Die Plastikfresser
vor Leitern gewarnt«, sagte sie.
Gerrard zuckte die Achseln und wandte sich verlegen ab.
Anne lächelte: »Es geht ihm schon besser.«
»Kann er herunterkommen?« fragte Gerrard.
Anne zögerte: »Ich weiß nicht, am besten sehen Sie ihn sich selbst mal an.«
Gerrard nickte und kletterte die Leiter hoch. Die Luft, die ihm entgegenkam, war spürbar heißer. Als er oben angekommen war, schwitzte er. Der Rauch hatte sich zwar etwas verzogen, aber dafür war nun der ätzende Geruch von Chemikalien in der Luft, der ihm in der Kehle brannte.
Der Bahnhofsvorsteher saß vornüber gebeugt in dem Lichtschein, der aus dem Schacht herunterfiel, und schien zu schreiben. Als Gerrard ihm auf die Schulter klopfte, schrak er zusammen und blickte auf. Zu Gerrards Belustigung arbeitete er an einem Kreuzworträtsel in einem zerlesenen ›Daily Mirror‹.
»Es geht Ihnen also wieder besser«, sagte Gerrard.
»Danke, Sir. Viel besser«, sagte er. Er war auch nicht mehr so rot im Gesicht und atmete leichter. Er hatte sich seine Uniformjacke zusammengerollt und lehnte sich dagegen. »Ich hab’s ganz gemütlich hier. Hab’ auch mein Kreuzworträtsel. Machen Sie sich mal um mich keine Sorgen, Chef.«
Gerrard bückte sich, fühlte ihm den Puls und blickte im Schein der einsamen Birne oben im Schacht auf seine Uhr. »Glauben Sie, daß Sie jetzt runterklettern können?«
Der Bahnhofsvorsteher schüttelte den Kopf. »Das glaub ich nicht. Und wenn ich unten bin, komm ich bestimmt nicht mehr hoch. Außerdem wird man das Feuer bald unter Kontrolle haben, und dann kommt bestimmt ein Suchtrupp. Ich glaube, ich bin hier oben besser aufgehoben.«
Gerrard war nicht so optimistisch, aber er nickte. »Sie sind wahrscheinlich der Gesündeste von uns allen«, log er. Er drehte sich um und blickte in den Tunnel hinein. »Ich sehe mich mal um …« Er ging den nun schon vertrauten Weg durch den muffigen Ziegelraum zurück zum Haupttunnel.
Im Vorübergehen legte er eine Hand auf die Ziegelsteine. Sie fühlten sich warm an. In der Ferne war das Prasseln und Knacken eines wütenden Feuers zu hören.
Ein erstickend heißer Luftzug traf ihn ins Gesicht und trieb ihn zurück.
»Wir versuchen unten eine Tür zu öffnen«, sagte er zum Bahnhofsvorsteher. »Wenn wir’s geschafft haben, kommen wir zurück und holen Sie ab. In Ordnung?«
Der Bahnhofsvorsteher blickte auf und nickte lächelnd. »Aber lassen Sie es nicht zu lange dauern, meine Alte wird sonst mißtrauisch.«
»Es ist möglich«, sagte Gerrard, »daß es mal kurz noch ein bißchen heißer wird, aber denken Sie daran, daß die Durchlüftung besser wird, sobald wir die Tür auf haben. Dann kriegen Sie frische Luft. Und dann kühlt es auch ein wenig ab.«
Während er sprach, fragte er sich, ob sich der Mann über die Gefahr im klaren war, in der er schwebte.
Wenn er es weiß, dachte Gerrard, dann läßt er sich nichts anmerken. Er hat sein Kreuzworträtsel und etwas Licht und er sitzt warm und einigermaßen bequem. Solange es nicht sein muß, macht er sich keine 5orgen. Gerrard klopfte ihm auf die Schulter und kletterte wieder die Leiter hinunter.
Unten ging er zu Slayter, schirmte seine Augen gegen das Gleißen der Flamme ab. Der Schneidbrenner hatte bisher erst ein kleines, rundes Loch durch das Metall geschnitten. Slayter machte einen Augenblick Pause, stieß sich die Schutzbrille hoch und wischte sich die Stirn ab. Er hatte sich schon die Jacke und den Schlips ausgezogen, der Schweiß troff ihm vom Hals. »Ich weiß nicht, ob’s am Brenner liegt, am Metall oder an mir«, sagte er. »Aber ich fürchte, es wird nur sehr langsam gehen. Wie steht’s da oben?« Er nickte zum Tunnel hin.
Gerrard berichtete kurz, was er vorgefunden hatte.
»Also geht’s nur so«, sagte Slayter. »Es sei denn, eins der Mädchen zwängt sich da hinten durch.« Er deutete mit einer Kopfbewegung zum anderen Ende des Tunnels.
Gerrard schüttelte den Kopf. »Zu riskant«, sagte er. »Ein falscher Schritt, und …« Er hob die Schultern.
Slayter nickte, schob die Schutzbrille wieder vor die Augen und wandte sich wieder der Tür zu. Gerrard ging zu den anderen zurück. Wendy schlief völlig erschöpft an Hardys Brust. Hardy drückte das schlafende Mädchen an sich und sah zu Gerrard auf: »Ich habe selbst eine Tochter«, sagte er. »Nicht hier, drüben in Kanada. Ich habe sie heimgeschickt, sie soll in Toronto zur Schule gehen.« Er sprach stockend und atmete mühsam.
Anne teilte auf der Bank die
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