Die Plastikfresser
solcher Gase einsatzbereit vor allen wichtigen U-Bahn- und Kanalisationsausgängen befinden. Ich muß allerdings hinzufügen, daß wir bei der Vorbereitung unserer Gegenmaßnahmen bisher auf rein empirischer Basis vorgehen mußten, da es keinerlei Präzedenzfälle gibt, an die wir uns hätten halten können. Ich hoffe, Ihnen in ein oder zwei Tagen Positiveres mitteilen zu können.« Er wandte sich an den Stabsoffizier: »Ich glaube, das war alles. Vielen Dank.«
Der Polizeipräsident, ein bedächtiger Mann mit langsamen Bewegungen, nahm mit einigen Papieren in der Hand vor dem Schreibtisch Aufstellung. Er sprach mit nur unvollkommen unterdrücktem Londoner Dialekt, und böse Zungen behaupteten, mit jeder Stufe nach oben auf seiner Karriereleiter sei sein Dialekt eher breiter geworden. Vielfach wurde behauptet, er wolle mit seinem Dialekt die Leute daran erinnern, daß er seine Laufbahn als einfacher Polizeiwachtmeister im Außendienst im Vorort Hackney begonnen hatte …
»Unsere Hauptverantwortung besteht darin, so schnell wie möglich alle Einwohner aus dem betroffenen Gebiet zu evakuieren. Wir werden uns bei unserem Vorgehen an die diesbezüglichen Ausführungsbestimmungen im Kriegsnotstandsplan halten, der wohl hier inzwischen in Umlauf gebracht worden ist.« Er blickte auf, als die Zuhörer in ihren Papieren nach der in Frage kommenden Drucksache suchten und bestätigend nickten. »Aus den Fotokopien ersehen Sie, daß drei zentrale Entseuchungszentren eingerichtet worden sind, und zwar in den Bahnhöfen von Charing Cross, Euston und St. Pancras.
Dr. Fanning wird Ihnen drüber anschließend weitere Erläuterungen geben. Ich beschränke mich deshalb hier auf die Durchführungspläne für die Evakuierung. Kurz gefaßt haben wir es hier mit zwei Gruppen von Menschen zu tun: mit den in dem betroffenen Gebiet Wohnhaften und den Nichtwohnhaften. Infolge der Errichtung von Absperrungen sind zahlreiche Verkehrsteilnehmer, Besucher, Touristen und so weiter nicht in der Lage, die Zone zu verlassen. Wir werden diese Personengruppe zuerst evakuieren.
Nach dem Notstandsermächtigungsgesetz sind wir berechtigt, persönlichen Besitz zu beschlagnahmen, und so fordern wir zunächst alle Hotels in der Zone auf, so viele Betten wie möglich für die Nichtwohnhaften bereitzustellen – zumindest bis wir sie evakuieren können.
Die vordringlichste Aufgabe besteht nun darin, so viele Patienten wie möglich aus den beiden wichtigsten Krankenhäusern – dem Universitäts- und dem Charing-Cross-Krankenhaus – herauszuholen. Krankenwagen sind bereits in die Zone eingefahren, und wir hoffen, bis Mitternacht die meisten Gehfähigen abtransportiert zu haben.
Eine Sonderstelle für Entseuchung wird hier eingerichtet.« Er zeigte auf die Karte auf der Projektionswand. »Am Regent Park Square also, so daß die Kranken gesondert entseucht werden können. Damit stehen uns nach der Auskunft der Notstandsbettenabteilung zweihundertdreißig zusätzliche Betten zur Verfügung. Sollte der Notstand weiter andauern, werden wir es höchstwahrscheinlich bald mit spezifischen Krankheitsfällen zu tun haben – Erfrierungserscheinungen bei älteren Menschen und so weiter.
Sobald die Kranken und die Nichtwohnhaften evakuiert sind, kommen die Wohnhaften an die Reihe. Natürlich werden alle Evakuierten sich zunächst der Entseuchung unterziehen müssen, bevor sie die Zone verlassen dürfen. Zur Stunde fahren unsere Lautsprecherwagen durch die Straßen und informieren die Einwohner-Schaft mit Durchsagen und Flugblättern. Diese Aktion wird wahrscheinlich nicht vor Ablauf von sechzehn bis achtzehn Tagen abgeschlossen werden können, und ich fürchte, daß es zunächst zu einiger Verwirrung kommen wird.
Das wichtigste, was wir im Augenblick tun können, ist wohl, die Menschen aufzufordern, dort zu bleiben, wo sie gerade sind – sucht euch einen Unterschlupf und rührt euch nicht vom Fleck. Sir Frank hat mir vorhin gesagt, je mehr Leute sich von Ort zu Ort zu bewegen, um so leichter kann sich das Ding – was immer es auch sein mag – ausbreiten, und deshalb haben meine Leute Befehl, die Straßen freizuhalten. Natürlich müssen bestimmte Leute ihre Bewegungsfreiheit haben – Ärzte und so weiter – und dementsprechend treffen wir Vorkehrungen für die Ausgabe von Sonderausweisen.
Leider wird die ganze Situation einen starken Anreiz für alle kriminellen Elemente bilden, und wir werden mit einer Zunahme aller möglichen Verbrechen rechnen
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