Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
Vom Netzwerk:
übrigen sollt ihr endlich Koffer packen. Hier sieht es ja herrlich aus, alles liegt noch herum. Und Mutti hat keine Zeit.« Ich tat so, als wäre ich lange fertig mit dem Packen und bei mir wäre alles schon wunderbar aufgeräumt. Drehte mich um und wollte hinausgehen, als Tom mich zurückrief.
    Er zog mich ins Jungenzimmer. Ich sah einen schwarzen rechteckigen Kasten, groß wie eine Zigarrenkiste, mitten auf dem Tisch.
    »Explodiert das?« wollte ich wissen.
    Rudi verdrehte die Augen und stöhnte. Tom schloß erst die Tür hinter mir sorgfältig ab, was Unsinn war. Außer uns war niemand in der Wohnung. Dann nahm er eine lange Schnur vom Tisch und drückte sie mir in die Hand.
    »Fang an, zehn kleine Knoten, feste, die sich nicht lösen, und 5 Zentimeter Abstand. Aber genau, Petersilie, genau, nimm den Zollstock, da liegt er.«
    »Meinetwegen, aber nur, wenn ihr mir verratet, was der Kasten da auf dem Tisch bedeutet.«
    Sie sahen sich an, blickten auf mich herab. Sie sind fast einen Kopf größer als ich und zwei Jahre älter, bald vierzehn. Sehen sich aber gar nicht ähnlich, obwohl sie Zwillinge sind. Rudi ist dicker und etwas kleiner als der lange dünne Tom. Und Rudi meinte schließlich: »Kannst du schweigen?«
    »Hab’ ich schon einmal gepetzt?«
    »Dann schwöre beim Liebsten, was du hast.«
    »Ich schwöre bei meinem Pony«, ich hob schnell die Hand.
    »Du bist wohl durchgedreht, Petersilie, du trägst doch gar keine Ponyfransen.«
    »Ich meine ein kleines Pferd und nicht meine Haare«, verteidigte ich mich.
    »Wieso, hast du Fieber? Es gibt kein Pony hier in der Wohnung.«
    >Doch<, wollte ich sagen, >an meiner Wand<, verbesserte mich aber schnell; »Nein, nein, in meinem Kopf, ich denke mir so etwas aus.«
    »Sie hat einen Vogel«, behauptete Tom erbarmungslos, Rudi nickte verständnisinnig: »Mädchen!« brummelte er.
    Ich rührte mich nicht. Zehn kleine Knoten, dafür mußte ich es genau wissen. Der Vogel war mir egal.
    »Also gut, bei deinem ausgedachten Pony« - Tom machte eine kleine Pause -, »und wehe, wenn du etwas verrätst.«
    Darauf gab ich keine Antwort. Das war mir zu dumm.
    Sie sahen sich noch einmal an. Anscheinend hatten sie viel Zeit. Tom nickte, und Rudi begann bedeutungsvoll: »Es ist ein Mondsatellitenumlaufbahnmesser. Kannst du das überhaupt aussprechen?«
    »Mondsatellitenumlaufbahnmesser«, wiederholte ich ohne zu zögern, »und was wollt ihr damit?«
    »Auch das noch«, rief Rudi ungeduldig. Aber Tom rief hastig: »Es fliegen doch jetzt soviel Satelliten um die Erde herum. Wir können mit diesem Apparat genau messen, wie oft so ein Ding unser Haus überfliegt. Natürlich gehören dazu noch sehr wichtige Meßinstrumente. Aber das können wir dir nicht erklären. Du verstehst doch nichts von Physik, nicht soviel wie wir«, setzte er schnell hinzu, als ich den Mund aufmachte, »wir brauchen zunächst die Nylonschnur mit den Knoten, fang endlich an.«
    Versprochen war versprochen, ich knotete, war bald fertig und dachte: >Mondum---< Ach was, mich interessierte so ein Ding überhaupt nicht. Ein lebendiges Pony, das man streicheln konnte, ja, aber was sollte ich mit einem schwarzen Kasten?
    »Ja, ja«, ich nickte, als sie mir wieder und wieder umständlich erklärten, was ich nicht verraten dürfte und warum nicht. Ich hörte überhaupt nicht zu. War froh, als es draußen schellte.
    »Mutti hat die Schlüssel vergessen«, rief ich und lief hinaus.
    Es war nicht meine Mutter. Draußen stand Ellen. »Entschuldige, wenn ich jetzt störe, aber ich habe heute abend keine Zeit«, sie sprach so feierlich.
    Ich starrte sie an. »Was ist denn mit dir los?« fragte ich verdutzt. »Seit wann störst du mich?«
    Wir gingen in mein Zimmer. Die Unordnung sahen wir nicht. Ellen setzte sich aber nicht wie sonst mit mir auf den Fußboden, sondern blieb stehen und sagte, indem sie ein Päckchen aus ihrer Umhängetasche nahm: »Dies schenke ich dir zum Abschied.«
    Ich prustete, mehr aus Verlegenheit. Aber Ellen blieb ernst: »Sieh erst einmal nach.«
    Ich wickelte das Päckchen aus und hielt verblüfft einen Kalender mit Ponyfotos in der Hand.
    »Das ist Gedankenübertragung«, staunte ich.
    »Nein, Bequemlichkeit«, bemerkte Ellen nüchtern. »Den Kalender sollte ich zu Weihnachten bekommen, erzählte mir meine Mutter gestern. Ich hatte aber schon drei. Sie legte ihn deshalb fort. Heute morgen fand sie ihn wieder. >Den kannst du Petra für die Reise schenken, der ist noch ganz neu<, meinte sie.« Nun

Weitere Kostenlose Bücher