Die Polizistin
noch einmal: Du hast dich sofort im Hauptquartier zu melden.«
»Und wer hat diese Anweisung gegeben?«, brüllte Shanna ins Handy.
»Special Agent Mitchell.«
Dreizehntes Kapitel
»Herein, Agent McKay.«
Shannas Herz rutschte tief, als sie vor Joes Tür stand -
Entschuldigung, vor Special Agent Mitchells Tür. Von Joe, dem Mann, der die ganze Nacht heiße Liebe mit ihr gemacht hatte, war nichts übrig geblieben. Dieser Mann, der sie in sein Büro zitierte, war kalt und mehr als ein bisschen angesäuert. Sie sah es an der harten Linie seines Kinns.
Sie atmete noch einmal tief durch und trat ein. Die Wände schienen von allen Seiten auf sie zu drücken.
»Mach die Tür zu.«
Die Tür fiel mit einem Klick ins Schloss, und Shanna blieb unentschlossen stehen. Sie verschränkte die Ar-me vor der Brust, bereute es aber sofort, denn Tommy und Sonny hatten so oft in die Warzen gezwickt, dass es schmerzte. Unauffällig ließ sie die Arme sinken und legte die Hände brav wie ein Schulmädchen zusammen, das die Schelte des Direktors erwartet.
Joe drückte auf den Knopf der Sprechanlage. »Betty, keine Gespräche durchstellen, und niemanden in mein Büro durchlassen. Ich will nicht gestört werden, auch nicht, wenn es im Gebäude brennt.«
Shanna schluckte hart. So garstig hatte sie ihn noch nie gesehen, und sie hatte im Laufe der Jahre schon einiges angestellt, um seine Geduld zu testen.
»Setz dich, Lily.«
Das war eine gute Idee. Sie ließ sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen und war froh, dass ihre zitternden Beine nicht mehr ihr Gewicht tragen mussten.
Als sie aufschaute, sah sie, wie er sie kritisch musterte. Nein, auf dem Stuhl zu sitzen war keine gute Idee.
Sie wollte aufstehen, erstarrte aber, als er sie anfuhr:
»Setz dich!«
Nervös schlug sie die Beine übereinander.
»Wo bist du gewesen?«, fragte er mit ruhiger Stimme, die wie ein Schwert durch den Raum schnitt.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich mit Melanie…«
»Lüge mich nicht an!«, sagte er. »Du warst nicht bei Melanie.«
»Doch, war ich. Wir waren einkaufen, und dann haben wir Shawn im Krankenhaus besucht.«
»Ich habe im Krankenhaus angerufen. Melanie war da, aber du nicht. Du warst schon gegangen. Wohin bist du gegangen?«
Shanna rutschte auf dem Stuhl von einer Backe auf die andere. Ihr fiel keine plausible Ausrede ein. »Ich wollte ihnen Zeit für sich lassen, deshalb habe ich mich verdrückt.«
»Das war nicht meine Frage.«
Er stand auf, kreiste um sie herum und blieb schließ-
lich stehen, die Hände auf den Schreibtisch gedrückt.
Shanna sah auf die langen feinen Finger. Sie musste daran denken, wie sich diese Finger auf ihrer Haut anfühlten.
»Wo – bist – du – gewesen?«, fuhr er sie an und be-tonte jedes einzelne Wort.
»Ich musste etwas tun, um meine Beziehung zu Santos’ Männern wiederherzustellen«, sagte sie leise.
»Verdammt, ich wusste es!« Eine seiner breiten Hände klatschte mit einer solchen Wucht auf den Schreibtisch, dass ein Bleistift hüpfte. »Ich habe dir befohlen, dich von dem ganzen Santos-Clan fern zu halten! Du hast heute sowieso einen freien Samstag gehabt.«
Der Knall seiner Hand echote im Zimmer nach. Shanna richtete sich auf. »Deine Anweisung war, mich vom Tasseis fern zu halten.«
»Du weißt genau, was ich gemeint habe!«
»Offenbar nicht«, murmelte sie. »Ich dachte, ich sollte meine Tarnung als frustrierte Hausfrau aufrechterhal-ten, die ein bisschen Abwechslung sucht.«
»Schatz, wenn du nach der vergangenen Nacht immer noch frustriert bist, hast du wirklich ein Problem.«
Shanna errötete vor Verlegenheit und blickte durch das Fenster ins Großraumbüro der Kollegen. Dort ging niemand mehr seiner Arbeit nach; alle Augen waren auf das Büro von Special Agent Mitchell gerichtet.
Shanna wusste, dass der Raum schalldicht war, aber trotzdem wäre sie am liebsten in den Boden versunken.
»Müssen wir jetzt darüber sprechen?«
»Ja. Wir sprechen jetzt darüber, und niemand verlässt diesen Raum, bis wir nicht ein paar Dinge geklärt haben.« Er folgte ihrem Blick und ging hinüber, um die Jalousie herunterzulassen. »Wir haben letzte Nacht gevögelt, bis wir beide kaum noch gehen konnten, Shanna. Santos’ Leute haben alles gesehen und ge-hört, vom leisen Seufzer bis zum erlösenden Schrei.
Was sie gestern Nacht gesehen haben, war die Versöhnung von einer Frau mit ihrem Mann. Komm mir also nicht mit der lahmen Entschuldigung, du hättest deine Tarnung
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