Die Plantage: Roman (German Edition)
Mougadous von Stratton.«
Antonia war nicht überrascht, dass Hocksley seine Hand im Spiel hatte. Allerdings konnte sie nicht verstehen, dass Joshua so unvorsichtig gewesen war, Rovenas riskantes Treiben zu unterstützen, und sagte: »Charlene hatte also recht gehabt, dass sie Rovenas Heimlichkeiten missbilligte. Voodoo zu praktizieren ist verboten. Rovena weiß das, nun hat sie selber den Grund geliefert, den Leute wie mein Schwager gesucht haben.«
»Aber jeder hier weiß, dass Rovena nichts mit dem Mord zu tun hat.«
»Ja, Joshua, wir wissen es, nur lässt es sich nicht beweisen.«
»Doch, wenn sie mich nur ließe!«, stieß Joshua zwischen den Zähnen hervor.
Antonia horchte auf. »Soll das heißen, Rovena will nicht, dass du etwas unternimmst?«
Er nickte düster. »Die Mougadous wissen, wer die Frau getötet hat. Es ist jemand, dem sie sehr viel zu verdanken haben. Darum werden sie schweigen.«
»Joshua, um Himmels willen, dann werden sie alle hingerichtet!«
»Trotzdem würden sie ihn niemals preisgeben, nachdem er ihre Stammesbrüder vor Verfolgung bewahrt hat.«
»Und du, Joshua?«, fragte sie vorsichtig. »Weißt du, wer die Frau getötet hat?«
Er zuckte nicht mit der Wimper, und sie verstand, dass er an die Entscheidung der Mougadous gebunden war.
»Du darfst den Mörder nicht schützen!«, mahnte sie ihn, doch es klang wenig überzeugend.
Er stand auf, ging zum Fenster, das vor der Dunkelheit sein Spiegelbild zeigte. Was er dann sagte, machte für sie alles noch schlimmer: »Der Mann hat eine weiße Prostituierte umgebracht, was geht mich das an? Ich werde mich an die halten, die meiner Frau nach dem Leben trachten.«
Als nach einer Woche der Wagen des Provost Dungeon zum zweiten Mal nach Legacy kam, waren alle sofort alarmiert. Noah Lytton sah das vergitterte Gefährt vorm Kutscherhaus halten und schickte einen Stallburschen zum Herrenhaus, um Antonia zu benachrichtigen. Als sie etwas kurzatmig wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft zum Wirtschaftshof gelaufen kam, wurde Joshua zwischen zwei Wärtern des Dungeon aus seinem Haus geführt. Charlene, die Antonia gefolgt war, sah voll stummer Verzweiflung zu, wie ihr Sohn widerspruchslos in den Wagen stieg.
»Augenblick, Constable!« Antonia trat dem Mann in den Weg. »Mr. Robert ist mein Verwalter. Ich verlange eine Erklärung, warum Sie ihn verhaften wollen.«
Der Constable zog ein gefaltetes Blatt aus der Ärmelstulpe und gab es ihr. Sie sah das Siegel des Richters, las Joshuas Namen,während der Mann erläuterte: »In dem Haftbefehl, Ma’m, wird Mr. Robert des Landfriedensbruchs beschuldigt.«
»Landfriedens… Wie in aller Welt kommt es zu dieser schwerwiegenden Anschuldigung, Constable?«
Der Polizist erzählte in knappen Worten, dass Joshua beschuldigt werde, den Grundbesitz Prospero Hill mit vorgehaltener Waffe betreten und die Sklaven auf dem Anwesen gegen ihren Herrn aufgewiegelt und zum Aufstand angestachelt zu haben. »Der Eigentümer hat daraufhin das Gericht angerufen. Bei Aufwiegelei zum Aufstand erkennt das Gesetz auf Landfriedensbruch.«
»Das ist absolut lächerlich!«, versetzte Antonia. »Wie kann Richter Jones den infamen Behauptungen meines Schwagers glauben? So einfach kann man jemanden nicht ins Gefängnis bringen.«
»Ma’m, ich habe meine Befehle. Der Richter wird Mr. Robert vernehmen und die Anzeige von Mr. Hocksley überprüfen. Offensichtlich ist der Vorwurf nicht aus der Luft gegriffen. Ihr Verwalter scheint jedenfalls nicht überrascht, dass wir ihn holen kommen. Nun würden wir gerne abfahren, Mrs. Lorimer.«
Sie stand vor der Kutsche in der Auffahrt und machte keine Anstalten, zur Seite zu gehen. Charlene, die neben dem Gefängniswagen gestanden und durch das Gitter schweigend Joshuas Hand gehalten hatte, kam zu ihr, um sie zu besänftigen.
»Miss Antonia, Sie können jetzt nichts tun. Kommen Sie mit mir.«
»Nein!«, schrie Antonia und schob Charlene ungeduldig beiseite. »Ich werde nicht hinnehmen, dass Hocksley das Gesetz in diesem Land mit Füßen tritt!« Aufgebracht wandte sie sich an den Polizisten: »Warum lässt er mich nicht gleich mitverhaften? Das ist es doch, was Hocksley eigentlich will!«
»Richtig, Ma’m. Mr. Hocksley unterstellte, Ihr Verwalter hätte auf Ihre Weisung gehandelt. Richter Jones hat jedochvorläufig von gerichtlichen Schritten abgesehen, da in Ihrem Falle keine Fluchtgefahr besteht.«
»Fluchtgefahr! Hat man da noch Worte!«
»Beruhigen Sie sich, Miss Antonia«,
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