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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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sagte Charlene. »In Ihrem Zustand …«
    »Vergiss meinen Zustand! Ich bekomme ein Baby, kein Grund, mich von Hocksley in die Knie zwingen zu lassen!«
    Ungehalten und heftig atmend, umfing sie ihren gewölbten Leib. Charlene hatte recht, die Aufregung tat nicht gut. Sie spürte die Unruhe des Kindes und fühlte sich so ohnmächtig. Als Charlene den Arm um sie legte, widersetzte sie sich nicht mehr, sondern ging mit ihr zur Seite, damit der Constable mit dem Gefangenen abfahren konnte. Antonia sah dem Gefährt nach; eine scharfe Falte erschien zwischen ihren Brauen.
    »Charlene, pack unsere Sachen. Wir fahren in die Stadt.«
    Am nächsten Tag sprach sie beim Gerichtshof in der King Street vor und bat um eine Unterredung mit dem Richter. Man ließ sie warten. Einen um den anderen ruhelosen Tag verbrachte sie im Haus ihrer Schwester, bis nach einer Woche Richter Jones geruhte, sie zu empfangen.
    Ein Blick in sein Amtszimmer verriet den Zwiespalt, an dem die Würde der Gerichtsbarkeit unter der fortgesetzten britischen Besatzung litt; so hing über dem Schreibtisch nach wie vor das Konterfei König Georges, während gegenüber, als Blickfang zwischen den Fenstern zum großen Platz, das Palmetto-Banner prangte, eine weiße Fächerpalme auf ultramarinblauem Grund, Wahrzeichen des revolutionären South Carolina, das an die erfolgreiche Verteidigung Charles Towns gegen die englischen Invasionstruppen im ersten Kriegsjahr erinnerte.
    Richter Jones trug den obligatorischen Talar, die weiße Rosshaarperücke jedoch beließ er auf dem Ständer im Aktenschrank, ein diskreter Hinweis, dass er der Anhörung keinenoffiziellen Charakter beimaß. Er bot Antonia einen Platz an und las ihr aus der Haftakte vor, was Hocksley zu Protokoll gegeben hatte: Am 9. Juli 1782 um die Mittagszeit, hieß es, sei der Freigelassene Joshua Robert bewaffnet, in Begleitung zweier ebenfalls freigelassener schwarzer Farmarbeiter der Plantage Legacy, mit einem Wagen nach Prospero Hill gekommen. Auf Geheiß von Mr. Robert hätten seine Begleiter unverzüglich begonnen, einen abgestorbenen Baum vor dem Herrenhaus zu fällen. Als Mr. Hocksleys Verwalter Ronald Perkins dazwischengehen wollte, habe Mr. Robert ihn mit vorgehaltener Waffe davon abgehalten, bis seine Männer den Baum gefällt hatten. Bevor er mit seinen Leuten wieder davongefahren sei, habe Mr. Robert zu den Sklaven, die zahlreich herbeigelaufen seien, gesagt: » Rovena-la-Sorcière hat den Baum verwünscht. Es wird Unglück über euren Master kommen, der so viele von uns ins Verderben gestürzt hat!«
    Jones schlug die Akte zu. »Als die Sache passierte, war Mr. Hocksley nicht zu Hause, möglicherweise wäre die Situation sonst eskaliert. Als er davon erfuhr, hat er umgehend Strafanzeige erstattet und die Aussage des Verwalters zu Protokoll geben lassen. Sie werden vielleicht einwenden, das sei viel Lärm um nichts …«
    »Ein toter Baum wurde gefällt, Euer Ehren, mehr nicht!«
    »… aber wie man mir glaubhaft versicherte, handelt es sich nicht um einen beliebigen Baum, Madam. Das wusste Mr. Robert, er sagte selber, der Baum sei verwünscht. Indem er ihn fällen ließ, gab er dem unseligen Voodoo-Aberglauben, den man den Sklaven vergebens auszutreiben versucht, neue Nahrung. Mr. Hocksley berichtete mir von großer Unruhe unter seinen Arbeitern. Er befürchtet anscheinend, es könnte zu einem Aufruhr kommen. So etwas würde womöglich weite Kreise ziehen.« Jones machte eine Pause, um dem Folgenden mehr Gewicht zu verleihen: »Es sieht so aus, als habe Mr. Robert die Saat eines Aufstands nach Prospero Hill gebracht.«
    Antonia wurde jetzt klar, dass Hocksley die vergangenen Tage genutzt hatte, um den Richter von seiner Sicht zu überzeugen. Sie zwang sich zur Ruhe, um Joshuas Sache so gut wie möglich zu vertreten. »Euer Ehren, ich kenne Mr. Robert seit meiner Kindheit, er ist im Hause meines Vaters mit mir aufgewachsen. Ich versichere Ihnen, aufrührerische Gedanken liegen ihm fern, seine Lebensführung macht das deutlich: Er ist das beste Beispiel dafür, dass ein Schwarzer durch Zuverlässigkeit seine Freiheit erlangen und es mit Vernunft und harter Arbeit zu etwas bringen kann. Warum sollte er alles, was er mühevoll aus eigener Kraft erreicht hat, durch eine solche Tat aufs Spiel setzen? Ich bestreite nicht, dass Mr. Robert im Zorn zu weit gegangen ist. Er hat Mr. Hocksleys Eigentum verletzt und muss den Schaden in angemessener Form wiedergutmachen. Aber Aufwiegelei zum Aufstand, gar

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