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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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zu blättern.
    »Das Kind ist von Bill Spencer, oder?«, fragte er unvermittelt.
    »Das geht Sie nichts an«, entgegnete sie, ohne von den Papieren aufzusehen. »Woher wollen Sie das überhaupt wissen?«
    »Algie sagte, es sei von Spencer.«
    »Wer ist Algie?«
    »Mein Freund, Algernon Reed. Er hat Sie doch oft hier auf der Plantage besucht.«
    Gereizt legte sie den Bericht beiseite. »Hören Sie, Oliver, ich weiß nicht, ob Sie den Unterschied verstehen, doch Mr. Reeds gelegentliche Besuche waren eine höfliche Geste. Wir waren nur flüchtig bekannt.«
    Roscoe drehte das Glas in der Hand, in seinen dunklen Augen lag trotziger Widerspruch. »Algie hat mir von Ihnen erzählt. Er hielt ja sonst nicht viel von Frauen, aber Sie haben ihn beeindruckt, das hab ich gleich gemerkt.« Der Alkohol verstärkte seine schleppende Sprechweise, als er fortfuhr: »Immer sprach er davon, wie gebildet Sie sind und wie klug. Algie mochte kluge Menschen, und Sie mochte er ganz besonders.«
    »Mr. Reed war ein aufmerksamer Gesprächspartner«, sagte Antonia, um eine neutrale Wendung bemüht. »Ich hörte von seinem tragischen Tod. Was hat ihn wohl so weit getrieben, sich das Leben zu nehmen?«
    »Oh, es gab da so manches, nicht wahr, Mr. Roscoe?«
    Antonia fuhr herum, William stand in der Tür zur Halle. Seine Worte waren an Roscoe gerichtet, aber sein eisiger Blick galt ihr.
    »Will! Warum kommst du nicht herein?«
    Er konnte noch nicht lange dort gestanden haben, die letzten Sätze aber musste er gehört haben, denn er sagte: »Ich wusste, dass Reed ein Freund deines Mannes war. Aber du hast mir nie erzählt, wie gut er auch dich kannte, Antonia!«
    Sein Blick war unerbittlich. Das war nicht der Mann, der sie letzte Nacht voller Sehnsucht umarmt hatte; hier stand der finstere Colonel Spencer mit seinen unmenschlichen Vorstellungen von Loyalität. Für eine Nacht hatte sie vergessen, wie er wirklich war.
    »Was heißt gut kennen?«, versuchte sie, seinen Vorwurf zu entkräften. »Ich bin ihm nicht oft begegnet. Er kam manchmal mit Frank zum Tee, wir sprachen über Henry.«
    »Natürlich!«
    »Sei nicht zynisch. Frank und Reed waren Freunde meines Mannes, wir machten Konversation, wie unter Nachbarn üblich. Das war alles, ich kannte Reed nicht näher.«
    »Oh doch, Sie kannten ihn sogar sehr gut.«
    Roscoe! Ihn hatte sie vollkommen vergessen. »Was reden Sie da, Oliver?«
    »Sie waren bei ihm auf Hollow Park, nicht nur zum Tee, Sie sind länger geblieben, Algie hat es mir erzählt. Er hatte Sie sehr gern. Eigentlich wollte er, dass Sie seine Frau werden.«
    »Um Gottes willen, nein! Wie können Sie so etwas behaupten?«
    »Er hat oft davon gesprochen.«
    »Das ist nicht wahr, Oliver!«
    »Doch ist es wahr! Ich lüge nicht!«
    »Stimmt, er lügt nicht. Er kann es gar nicht«, bestätigte William, kam herein und setzte sich neben Roscoe in einen Sessel. Als er das Glas in seiner Hand sah, nahm er es ihm wortlos ab und stellte es beiseite.
    Nach dem erregten Wortwechsel wirkte ihr Schweigen umso bedrückender. Antonia spürte, dass William sich gegen sie verschloss; sie kannte den distanzierten Ausdruck, der seine Züge verhärtete, nur zu gut. Sie konnte nicht verstehen, warum er an ihrer Aufrichtigkeit zweifelte. Ihre ganze Liebe hatte sie darauf verwendet, sein Vertrauen zu gewinnen, am Ende war es vergebens, das wusste sie jetzt. Schon ihre Erinnerung an Henrywar William zuwider gewesen; ihre Begegnung mit seinem Erzfeind Reed aber würde er ihr nie verzeihen. Eher opferte er ihre Liebe, als dass er seine stolzen Prinzipien aufgäbe. Sie war es müde, sich immer von Neuem zu rechtfertigen und ihm ihre Liebe beweisen zu müssen, während er sogar Roscoes Worten mehr glaubte als ihren Beteuerungen. Und doch versuchte sie es ein letztes Mal.
    »William, ich weiß nicht, was Mr. Reed sich vorstellte oder was er anderen über mich erzählte. Ich habe ihn nie ermutigt, und wenn ich ihm begegnete und wir uns unterhielten, dann einfach, weil es die Höflichkeit gebot.«
    »Aber ausgerechnet er, Antonia! Wie konntest du nur? Nach allem, was dieser Mann mir angetan hat, machst du mit ihm freundlich Konversation, so freundlich anscheinend, dass er sich in dich verliebt hat!«
    »So war es nicht, versteh doch! Ja, ich merkte, dass er meine Gesellschaft suchte und sich bemühte, besonders zuvorkommend zu sein. Aber ich wollte das nicht, weil ich wusste, was er getan hatte. Er war mir unheimlich, und ich bin ihm aus dem Weg gegangen.«
    »Zum

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