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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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einen Blick auf die Rose. »Und dann, wenn ich der Meinung bin, dass Sie in allem die Wahrheit sagen, werde ich Ihnen vielleicht verraten, was Sie wissen wollen.«
    Dann wendet sie sich um und marschiert zum Osttor, ohne sich zu vergewissern, ob ich ihr folge. Ich lasse sie ein paar Schritte vorausgehen und neige mich der Rose entgegen.
    Danke
, sage ich. Dann folge ich der Signora.

Kapitel 11
    Ü berall im Innenhof von Signora Baglionis Anwesen stehen von Regen und Sonne ausgebleichte Terrakottatöpfe in allen Formen und Größen, und jeder einzelne davon quillt über vor Kräutern. An den Hauswänden sind Spaliere angebracht, und dort ziehen sich üppige Mondblumen und blühende Erbsenranken empor. Von der Pergola über dem Hof baumeln Trauben herab.
    Die Signora wandert durch dieses kleine Paradies und gurrt dabei liebevoll und bewundernd. Sie zwickt hier einen hageren Stängel ab und dort eine vertrocknete Blüte, und jeder Handgriff zeugt von einer Fürsorge und einem Respekt, wie ich sie selten zuvor erlebt habe. Die Topfpflanzen haben mich murmelnd begrüßt. Aber all ihre Aufmerksamkeit – und ihre Zuneigung – gilt der Signora.
    »Setzen Sie sich. Ich werde uns etwas zu essen holen.« Sie deutet auf zwei schmiedeeiserne Stühle, die rechts und links von einem kleinen runden Tisch im Schatten der Pergola stehen. »Und bringen Sie bitte nichts zum Blühen, während ich weg bin. Ich möchte es nur ungern verpassen.« Sie verschwindet im Haus. Gleich darauf höre ich das leise Klappern von Geschirr und das dumpfe, rhythmische Klopfen eines Messers auf einem Hackbrett.
    Ich setze mich und genieße das leise, freundliche Summen des Gartens. Die Trauben bieten mir ihre süßesten Früchte dar, die ich dankbar annehme. Ich wölbe meine Hände unter das nächstgelegene Büschel. Eine nach der anderen fallen etwa ein halbes Dutzend purpurrote Beeren in meine Handflächen.
    »Danke«, sage ich und beiße in eine. Ich höre ein Geräusch und schaue auf. Signora Baglioni steht mit einem Tablett in den Händen im Türrahmen und beobachtet mich.
    »Gern geschehen, Signor Weed«, sagt sie trocken. »Es sei denn, Sie haben mit den Trauben gesprochen.«
    Kann ich es wagen, ihr die Wahrheit zu sagen? Zumindest scheine ich ihr keine Angst einzujagen. Sie geht zum Tisch und stellt das Tablett ab. Darauf stehen zwei Teller, zwei Gläser, eine Karaffe mit Wein, eine Platte mit Brot und Käse und eine Schale mit Orangen, Feigen und Trauben.
    »Bitte verzeihen Sie«, sage ich. »Ich hätte keine Früchte pflücken sollen, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.«
    »Aber Sie haben sie ja gar nicht gepflückt. Sie sind Ihnen in die offene Hand gefallen. Nicht wahr? Hier, nehmen Sie noch welche.« Sie bietet mir Obst aus der Schale an. Mit einem unbehaglichen Gefühl im Herzen greife ich zu.
    Ist das der Grund, warum mich der Garten drängte, mit ihr zu sprechen – weil sie bereits weiß, was ich bin? Ist es möglich, dass diese Frau mit ihrer unverblümten Art, den schlammigen Stiefeln und den fleckigen Hosen mehr über meine Gabe weiß als ich selbst?
    Sie scheint mein Unbehagen zu bemerken. »Weed, Sie sagten, Sie seien hergekommen, um zu lernen«, spricht sie sanft, während sie sich mir gegenüber am Tisch niederlässt. »Aber Ihr Spiel mit der Rosenknospe … und dann die Trauben, die ihre Beeren in Ihre Hand fallen lassen … es gibt wohl keinen Zweifel, dass es auch eine Menge gibt, was Sie mir beibringen können.«
    Mit den Händen reißt sie das Brot auseinander und legt ein Stück davon auf meinen Teller. »Aber Sie sind gerade erst angekommen und haben eine lange und ermüdende Reise hinter sich, nicht wahr? Ich höre den englischen Akzent in Ihren Worten. Ich möchte Sie nicht all Ihrer Geheimnisse berauben, bevor wir nicht wenigstens etwas gegessen haben.«
    »Sie sind sehr freundlich«, sage ich.
    Sie schenkt uns beiden Wein ein und schiebt mir mein Glas zu. »Eins gleich vorweg: Sie sind an den richtigen Ort gekommen. Die Universität von Padua verfügt über die gelehrtesten Köpfe ganz Europas. Egal, was Sie lernen möchten, hier gibt es bestimmt einen Professor, der Sie unterrichten kann. Die Kurse haben schon angefangen, aber vielleicht können Sie vorläufig Privatunterricht nehmen und sich dann im nächsten Semester einschreiben.«
    »Ich bin nicht der Universität wegen hier«, sage ich. »Sie sind diejenige, von der ich lernen will.«
    »Ich? Aber ich bin keine Professorin.« Ihre Stimme ist scharf. »Ich

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