Die Polizistin
retten wollen. Es passt nicht zu dem, was sie über uns wissen.«
Shanna sprang auf die Füße, lief zum Fenster und blickte hinunter auf die Straße. Fußgänger hasteten eilig herum und sahen klein aus wie Ameisen. Sie gab sich geschlagen, spielte mit dem Ring an ihrer rechten Hand und murmelte: »Vielleicht bin ich eine Nymphomanin.«
»Ich kenne dich besser.«
Ihre Muskeln versteiften sich, als er hinter sie trat. Sie fühlte die Hitze seines Körpers, die sich auf sie übertrug.
»Letzte Nacht war real«, sagte er ruhig. »Nein, du bist keine Nymphomanin. Du selbst hast gesagt, dass du sechs Monate lang keinen Sex gehabt hast.«
»Vielleicht war das gelogen«, sagte Shanna mit heiserer Stimme. Sie traute sich nicht, sich umzudrehen und ihm in die Augen zu sehen. Er war der Wahrheit zu nahe gekommen.
»Das glaube ich nicht«, sagte er, seine Lippen dicht an ihrem Ohr. Er fuhr mit einem Finger ihr Rückgrat entlang. Sie erschauerte. »Warum hast du dich heute mit Santos’ Männern getroffen?«
»Ich wollte die Dinge voranbringen. Wir schlagen uns schon viel zu lange mit diesem Fall herum.«
»Also hast du dich geopfert.«
»Ja.«
»Warum?«
»Das habe ich dir gesagt. Ich hasse Manuel Santos.
Ich hasse Drogenhändler.«
»Warum?«
»Warum?«, fauchte sie, wirbelte herum und stieß dabei gegen ihn, weil er so dicht bei ihr stand. »Wie kannst du mich das fragen? Der Mann tötet Menschen.«
»Du warst schon mit anderen Drogenfällen betraut«, erinnerte er sie. »Was ist an diesem so anders?«
Als sie gegen ihn gestoßen war, hatte er instinktiv die Hände auf ihre Hüften gelegt, und nun lagen sie immer noch da, was ihre Verunsicherung noch vergrö-
ßerte. »Dafür gibt es keine Erklärung. Es ist eben so.«
»Hat es was mit dem Tasseis zu tun? Hast du ihn schon gekannt, als du dort getanzt hast?«
Das Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie fühlte sich wie gelähmt. Das hätte er nicht erfahren sollen. Ihr Gehirn suchte verzweifelt einen Ausweg aus diesem Chaos –
und aus diesem Zimmer, wo die Wände und er sie erdrückten.
»Ich weiß, dass du als Stripperin im Tasseis gearbeitet hast«, sagte er leise.
Schmerzvoll klopfte das Herz in ihrer Brust. Sie musste schlucken, weil sich in ihrer Kehle ein Kloß gebildet hatte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Seine grünen Augen hatten den stählernen Blick verloren, aber nicht die Entschlossenheit. »Streite es nicht ab. Der Barkeeper hat es mir gesagt.«
Dooley. Sie würde dieses Großmaul umbringen.
»Das geht dich nichts an.«
»Es hat eine Auswirkung auf diesen Fall, also geht es mich etwas an«, sagte er, dann nahm er ihr Kinn in die Hand und zwang sie, ihn anzusehen. »Außerdem –
nach der letzten Nacht geht mich alles an, was mit dir zu tun hat.«
Sie löste ihr Kinn aus seinem Griff. »Du hast keinen Besitzanspruch auf mich.«
Seine Augen verengten sich. »Wollen wir wetten?«
»Ich brauche dir nichts über mein Privatleben zu sagen.«
»Also gut, dann muss ich den Barkeeper noch einmal besuchen. Er wird mir erzählen, was ich hören will.«
»Ja, verdammt, ich habe in diesem Club getanzt und gestrippt. Ist es das, was du hören wolltest?« Jetzt schoss das Blut wieder durch ihre Adern. Wenn er die Wahrheit haben wollte, dann sollte er sie hören. »Ich war die beste Tänzerin, die dieser Club je gesehen hat. Wenn ich auf die Bühne trat, waren alle Agen auf mich gerichtet. Dann gab es keinen einzigen schlappen Schwanz mehr in dem Laden.«
Ein Muskel zuckte in seinem Kinn. »Das will ich dir gern glauben.«
»Du wolltest die Wahrheit«, sagte sie leise. »Jetzt kennst du sie.«
Seine Hände glitten an ihren Hüften hinab, dann zog er Shanna näher an sich. »Welche Verbindung gibt es zwischen dir und Santos?«
Der plötzliche Themenwechsel erwischte sie wie ein Tiefschlag, und dann packten seine Hände auch noch ihre Pobacken, in denen es heftig prickelte. Sie wusste, dass er das mit Absicht tat. Er wollte sie aus dem Konzept bringen. Joe Mitchell war ein Meister des Verhörs, und er wusste genau, welche Knöpfe er bei ihr drücken musste.
»Er hing damals auch im Tasseis herum. Ich habe den Kerl nie gemocht.«
»Hat er dir irgendwas getan? Hat er dir mal hinter der Bühne aufgelauert?«
»Nein, er hat mich nie angefasst.«
»Was hat er also getan?«
Shanna atmete tief ein. »Können wir das Thema wechseln? Weißt du schon, was an den Docks geschehen ist? Ich möchte gern dabei sein.«
»Nein«, sagte Joe. Er
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