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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Bagger, wie man die Erde abstützt und die Breite des Tunnels. Alles technischer Kram.
    Ich sah nur dieses Ungetüm von Bagger. Mindestens dreimal so groß wie der Kran in der Sabinenstraße, sah, wie er fraß und fraß. Alles in sich hineinschaufelte: Steine, Erde und Sand.
    Na schön, es war Vatis Leidenschaft, Tunnels zu bohren. Meine Leidenschaft war es, in Gärten zu gehen und mit einem Pony zu spielen. Jetzt kam es darauf an, wer schneller vorwärtskam. Die Tunnelbohrerei oder wir mit unserem Fest, unserer Einladung.
    Wenn die Männer von der Baubehörde das wunderbare Haus sehen, und die Bäume, führen sie den Tunnel doch außen herum.
    Mir wurde zwar ein bißchen schwindelig bei dem Gedanken. Vielleicht war es wie mit den Vokabeln, von denen ich geglaubt hatte, sie spazierten von der Umhängetasche in meinen Kopf hinein. Alles Unsinn. Man mußte lernen, lernen. Aber dies hier. Das war etwas anderes. Und wenn wir uns beeilten, wurde es vielleicht ein Gartenfest, mit Lampions in den Zweigen. Bis jetzt war es warm genug und auch windstill.
    Das beste an den Ferien war, daß ich schon am frühen Nach-mittag Jonni besuchen konnte. Vormittags mußte ich meiner Mutter helfen. Sie hatte sehr viel mehr zu tun, durch die Umräumerei. Aber gleich nach dem Mittagessen hatte ich frei. Ich brauchte nicht einmal beim Abwaschen zu helfen.
    Mutti sagte nur: »Wenn du Kostüme brauchst, ich habe noch alte Sachen, die man ändern könnte. In dem großen Koffer auf dem Boden liegen sie. Sag mir nur rechtzeitig Bescheid.«
    Von dem Fest hatte ich ihr erzählt, von dem Garten, dem Pony, dem Riesendachboden und dem Haus. Auch von Herrn Konitz, der alten Frau Marogis und dem fremden geheimnisvollen kleinen Mädchen. Geheimnisvoll war sie, das mußte selbst Mutti zugeben. Nur was ich mit dem Fest erreichen wollte, ahnte sie nicht. Auch mit Fridolin sprach ich nicht mehr darüber. Er hatte energisch abgewinkt, als ich wieder einmal davon anfing.
    Na schön, noch war es nicht so weit. Berge von Arbeit lagen vor uns. Mutti hatte Verständnis dafür.
     
    Juanita heißt Trudchen!
    So ist es immer. Meine Träume zerplatzen wie Seifenblasen. Juanita, der grüne Hut, der durch die Lande ziehende Zirkusvater. Und was war übriggeblieben? Ein Vater, ja, sogar einer, der ewig verreist war. Kein Vertreter wie Ellens Vater für Waschmaschinen, auch kein Tunnelbohrer oder ein singender Vater. Trudchens Vater fuhr auf einem Handelsschiff als Matrose.
    »Ein sehr ehrenwerter Beruf«, stellte Hugo fest. Natürlich, ich hatte nichts dagegen. Im Gegenteil. Ein Matrose kam in der Welt herum. Aber Trude! Kann man bei Trude träumen?
    »Was machst du für ein Gesicht?« sagte Peter jetzt. Er hielt in der Hand ein Pflaumenmusbrot. Frau Marogis hatte Pflaumenmusschnitten geschmiert. Wir sollten uns stärken, bevor wir mit der Arbeit anfingen, meinte sie besorgt. Arbeit? Theaterspielen war doch Vergnügen. Aber das Pflaumenmus schmeckte.
    Wir saßen nun vorerst im Garten auf einer langen wackeligen Bank gegen die warme Hauswand gelehnt, warm von der Septembersonne.
    Jonni graste nicht weit von uns. Ab und zu schüttelte er den Kopf, die Mähne flog. Wir hatten ihn gestreichelt und mit Zucker gefüttert, bis er nicht mehr mochte. Er hatte endgültig genug, man sah es.
    Drollig, wie er sich immer wieder schüttelte, den Kopf hob, zu uns herüberblickte, als wollte er sagen: >Mal müßt ihr mich verschnaufen lassen.<
    Wir lachten. Auch Jua..., nein, Trudchen. Sie lachte am tollsten. Sie brauchte nicht mehr über die Mauer zu klettern, und vom Pony stehlen sprach niemand mehr. Wie auch! Sie war viel zu klein, konnte es kaum umarmen, und das Tau an dem Eisenhaken der Mauer hatte sie so ungeschickt befestigt, daß die Jungen den Kopf schüttelten. Ein Wunder, daß sie nicht gefallen war.
    Trudchen lebte bei ihrer Tante. Das heißt, die Tante war den Tag über nicht zu Hause. Sie verkaufte Zeitungen in einem kleinen Kiosk. Eine Nachbarin sorgte für Trudchen tagsüber. Und die Mutter?
    Achselzucken. »Weiß nicht, Vater sagt, mich hat er gefunden«, sie grinste.
    »Warum hast du denn von einem Zirkusvater erzählt?«
    »Och, meine Tante hat mir mal eine Geschichte vorgelesen, eine ganz traurige, mit einem Zirkuskind. Die hab’ ich behalten.« Sie griff nach der vierten Schnitte.
    »So eine freche Kröte«, lachte Fridolin.
    »Kröten mag ich. Abends gibt es hier viele, wenn es naß wird.«
    »Warst du auch abends im Garten?«
    »Einmal. Pit konnte nicht

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