Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
Vom Netzwerk:
Aussicht, mich mit ihm herumzurangeln, erschütterte mich.
    »Ich kann mich doch nicht auf offener Bühne mit ihm hauen«, wehrte ich mich.
    Fredegunde kicherte: »Petra als Prinz? Das geht doch nicht.«
    »Du wirst sehen, es geht wunderbar. Bernd ist viel zu klein. Bernd, stell dich neben Fredegunde.«
    Unmöglich. Ich sah es ein.
    Aber konnte Fridolin nicht? Ich sah ihn fragend an. Da kam schon die Antwort: »Einer muß Regie führen, klar?« Wir nickten. Ich auch. Es blieb mir nichts anderes übrig.
    »Na, also, außerdem bin ich die Königin«, fuhr er fort.
    »Was bist du?« unterbrach ihn Peter ungläubig.
    »Die Königin, sie ist dick und dämlich, also die richtige Rolle für mich.« Fridolin grinste.
    Ich blickte Fredegunde beschwörend an. Wenn sie jetzt nur nicht von der Mohrrübenkur anfing. Sie brachte so etwas fertig.
    Sie hielt den Mund.
    Hugo prustete, wir lachten. Fridolin nahm gleichmütig ein neues Heft zur Hand. »Ihr werdet sehen, es geht herrlich. Weiter, Bernd, deine Rolle, du spielst den Hofnarren. Dann noch die alte Waldfrau.«
    »Warum kann ich das nicht spielen?« fuhr ich wieder dazwischen. »Ist denn alles umgedreht? Wenn ich mir ein Kopftuch umbinde und Warzen anklebe?«
    »Geht nicht, oder kannst du zaubern? Der Prinz hat eine große Szene mit der alten Waldfrau, und du kannst dich wohl nicht verdoppeln?«
    Nein, da hatte er recht. Soweit war ich noch nicht.
    »Und wenn wir erst Ende Oktober spielen. Hier oben? Und dann die Kälte?« kam Fredegundes nüchterne Stimme.
    Aber der Boden war sogar heizbar. Fridolin zeigte uns alles. Früher sollen hier Versammlungen abgehalten worden sein. Deshalb wollte der alte Herr Konitz auch nicht, daß man Wäsche aufhängt. Es sollte alles so bleiben.
    »Ihr kennt ja den Riesenherd in der Küche«, fuhr Fridolin fort, »und hier läuft der Kamin entlang. Der Herd wird geheizt, bis er glüht. Die Klappe unten so weit wie möglich geöffnet, und schon steigt die Wärme herauf.«
    Ich fand es herrlich, hier oben. Ich fand ebenso herrlich, hier herumzugehen und sich vorzustellen, wie man Theater spielt.
    Ich werde doch die Herren von dieser komischen Baubehörde einladen. Sie müssen es einsehen. Man kann so ein Haus nicht einfach abreißen und die Bäume im Garten fällen. Das Pony muß seinen Garten behalten.
    »Und du das Pony«, flüsterte eine innere Stimme.
    »Ja«, antwortete ich mir selber, »ich will es behalten.«
    »Führst du oft Selbstgespräche?« erkundigte sich Fridolin mitfühlend. Es war schon sehr schummerig. Er sah nicht, wie ich rot wurde.
    »Manchmal«, antwortete ich.
    Wir sprachen noch über die Beleuchtung. Bis jetzt baumelte über der Tür eine einsame Birne, die niemals genügte. Wir kamen überein, daß ich meine Brüder fragen sollte. Von diesem technischen Kram verstanden sie bestimmt mehr als die Jungen hier. Hugo als leidenschaftlicher Langstreckenläufer benutzte schon den Boden als Trainingsbahn. Er drehte schon die dritte Runde auf Strümpfen. Die Löcher möchte ich nachher nicht stopfen. Peter, der zukünftige Schauspieler, schied aus. Bernd als Leseratte ebenfalls, und Fridolin hatte keine Ahnung von elektrischen Lichtanlagen, wie er offen zugab. Wir Mädchen wurden gar nicht gefragt. Ich verstand zwar auch nichts und Fredegunde sicher auch nicht. Trotzdem wurmte es mich, dies Übergehen.
    »Rudi und Tom werden sehr glücklich sein«, versicherte ich, »und Verlängerungsschnüre kann vielleicht mein Vater besorgen!«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, meinte Fridolin zufrieden.
    Was er mit dem Pony vorhatte, verriet er immer noch nicht. Aber fragen mochte ich nicht.
    Es war dunkel geworden auf dem Dachboden. Die beiden Fenster gaben nicht mehr genug Licht, obwohl der Himmel hell hereinschien, grün! Ein hellgrüner Himmel. >Schade, daß Fräulein Richardson das nicht sehen kann<, dachte ich.
    Fridolin griff nach der Trompete. Sie glänzte. Er selbst stand breit und dunkel im Bodenraum. Er blies. Es quietschte kein bißchen. Er spielte: »Der Mond ist aufgegangen«, ganz klar und sauber, jeder Ton, kein sinnloses Auf und Ab.

    »Schön«, sagte Fredegunde hingerissen. Diesmal hatte sie recht.
     
    »Die Ausschachtungsarbeiten am Marienplatz kommen gut vorwärts«, sagte Vati gestern. Er hat uns mitgenommen, meine Brüder und mich, am ersten Ferienmorgen. Wir sollten sehen, wie sie arbeiten. Es war ein Getöse, nicht auszuhalten! Meine Brüder waren natürlich hell begeistert. Wollten alles wissen, über den

Weitere Kostenlose Bücher