Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
Vom Netzwerk:
Vermutung bewahrheitet. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich mich über Ihren Besuch freue, aber ich muss Ihnen zustimmen: Wir haben noch etwas zu erledigen.«
    Er wendet sich mir zu. »Jessamine, bring noch ein Gedeck. Mr. Pratt wird uns zum Abendessen Gesellschaft leisten.«
    Pratt nimmt den Hut ab und grinst. »Haben Sie vielen Dank für die Einladung, Sir. Sie sind ein wahrer Gentleman. Trotz allem, was man sich über Sie erzählt.« Er hüstelt und mein Vater lächelt leicht.
    Mit Eis in den Adern tue ich, wie mir geheißen.
    Ich hatte Kopfschmerzen vorschieben wollen, um mich beim Abendessen zu entschuldigen und lediglich eine Tasse Tee zu mir zu nehmen, aber Pratts Anwesenheit befreit mich von der Notwendigkeit, eine Ausrede zu erfinden. Sein Becher scheint immer neu gefüllt werden zu müssen. Er lässt sein Messer fallen und verlangt ein sauberes. Er nimmt sich zweimal von dem Fleisch, dreimal von den Kartoffeln, gefolgt von noch mehr Ale.
    Ich hole das Gewünschte und reiche es ihm, schenke ein und lege auf. Meine eigene Mahlzeit bleibt unberührt, was Not tut, will ich den Morgen erleben. Aber es ist eine Qual, ständig vom Tisch aufstehen zu müssen. Mehr als alles andere wünsche ich mir, meinen Vater essen zu sehen, mit den Augen seiner Gabel vom Teller bis zu den Lippen zu folgen, wieder und wieder, während er Bissen für Bissen meines sorgsam zubereiteten Mahls in den Mund steckt.
    Pratt rülpst wieder und lockert seinen Gürtel. »Glauben Sie nicht, dass dieses exzellente Essen den Preis drücken wird, Luxton. Ich weiß, dass dieser Bursche, dieser Weed, Ihnen das eine oder andere beigebracht hat. Es ist Zeit, dass ich für meine Aufwände entschädigt werde, und das wissen Sie genau. Hier ist mein Vorschlag – er ist nur fair. Ich denke, Sie werden einschlagen.«
    Er zieht ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Brusttasche und reicht es meinem Vater. Als er sich lang macht, um den Arm über den Tisch auszustrecken, zuckt er zusammen, als ob ihn etwas in die Seite gezwickt hätte.
    Vater macht keine Anstalten, das Papier zu nehmen. »Erschrecken Sie nicht über die Summe«, fährt Pratt fort und legt seine Hand auf die Rippen. »Sie werden das Vielfache verdienen mit dem Wissen, das Sie diesem Monster entlockt haben, und ich denke, Sie werden mir zustimmen …« Wieder zuckt er zusammen. Ich zähle die Sekunden – eins, zwei, drei – dann vergeht der Schmerz und er entspannt sich wieder.
    »Ist alles in Ordnung, Mr Pratt?« Die Stimme meines Vaters ist ruhig, aber seine Augen verfolgen aufmerksam Pratts Zuckungen.
Hebe die Gabel an deine Lippen, ja, sehr gut, Vater! Jetzt noch einen Bissen, nur noch einen …
    »Aber gewiss doch. Nichts, was ein Schluck Ale nicht kurieren könnte. Nun, was mein Geld betrifft …« Pratt wird bleich und stöhnt, umfasst seinen Bauch. Mein Vater legt die Gabel auf den Tisch. Ich stehe auf und heuchle Besorgnis, biete an, einen Tee aus Pfefferminze und Ingwer zu brauen, der den Magen beruhigen soll.
    Noch ein bisschen, Vater
, denke ich, während ich mich scheinbar fürsorglich um Pratt kümmere. Ich muss den Schein wahren, gerade lange genug für einen einzigen … weiteren … Bissen …
    »Machen Sie keine Umstände, Miss«, grunzt Pratt und krümmt sich. »Mein Magen ist stärker als ein Eisenkessel. Ich habe nur ein wenig – Au! – Wind im Bauch.«
    Als sich Pratt vor Schmerzen windet, schaut mein Vater auf seinen halb leeren Teller. Dann auf meine unberührte Mahlzeit. Die blaue Ader auf seiner Stirn wölbt sich vor und er erhebt sich.
    »Der Herr möge mir beistehen!«, keucht Pratt und stürzt mit einem lauten Krachen zu Boden. Vater beachtet ihn nicht, sondern geht auf mich zu.
    »Jessamine, was hast du getan?« Vater und ich stehen uns reglos gegenüber, die Blicke ineinander verschränkt, während sich unser Gast auf dem Boden krümmt und erbricht.
    »Vielleicht … waren die Kartoffeln noch nicht ganz reif.« Ich habe noch meine Schürze an und der Duft der Küche umgibt mich.
    Pratt stößt ein gurgelndes Röcheln aus. Vater stürzt sich mit einem Brüllen und einem mörderischen Ausdruck in den Augen auf mich. Ich packe das Tranchiermesser vom Tisch und richte es auf seine Brust. In mir ist keine Reue. Stattdessen fühle ich mich frei, belebt durch meinen Wagemut.
    »Du Hexe! Du böses Kind! Nach allem, was ich für dich getan habe …« Er streckt den Arm nach mir aus, aber ich ducke mich geschickt. Pratt

Weitere Kostenlose Bücher