte sich das nächste Mal besser vorsehen, wenn er der Kleinen näherkam. Den zweiten Stiefel in der Hand, saß er auf der Bettkante und blickte in die Morgendämmerung hinaus. Was hatte sie denn erwartet? Ständig war sie in seiner Nähe, ihr musste doch klar sein, woran er ständig dachte . Dafür ging es ihm allemal gut genug. Bei der nächsten Gelegenheit würde er seinen Wünschen mehr Nachdruck verleihen.
    Er zog den anderen Stiefel an, band die Stiefelriemen fest. Nur auf eine Krücke gestützt ging er langsam auf und ab, um das Bein an die Belastung zu gewöhnen.
    Wieso hatte sie sich neulich so geziert? Ob sie sich vor ihm fürchtete? Er war ein Offizier und Gentleman, er würde niemals einer Frau etwas antun – außer natürlich, was man einer Frau als Mann nun mal antat. Genug jetzt! Bis er von seinem Training zurückkam, wollte er nicht mehr an sie denken. Er nahm den dunklen Mantel vom Haken, den Joshua ihm überlassen hatte, zog ihn über Hemd und Weste und ging hinaus.
    Als er den Stall betrat, schnaubte Ghost und schüttelte die Mähne. William klopfte ihm die Schulter, zog den Pferdekopf zu sich her und streichelte ihn freundschaftlich. Während er das große Tier sattelte und zäumte, dachte er an die Jahre und die Gefahren des Krieges, die sie durchlebt und gemeinsam bestanden hatten. In Fragen der Disziplin duldete William keine Ausnahme, das galt auch für Ghost. Er hatte ihm mörderische Gewaltritte abverlangt und Unterordnung in einem Maße, wie sie ein weniger charakterfestes Pferd kaum verkraftet hätte. Und doch hatte Ghost ihm stets Treue bewiesen. Ihm hatte William es zu verdanken, dass er noch am Leben war.
    Im letzten Gefecht waren sie gestürzt. Ein strauchelndes Kavalleriepferd hatte Ghost zu Fall gebracht … Beim Aufpralldes schweren Tierkörpers auf dem unebenen Boden wurde Williams rechter Unterschenkel zertrümmert. Ghost kämpfte sich wieder hoch und jagte ohne seinen Reiter davon, während der gegnerische Angriff über William hinwegging. Wie durch ein Wunder überlebte er und versuchte, kriechend die Deckung eines nahen Wäldchens zu erreichen. Er war noch nicht weit gekommen, als er drei Reiter sah, die sich über das Schlachtfeld näherten. Eine Patrouille der Landwehr, die den regulären Truppen der Rebellenarmee folgte. Sie hatten ihn entdeckt und ritten geradewegs auf ihn zu. Jeder Versuch zu entkommen war zwecklos. Also erwartete er sie mit dem Schwert in der Hand.
    Die Männer ritten ohne Eile heran. Zwei von ihnen trugen die provisorischen Uniformen der Miliz mit den Rangabzeichen eines Captain und eines Lieutenant. Der dritte war ein junger Minuteman , er trabte auf einem sattellosen Indianerpony zwei Pferdelängen hinter den anderen her. Sie zügelten ihre Pferde, der Captain gab das Zeichen zum Absitzen.
    »Colonel Spencer, wenn ich mich nicht irre?«, sagte er überrascht, dann an seine Begleiter gewandt: »Gentlemen, der Kommandeur der gefürchteten Dragoons!«
    William hielt sie mit der gezückten Waffe auf Abstand. »Wann … hatten wir das Vergnügen?«, stieß er keuchend hervor.
    »Lenud’s Ferry, vergangenen Mai, ein Gefangenenaustausch«, erwiderte der Captain, »zehn Milizionäre für Ihren verängstigten kleinen Kornett. Wir hatten dem Jungen kein Haar gekrümmt. Unsere Männer dagegen waren halb tot, als Sie sie uns zurückschickten. Wie auch immer«, er salutierte lässig, »ich bin Captain Reed, South Carolina Militia. Das ist Lieutenant Roscoe.«
    Der Lieutenant trat einen Schritt vor. »Ziemlich ungewöhnlich, Sie am Boden zu sehen, Colonel«, höhnte er in einem eigentümlich schleppenden Tonfall. »Was ist passiert? Ist IhnenIhr Gaul weggelaufen?« Er winkte den Adjutanten heran, der bei den

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