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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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bissig.
    Fridolin trat einen Schritt vor und sagte gemessen: »Hier wird ein Drama geboren.«
    »Verrüdkte soll es geben«, murrte der jüngere der beiden Männer. Der Alte zog einen Zollstock aus der Tasche und befahl Tom, der auf der Erde kniete und eine Glühbirne hochhielt: »Dreh mal das Ding hierher, in die Ecke, wir müssen messen!«
    Die Baukommission! Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Fingen sie jetzt schon an? Im Oktober? Im Frühjahr war es doch erst soweit. Maßen sie die Balken und Bretter? Altes Holz, sicher wertvoll. Aber jetzt? Jetzt? Wir mußten uns beeilen.
    Ich sah Fridolin an.
    »Am besten, ihr verschwindet«, knurrte der Mann, »los, dalli, dalli, wir haben keine Zeit.«
    »Aber wir!« rief Trudchen frech, die bisher, wie wir alle, geschwiegen hatte. Sie hopste in ihren roten Strumpfhosen und im schwarzen Pullover wie ein Kasper herum. Baute eine Brücke, machte einen Kopfstand. Wunderbar! Sie war eine Attraktion, eine kleine Akrobatin. Die Männer kümmerte das nicht.
    Da wurde es mir zu bunt.
    Schließlich hatten wir die Erlaubnis, hier oben zu üben. Und die Zeit drängte.
    Ich trug mein Kostüm: Schwarze Strumpfhose, weißes Hemd, Baskenmütze. Nur das Pappschwert fehlte. Ich sagte: »Der junge heldenmütige Prinz tritt vor und sagt: >Edle Königin, laßt die Drachen hier herumkriechen. Wir entfernen uns lieber, sonst speien sie noch giftige Gase. Sagt den hochbegabten, Leitungsschnüre verlegenden Männern, daß sie ihre Lampen ausknipsen sollen. Laßt das Gewürm im Dunkeln herumkreuchen.<«
    Fridolin antwortete: »Die wunderbare und herrliche Königin tritt auf und antwortet dem jungen und heldenmütigen Prinzen: >Wir folgen deinem Rat, aber eine Glühbirne über der
    Tür muß brennen, sie gehört zum Boden. Kommt, wir enteilen, folgt mir in meine Gemächer!<«
    Dabei nickte er hoheitsvoll nach allen Seiten, nahm Trudchen an die Hand und stieg die Bodentreppe hinunter. Wir folgten. Rudi als letzter. Er schraubte die Birne über der Tür wieder ein.
    »Häh?« knurrte der Alte.
    »Das ist die Beleuchtung«, hörte ich Rudis Stimme. Dann schlug die Bodentür zu. Wir verschwanden in Fridolins Zimmer.
    Fridolin hatte sich schon umgezogen.

    »Wir müssen mindestens noch dreimal proben«, sagte ich. »Und wenn die Männer wieder kommen?«
    »Suchen wir doch einen anderen Raum«, meinte Hugo bedächtig. Sein helles sommersprossiges Gesicht mit der langen Nase wurde grell von der kleinen Leselampe über Fridolins Couch beleuchtet. »Warum nehmen wir nicht die Aula in der Schule? Bühne, Beleuchtung, Vorhang, alles in Ordnung.«
    »Weil es keine Aufführung in der Schule werden soll. Hier muß es sein, im Haus. Das Treppengeländer wird angestrahlt.«
    »Wieso denn das?« wunderte sich Hugo.
    »Schläfst du?« Fridolin sah ihn ebenso verwundert an. »Das Geländer ist aus einem Stück geschnitzt, Ranken, Blätter und Ponyköpfe, alles miteinander verwoben.«
    »Ach, nee«, meinte Hugo, »hab’ ich noch nie gesehen.«
    »Na, dann sperr deine Augen auf!« Fridolin sprang lebhaft von der Couch. »Wir haben noch etwas vergessen. Ein Gespenst, ein gruseliges Gespenst muß unbedingt dabeisein.«
    »Dann frag mal die Männer auf dem Boden«, riet Peter lachend.
    Fridolin lachte auch, fuhr sich durch die Haare. »Petersilie, stell mal den Plattenspieler an. Ich muß nachdenken, ja, ja, die Platte, die auf liegt.«
    Aber Trudchen schrie schon: »Ich will gespenstern, ich!«
    Trudchen! An sie hatte niemand gedacht. Sie hatte sowieso keine richtige Rolle.
    »Du kriegst ein Bettuch über, wir schneiden Löcher hinein.«
    »Und dann schrei ich huuuuh«, kreischte sie begeistert. Die Musik dröhnte durch das Zimmer. Es war ein herrlicher Krach. Und niemand kam und sagte: »Seht, leise, leise, Kinder, was soll das.«
    So ein altes Haus war ungeheuer praktisch.
    Es war dunkel, als wir nach Hause gingen. Jonni konnte man im Garten kaum erkennen. Aber wir mußten uns verabschieden. Ich umarmte ihn lange.
    Später, im Bett, fühlte ich wieder Jonnis Lippen an meiner Hand, spürte das Fell und das Ohr, das sich an meiner Nase bewegte. Jonni, fast wie mein eigenes kleines Pferd.
    Im zoologischen Garten? Was sollte es da? Womöglich eingesperrt hinter Gittern? Eine dreiviertel Stunde dauerte die Fahrt dorthin. So viel Zeit hatten wir gar nicht jeden Tag. Ich will Vati bitten, nochmals mit der Baubehörde zu sprechen. Zumindest muß ich die Namen der leitenden Herren wissen. Sie sollen eine Einladung bekommen.

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