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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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früher.«
    »Pit?« fragte Bernd elektrisiert. Man sah es seiner Nasenspitze an, was er dachte. Pit, der Anführer einer Bande!
    »Der hat’n Fahrrad«, erzählte Trudchen kauend weiter, »der fährt die Zeitungen aus für meine Tante. Er hebt mich hoch, dann ist es leicht.«
    »Ist Pit auch über die Mauer geklettert?« wollte Bernd wissen.
    »Nee«, heftiges Kopfschütteln, »Pferde sind langweilig, sagt er, weil er doof ist.«
    Sie nickte und griff nach der fünften Schnitte. Satt war sie nie und dünn wie Fredegunde.
    »Kriegst du keine Haue?« erkundigte sich Peter.
    »Warum?« staunte Trudchen.
    »Na, weil du ewig unterwegs bist. Ich denke, die Nachbarin paßt auch auf dich auf.«
    »Och die, die hat noch zwei Babys. Abends bin ich ja wieder zu Haus. Kann ich jetzt immer kommen?«
    »Von mir aus, bitte«, sagte Fridolin.
    »Kannst du nicht doch seiltanzen?« fragte ich. Trudchen hob den Kopf. Ihre dunklen Augen glitzerten in dem braunen Gesicht. Sie sah wirklich wie eine kleine Zigeunerin aus.
    »Nee, aber radschlagen, soll ich mal?«
    Schon sprang sie auf, lief erst ein Stück über den Rasen, wirbelte dann herum, ein-, zwei-, dreimal, sprang mit einem Satz wieder auf die Füße.
    Wir klatschten und klatschten.
    »Großartig! Noch einmal, Trudchen!«
    Bereitwillig wirbelte sie wieder herum.
    »Mensch! Fridolin, wenn wir damit anfangen«, sagte Hugo langsam, »so quasi als Einführung, das wäre doch etwas?«
    »Klar«, Fridolin nickte, »wenn sie Lust hat. Komm mal her, Trudchen.«
    Sie wollte. »Richtig Theater spielen?« Ihre Augen glänzten.
    »Dann muß auch ihr Name mit auf dem Plakat stehen. Trudchen, wie heißt du weiter?« erkundigte sich Fredegunde.
    Hoffentlich Mirlando oder irgend etwas Fremdländisches, wünschte ich heiß.
    Trudchen schwieg.
    »Na, wie heißt denn dein Vater, Herr...?«
    »August«, kam es prompt.
    »Herr August?«
    Prustendes Lachen. Fridolin griff nach ihr, hielt sie fest.
    »Nun mal vernünftig. Also paß auf, Trudchen: Ich heiße Fridolin Konitz, das ist Hugo Becker, Bernd Meier, Fredegunde Witte, Petra Jons, Peter Steiger, und du heißt Trudchen...?«
    »Semmelkorn.«
    >Du liebe Neune<, dachte ich enttäuscht. Nichts von Mirlando oder Piazika.
    »Kann sie nicht lieber einen Künstlernamen bekommen?« schlug ich vor.
    »Wieso? Semmelkorn gefällt mir wunderbar. Mal etwas anderes. Nee, nee, Semmelkorn muß bleiben. Und nun fangen wir an. Aber leise, leise. Mein Großvater ahnt zwar, daß wir etwas Vorhaben, aber das Haus darf nicht vorher zusammenfallen. Schön hintereinander im Gänsemarsch, und nicht so rennen.« Fridolin ging uns voraus.
    Frau Marogis kam aus der Küche und nahm uns den Teller ab. »Hat es geschmeckt, Kinderchen? War es genug? Soll ich noch mehr streichen?«
    Nein, wir dankten, wir waren wirklich satt. Sie mochte es gern, daß wir kamen. Meistens sind ältere Leute so empfindlich. Im Stadtpark kann man es oft erleben, wie unwirsch sie werden, wenn die Kinder schreien. Bei Frau Marogis war das anders. Auch der alte Herr Konitz mochte Kinder. Sonst hätte er bestimmt nicht erlaubt, daß wir sieben Mann hoch auf dem Dachboden herumtrapsten.
    Trudchen sprang eine Stufe vor und eine zurück. Sie stieß Fridolin beiseite, als sie den Dachboden sah, riß die Schuhe von den Füßen, und dann kam Radschlagen. Leise, man hörte es kaum. Natürlich auf Strümpfen. Trotzdem, ich ließ mir nicht ausreden, daß sie doch vom Zirkus war.
    Meine Mutter ist fabelhaft. Sie hat sehr viel zu tun. Bei den Kostümen half sie uns, ganz selbstverständlich.
    Manchmal kann ich nicht mit ihr auskommen. Wenn sie fragt und fragt oder mich erziehen will. Warum ich so und nicht so sitze, warum ich wieder lese, weshalb ich ewig nicht Staub gewischt habe in meinem Zimmer. Unwichtige Dinge, die ich nicht mag, die sie aber sehr, sehr beschäftigen. Ich werde bockig und aufsässig. Hinterher tut es mir leid, oft erst nach einer ganzen Weile. Und darüber ärgere ich mich. Ich will Mutti nicht traurig oder zornig machen. Aber es kommt. Es sitzt in mir wie ein unaufgeblasener Luftballon. Und ich »muß« ihn aufpusten. Und dann ist der Zorn und der Bock da, und ich finde mich selber zum Heulen.
    Aber in den Ferien geht es schon eine ganze Weile gut. Mit dem Theaterspielen ist sie sehr einverstanden, auch mit dem Überraschen. Natürlich, Betrieb mag Mutti sehr. Sie ging mit mir auf unseren Boden, und wir kramten in dem großen Koffer. Es kamen herrliche Sachen heraus. Einiges mußte genäht

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