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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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überzeugt hatte, dass auch die übrigen Verbände trocken waren, deckte er Roscoe wieder zu.
    »Immer noch nicht wach?«, sagte er. »Na, von mir aus schlaf weiter, armer Latino.«
    »Ich bin kein Latino!«, fauchte Roscoe.
    Der Steward grinste: »Na so was? Wir sind ja doch wach.«
    »Ich bin Kreole, mein Name ist Martinez, merk dir das.«
    »Schon gut, beruhig dich wieder.« Der Steward ging zur Tür und rief: »Sir, er ist aufgewacht.« Dann warf er die gebrauchten Verbände in einen Eimer und ordnete auf dem Tisch das unbenutzte Leinen und die frischen Kompressen.
    Roscoe fragte missmutig: »Wo bin ich hier eigentlich?«
    »In der Dienerkammer der zweiten Backbordkajüte, im Passagierdeck.«
    »Und wieso bin ich hier?«
    »Gute Frage, Martinez: Señor Cortés hat dich gestern beim Kartenspiel als Einsatz geboten. Der Colonel hat die Partie gewonnen, du gehörst jetzt ihm. Und du kannst von Glück sagen, dass er dich rechtzeitig da unten rausholte. Wie ich hörte, wollten unsere Männer dich fertigmachen.«
    Nebenan ging jemand durchs Zimmer. Als sich die Schritte entfernten, war deutlich das Aufsetzen eines Stocks zu hören.
    Roscoe fragte schnell: »He, Steward, wie heißt dieser Colonel?« Aber der Steward war mit Aufräumen fertig und ging, ohne zu antworten, hinaus. Roscoe spürte auf einmal den unruhigen Seegang. Er schloss die Augen, ihm war übel und er dachte: Nicht Spencer! Als er die Augen wieder öffnete, stand William vor seiner Koje.
    »Wo sind meine Duellpistolen, Mr. Roscoe? Und sagen Sie nicht, sie liegen mit Ihrem Schiff auf dem Meeresgrund!«
    Roscoe erwiderte ohne zu überlegen: »Sie haben immerhin meinen Ebenholzstock. Kein schlechter Tausch, oder?«
    William nickte grimmig. Oliver Roscoe wirkte nicht besonders dankbar. Er hatte auch keine Dankbarkeit erwartet, aber die unverschämten Reden würde er ihm austreiben.
    »Mr. Roscoe, ich denke, wir sollten unsere Prioritäten klären.« Er zog den Stuhl heran, setzte sich mit übergeschlagenen Beinen neben die Koje und begann: »Erstens: Ich bin Ihr Herr. Durch einen Zufall, den ich nicht vorbehaltlos ›glücklich‹ nennen möchte, bin ich in den Besitz Ihrer Indentur gekommen, also gehören Sie für die nächsten sieben Jahre mir. – Zweitens: In dieser Zeit werden Sie mir in allem, was ich von Ihnen verlange, widerspruchslos zu Diensten sein. Hier an Bord werden Sie mit den Pflichten eines Kammerdieners betraut, vom Aufräumen meiner Kajüte bis zum Aufwarten bei Tisch. Da sich das Leben auf diesem Schiff nicht sehr formell gestaltet, werden Sie damit kaum ausgelastet sein, daher stelle ich Sie dem Zahlmeister gegen Gebühr stundenweise zur Verfügung. Irgendwie müssen Sie schließlich den Verlust meiner wertvollen Pistolen abarbeiten, nicht wahr? – Drittens schließlich: Nach unserer Ankunft in Amerika überlege ich mir eine einträgliche Tätigkeit für Sie. Ich werde Sie nicht zum Dienst auf eine Plantage schicken, denn ich möchte Sie im Auge behalten. Aber ich versichere Ihnen, Sie werden nicht über Langeweile zu klagen haben.« Er stand auf und wandte sich zur Tür.
    Den Schmerz missachtend, fuhr Roscoe empört auf: »Was denn, Spencer, ich soll mich für Sie krumm schuften? Sie können sich wohl keinen Diener leisten.«
    William drehte sich auf dem Absatz herum. »Vorsicht, Mr. Roscoe!« Er setzte ihm die Stockspitze auf die Brust. »Sie haben meinen Diener auf dem Gewissen, schon vergessen? Ich fürchte, sein armes Leben wird Sie teuer zu stehen kommen.«
    Roscoe wollte vor dem Stahlsporn zurückweichen, worauf sein zerschlagener Körper mit einer neuen Schmerzwelle antwortete. Gepeinigt ließ er sich zurückfallen.
    Doch William war noch nicht fertig. »Noch etwas, Mr. Roscoe: Nennen Sie mich nie wieder Spencer! Sie sprechen mich mit ›Mr. Marshall‹ an oder mit ›Colonel Marshall‹ oder einfach mit ›Colonel‹. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Roscoe schwieg verbissen.
    »Nun, Mr. Roscoe?«
    »Ja, Sir«, gehorchte er widerstrebend, und William nahm endlich den Stock herab.
    »Da wir schon bei Namen sind: Aus dem Kontrakt erfuhr ich Ihren richtigen Namen, Señor Ruizco Martinez de Avilés. Falls Sie nicht auf der titelkorrekten Anrede bestehen, würde ich es bei Mr. Roscoe belassen. Überlegen Sie es sich. Und werden Sie schnell gesund.«
    William begegnete Roscoe mit sichtlicher Verachtung. Das tat er weniger, um Roscoe zu demoralisieren, als um nicht am Ende noch seinen eigenen Skrupeln zu unterliegen. Als Roscoe

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