Die Polizistin
schmächtigen Mann an der Gurgel und ließ ihn gegen die Wand kra-chen.
»Wenn ich euch noch einmal dabei erwische, dass ihr sie anfasst, werde ich nicht so freundlich sein«, knurrte er, sein Gesicht dicht vor Wiesels. »Geht ihr aus dem Weg.«
Shanna zog ihn von Wiesel weg, der verzweifelt nach Luft rang, und zerrte ihren Boss zur Tür. Joe war dankbar für die kühle Nachtluft, die ihm ins Gesicht schlug.
Er versuchte, seinen Zorn zu kontrollieren. Shanna hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, sie atmete schnell und kurz ein und schien der Panik nahe zu sein. Kieselsteine knirschten unter ihren Schuhen, als er sie zu seinem Truck führte.
»Mein Auto«, sagte sie leise.
»Wir lassen es stehen.« Er schob sie ohne viel Feder-lesens auf den Beifahrersitz des Trucks, knallte die Tür zu und ging auf die Fahrerseite.
Shannas Puls pochte in ihren Ohren. Sie stand kurz davor, zu hyperventilieren. Himmel! Wo hatte sie ihr Gehirn gelassen? Sie hatte völlig vergessen, dass er auch im Tasseis sein würde.
»Joe«, sagte sie, als er hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte.
»Nicht jetzt.«
Lieber Gott, sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen.
Sein Gesicht war in ein tiefes Rot getaucht, und auf seiner Schläfe pochte es heftig. Sie konnte es nicht ertragen, dass er wegen ihr so erregt war, deshalb wandte sie sich ab und rollte sich zu einem Knäuel zusammen.
Die nassen Flecken auf der Bluse rieben gegen ihre Nippel. Sie sah an sich hinunter. Man konnte deutlich die Arbeit von Sonny und Wiesel sehen.
Sie durfte nicht daran denken, was Joe jetzt von ihr halten würde.
Die Fahrt zu ihrer Wohnung im Sicherheitstrakt war wie die Vorstufe zur Hölle für sie. Seine Wut und ihr Elend füllten das Fahrerhaus aus, bis sie kaum noch atmen konnte. Als er endlich vor dem Haus parkte, hätte sie sich am liebsten die Haare gerauft.
Warum schrie er sie nicht an? Warum schlug er nicht die Fäuste aufs Lenkrad? Er fraß alles in sich hinein, und das machte sie nervös. Er war wie ein Vulkan kurz vor der Eruption.
»Joe«, begann sie wieder.
»Ich bin zu wütend, um im Moment mit dir zu reden«, sagte er in einem Ton, der ihr Schauer über den Rü-
cken jagte. »Geh ins Haus.«
Mit wackligen Knien ging sie die Treppe zur Tür hoch.
Zum Glück hatte sie noch so viel Geistesgegenwart gehabt, ihre Handtasche zu greifen. Wenn sie die Tasche im Tasseis zurückgelassen und Sonny sie durch-sucht hätte, wäre ihre Tarnung endgültig aufgeflogen, und das hätte die Situation noch verschärft, obwohl sie schon schlimm genug war. Mit zitternden Händen griff sie nach ihren Schlüsseln.
»Ich habe den Schlüssel schon in der Hand«, sagte Joe.
Sie trat beiseite, und dabei rutschte sie mit dem Absatz von der Stufe. Sie wollte mit einer Hand zum Ge-länder langen, erwischte es aber nicht. Joes Arm schoss heraus und umklammerte ihre Taille. Zum ersten Mal an diesem Abend sahen sie sich in die Augen.
Sie erwartete, seinen Ärger zu sehen, aber die Verletzung in den dunkelbraunen Augen traf sie mitten ins Herz. Ihr Atem stockte, und ihre Lippen zitterten.
Wieso war er verletzt von dem, was heute Abend im Club abgelaufen war?
Bevor sie ihn das fragen konnte, wandte er sich der verschlossenen Tür zu. Er drückte die Klinke und zog Shanna an sich. »Vergiss deine Tarnung nicht«, sagte er.
Schmerz legte sich wie ein Ring um Shannas Brust, wo eben noch eine leichte Hoffnung gekeimt hatte. Natürlich. Ihre Tarnung. Er war ihr Ehemann. Deshalb auch die verletzten Blicke. Alles nur Tarnung.
Auf Beinen, die plötzlich zu schwach waren, sie zu tragen, rettete sie sich in die Wohnung. Joe hielt sie an den Hüften fest. Er sah sie an, und sie hoffte, dass er diesmal nicht für die Kameras spielte. Sie wollte keinen vorgetäuschten Streit; Vorwürfe würde sie jetzt nicht ertragen.
Mit knirschenden Zähnen wartete sie darauf, dass er loslegte. Aber das tat er nicht. Er schüttelte den Kopf und ging zur Tür, die zum Hinterhof führte.
»Joe, bitte«, rief sie ihm leise nach. Dass er sich von ihr entfernte, war schwerer zu ertragen als sein Zorn.
Er verschwand hinter der Tür, und sie drehte sich auf dem Absatz um. Sie hatte gerade den Respekt des Mannes verloren, dessen Respekt ihr am meisten bedeutete.
Sie riss sich die nasse Bluse herunter und ließ sie auf den Boden fallen. Auf dem Weg ins Bad hinterließ sie eine Kleiderspur. Sie wollte alles ablegen, was sie an den Stripclub erinnerte, dann trat sie unter die Dusche und drehte
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