Die Plantage: Roman (German Edition)
alles ist, was Ihnen fehlt, Missy, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Warten wir einfach ab, was passiert!« Summend, mit wiegenden Hüften, ging sie davon.
Antonia sah ihr kopfschüttelnd nach, dann nahm sie ihr Buch und kehrte zurück zu den endemischen Kormoranarten Antiguas.
Für den Abend hatte sie Farell und Gallagher zum Essen eingeladen. Das Speisezimmer war für ein Dinner im kleinen Kreis vorbereitet, die Männer nahmen mit William im Arbeitszimmer schon die Cocktails. Antonia lag angekleidet und frisiert auf ihrem Bett. Ihr war übel, und der Gedanke, einen Abend in Gesellschaft durchstehen zu müssen, machte es noch schlimmer. Sie hatte überlegt, sich entschuldigen zu lassen. Sie hätte gerne mit William darüber gesprochen, aber nach der Rückkehr aus Charles Town war er gleich wieder fortgeritten. Charlene sagte, er sei ungehalten gewesen, weil sie mitten am Tage schlief.
Dabei hatte sie gar nicht geschlafen. Sie hatte elend auf dem Bett gelegen und gehofft, dass sich die Übelkeit legen würde, die zu ihrer Erschöpfung hinzugekommen war. Sie hätte ihn in seiner Wohnung erwarten sollen. Sicher hatte er ihr von dem Gespräch mit den Bankiers berichten wollen, schließlich ging es um wichtige Entscheidungen für Legacy. Und sie war nicht einmal zu seiner Begrüßung erschienen!
Als es klopfte, hoffte sie, es sei William, der nach ihr sehen wollte. Es war natürlich Charlene. »Sie werden jetzt hinuntergehen und ein freundliches Gesicht machen, Miss Antonia.Lassen Sie die Herren nicht länger warten. Hungrige Männer sind nicht sehr rücksichtsvoll.«
»Männer sind nie sehr rücksichtsvoll. Wieso ist William nicht zu mir gekommen?«
»Weil er beschäftigt ist, Missy. Er sorgt dafür, dass etwas vorwärtsgeht auf Ihrer Plantage. Also kommen Sie, und seien Sie nett zu ihm.« Sie zog sie vom Bett hoch, richtete ihr mit ein paar Handgriffen die Frisur und tätschelte ihr die Wange. »Sie mögen sich scheußlich fühlen, aber aussehen tun Sie wie das blühende Leben!«
Antonia ging hinunter. Aus dem Büro hörte sie Männerstimmen, schon kam William ihr entgegen. »Du hast mich warten lassen!« Er nahm sie in die Arme, küsste sie und flüsterte: »Jetzt müssen wir nur noch dieses Dinner hinter uns bringen, dann habe ich dich für mich!«
»William, es geht mir nicht besonders gut.« Sie wollte sich befreien, doch er zog sie fest an sich.
»Du siehst hinreißend aus!«
»Lass mich los, Will!« Sie entwand sich seinen Armen. »Wir haben Gäste.«
»Weißt du was? Ich sage den beiden, du wolltest heute niemanden sehen. Ich schicke sie einfach nach Hause!«
»Das geht nicht! Ich bin die Gastgeberin, ich möchte sie nicht vor den Kopf stoßen. Bitte begleite mich jetzt hinein.«
Später fragte sie sich, wieso sie ihm bloß nicht erlaubt hatte, das Dinner abzusagen. Als das Essen auf den Tisch kam, konnte sie nur mit Mühe an sich halten, um nicht hinauszustürzen und sich würgend zu übergeben. Während sie sich um Haltung bemühte, schienen die Männer ihre prekäre Lage nicht zu bemerken. Sie waren mit Charlenes köstlichen Gerichten beschäftigt. Der Wein tat das Übrige, dass Farell, Gallagher und William sich ausgezeichnet unterhielten.
Nach dem Dinner, beim Kaffee in der Bibliothek, fühlte Antonia sich besser. Der Zigarrenrauch verlor sich unter der hohenDecke, während der neutrale Geruch nach Holz und Büchern die Rebellion in ihrem Innern besänftigte. Sie sprachen über alle möglichen Themen. Farell war ein amüsanter Gesprächspartner. Gallagher las im »Kalender des armen Richard« und lachte vor sich hin, bis die anderen verlangten, er solle ihnen aus Franklins Satiren vorlesen. William enthielt sich ausnahmsweise seiner ironischen Gesprächsbeiträge. Er betrachtete Antonia mit etwas Abstand. Wenn sie ihm zulächelte, blieb sein Blick ernst. Nach einer Stunde forderte er Gallagher und Farell mit seinem gewohnten Mangel an Subtilität auf, Antonia und ihn alleine zu lassen. Er erinnerte sie an den frühen Arbeitsbeginn und brachte sie zur Tür.
Auf dem Weg zu ihren Unterkünften ließ Gallagher seinen Unmut frei heraus. »Wie kann er eine Dame so kompromittieren!«
»Ach, Tom, es weiß längst jeder über ihr Verhältnis Bescheid!«, sagte Farell und lachte. Weil er Gallaghers Einstellung kannte, setzte er hinzu: »Marshall wird sie bald heiraten. Er ist ein Gentleman.«
Gallagher blieb skeptisch. »Er ist so unverschämt arrogant, Jake. Ich finde es unerträglich, wie er
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