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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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In eine Wolldecke gerollt lag sie in der Mitte des großen Vierpfostenbettes. Bei dem Gedanken, dass sie hier die ganze Nacht verbracht hatte, war sie sofort hellwach.
    Jetzt bemerkte sie auch den betriebsamen Lärm, der durch die offenen Fenster hereinschallte, ein stetes Klopfen und Hämmern, dazwischen gelegentliche Zurufe: Shaughnessey und seine Bauleute! Schnell war sie aus dem Bett und stieg in ihre Stiefel – wer hatte sie ihr ausgezogen? In der Küche roch es nach Kaffee, die Kanne stand auf der Herdplatte, aber es war niemand da. Sie warf einen Blick durchs Fenster. Oben vor dem Herrenhaus standen zwei Lastwagen. Unter den Anweisungen Shaughnesseys und seines Vormanns luden ein paar Schwarze Dachbalken und Bauholz ab und trugen es zum Haus. Alles schien in bester Ordnung.
    Wenn sie sich beeilte, konnte sie Marshall vielleicht finden, bevor er Shaughnessey oder sonst jemandem in die Arme lief. Sie flocht sich in aller Eile das Haar, strich ihre Bluse glatt und wollte die Jacke nehmen, die sie gestern über einen Stuhl gehängt hatte, aber da hing sie nicht mehr. Er hat sich Henrys Jagdrock genommen!, dachte sie empört und zog heftiger als notwendig die Eingangstür auf.
    Marshall stand zwei Schritte weiter an der Hauswand. Durchs Fenster hatte sie ihn dort nicht bemerkt. Lässig auf die Krücken gelehnt, beobachtete er, was oben am Herrenhaus vor sich ging. Beim Klappen der Tür sah er sich zu ihr um.
    »Haben Sie gut geschlafen, Madam?«
    »Das sollte ich eher Sie fragen!« versetzte sie, noch unentschieden, ob sie erleichtert oder verärgert war. »Was machen Sie hier draußen? Sie müssten doch gemerkt haben, dass es Ihnen nicht guttut herumzulaufen.«
    »Geht es mir vielleicht nicht gut?«
    »Trotzdem sollten Sie wieder hineingehen. Sie sehen doch, dass Leute gekommen sind. Wenn Sie nun jemand hier entdeckt? Ich meine, wollen Sie mich unbedingt in Schwierigkeiten bringen?«
    »Frauen wie Sie bringen sich selber in Schwierigkeiten.« Er kam zu ihr herüber, stellte die Krücken beiseite und fasste sie anden Schultern. »Dachten Sie, ich merke es nicht, wenn Sie mich küssen?« Er zog sie sacht an sich. Sie war so überrascht, dass sie es zuließ. Als er sie aber in den Arm nehmen wollte, stieß sie ihn unsanft zurück, dass er aufstöhnte vor Schmerz.
    »Oh, Entschuldigung! Das … tut mir leid!« Sie errötete und redete schnell weiter: »Bitte, Sie sollten nicht hier draußen bleiben. Sie sehen ja, ich muss jetzt gehen und mit den Leuten dort oben reden. Also würden Sie mir bitte Henrys … würden Sie mir die Jacke geben? Mir ist kühl.«
    Er blickte an sich herab und erkannte, wessen Rock er da trug. Sofort zog er die Jacke aus und reichte sie ihr. Dann nahm er die Krücken, während sie die Tür aufhielt und wartete, bis er hineingegangen war.
    Shaughnessey hatte Wort gehalten und war gleich in der Früh mit seinen Handwerkern, zwei Fuhren Baumaterial und dem nötigen Werkzeug nach Legacy gekommen. Er hatte bereits mit Joshua einen Rundgang gemacht und sich einen Überblick über die Schäden verschafft. Nun besprach er sich mit seinem Vormann, als Antonia zum Haus kam.
    »Hallo Frank! Mr. Jordan!«, begrüßte sie die Männer auf dem Vorplatz.
    Jordan tippte an seine Kappe, Shaughnessey lüftete den Hut.
    »Guten Morgen, Antonia. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass wir uns schon mal umgesehen haben.«
    »Hat Joshua Ihnen alles gezeigt?«
    »Das hat er. Jetzt ist er nach Borroughton gefahren und besorgt, was uns an Material noch fehlt.« Er wandte sich dem Gebäude zu. »Ich kann Sie beruhigen:Von oberflächlichen Brandspuren mal abgesehen, scheint mir das Wohngebäude intakt. Die tragenden Teile sind gemauert, Fußböden und Decken bestehen aus Hartholz, da kann ein Feuer so schnell nichts ausrichten. Die Schwachstelle war der Anbau, das leichte Deckengebälk der Bibliothek wurde bei dem Brand als Erstes zerstört.Doch Sie hatten Glück im Unglück: In jener Nacht fegte ein Unwetter über unsere Gegend, die heftigen Wolkenbrüche hatten das Feuer bald gelöscht. Sie erinnern sich doch noch an diesen Sturm, Mr. Jordan?«
    »Na klar. Das war ’n richtiger Orkan, Sir, ungewöhnlich für die Jahreszeit.« Jordan verbeugte sich vor Antonia, ehe er fortfuhr: »Ihre Leute, Ma’m, die kamen gleich nach dem Überfall zu uns. Sie sagten, es war wie beim Jüngsten Gericht: die blindwütenden Reiter, das Feuer, der Sturm.«
    »Furchtbar. Die armen Leute!«, sagte Antonia. »Ich war in Charles Town und habe

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