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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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bilde keine Studenten aus.«
    »Ihr Name ist doch Baglioni, nicht wahr?«
    Sie nickt.
    »Dann gibt es keinen Zweifel.«
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie mich aufsuchen sollen?«
    Vertrau ihr
, flüstern mir die Trauben zu. Ich hole tief Atem. All die Male, die man mich Missgeburt und Monster genannt hat, kommen mir in den Sinn. Es ist nicht leicht für mich, einem Menschen zu vertrauen.
    »Ich kam nicht, um Sie aufzusuchen«, sage ich langsam. »Ich wollte in den
Orto botanico
. Ich bin den ganzen Weg von England hierhergekommen, einzig wegen des Gartens.«
    Vertrau ihr, du musst ihr vertrauen …
    Signora Baglioni schaut mich mit einem offenen Blick an und hört mir aufmerksam zu. Ich hole noch einmal tief Atem und spreche dann weiter. »Aber als ich angekommen war, hat mir der Garten Ihren Namen genannt.«
    »Der Garten?«
    Ich zögere. »Ja. Der große runde Garten, wo Sie mich auf dem Boden liegend gefunden haben.«
    Meine Worte treffen auf Schweigen. Nur das Summen der kleinen Bienen, die sich an den Blüten der Topfpflanzen laben, ist zu hören.
    »Interessant«, sagt sie schließlich. Sie spießt ein Stück Käse mit einem Messer auf und legt es auf ihren Teller. »Und wie haben Sie vom
Orto botanico
erfahren?«
    »Ich habe in einem Buch darüber gelesen.«
    »In was für einem Buch?«
    Die Ringelblumen in den Töpfen neben der Tür nicken und schwanken. Ihre strahlend orangefarbenen Köpfe sehen aus wie kleine Sonnen.
    Zeig es ihr zeig es ihr zeig es ihr.
    Ich greife in meinen Beutel und ziehe Luxtons Tagebuch heraus.
    »In diesem hier.« Ich lege es auf den Tisch. Das dunkle Leder des Einbands scheint das Licht aufzusaugen. »Es wurde von einem englischen Apotheker namens Thomas Luxton geschrieben. In dem Buch stehen unbeschreiblich üble Dinge, aber Luxtons Tochter Jessamine bedeutet mir sehr viel. Sie ist verschwunden und ich fürchte um ihr Leben. Ich kam nach Padua in der Hoffnung, der Garten könnte mir helfen, sie zu finden.«
    »Und der Garten sagte Ihnen, Sie sollten … zu
mir
kommen?« Ihre Stimme klingt ungläubig.
    »Ja.«
    Sie nimmt das Tagebuch und schlägt es auf.
»Madonna«
, haucht sie und fängt an zu lesen.
    ***
    Vielleicht liegt es an der Müdigkeit nach der langen Reise, vielleicht auch an der beruhigenden Wirkung des Weins, jedenfalls gelingt es mir nicht, wach zu bleiben. Ich strecke mich auf einer der langen Bänke im Innenhof aus und döse vor mich hin. Das wettergegerbte graue Holz ist warm von der Sonne.
    Hin und wieder öffne ich die Augen einen Spalt und schaue nach der Signora, die unermüdlich liest. Sie arbeitet sich langsam und methodisch voran. Manchmal höre ich sie etwas murmeln, aber sie nimmt alles, was sie liest, gelassen hin und lässt sich nicht abschrecken. Von Zeit zu Zeit nickt sie, als ob ihr etwas bekannt wäre.
    Vielleicht darf ich mich jetzt tatsächlich ausruhen
, denke ich und überlasse mich dem Schlaf.
Endlich bin ich nicht mehr allein.
    »Weed. Wachen Sie auf.«
    Sanft aber bestimmt rüttelt mich die Signora wach. Ich schlage die Augen auf. Sie hat sich einen Stuhl zu der Bank gezogen, auf der ich liege. Die Sonne steht schon tief. Das Tagebuch liegt auf ihrem Schoß, aufgeschlagen auf der letzten Seite.
    »Ich habe es gelesen, jedes einzelne Wort.« Ihr Gesicht ist grimmig. »Ich kann nicht behaupten, dass ich schon jemals von diesem Luxton gehört habe. Aber es scheint so, als ob es höchste Zeit war, dass ich von ihm erfahre. Dieser schreckliche Garten, den er angelegt hat –
un incubo!
Ein Albtraum! Nichts Gutes kann daraus entstehen. Wo ist er jetzt?«
    Ich setze mich auf und strecke mich. »Tot. Bevor ich England verließ, war ich bei ihm. In seinem Haus lag noch ein Mann, vergiftet. Ich habe Luxton nicht gesehen, aber mir wurde gesagt – von den Pflanzen in dem tödlichen Garten –, dass auch er vergiftet wurde.« Ich schweige kurz, denn es widerstrebt mir, Jessamine des Mordes zu bezichtigen. »Und seine Tochter war verschwunden.«
    »Jessamine? Ich habe über sie in diesem Buch gelesen. Er hat ihr entsetzliche Dinge angetan. Er wusste, dass Sie beide verliebt waren.«
    »Wir
sind
verliebt«, korrigiere ich sie, aber die Bitterkeit in meiner Stimme lässt sich nicht leugnen.
    Signora Baglioni bedenkt mich mit einem fragenden Blick. »Wenn Sie an ihm Rache geübt hätten, könnte ich es Ihnen nicht verübeln. Es ist besser, Sie sagen mir die Wahrheit, Weed.«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sage ich und halte ihrem Blick stand. »Aber

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