Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
Vom Netzwerk:
Wenn sie das alte Haus kennenlernen, den Garten...!
    Und je mehr ich darüber nachdachte, um so mehr klopfte mein Herz. War es nicht verrückt, was wir vorhatten? In Büchern gelingt es Kindern oft, die schwierigsten Dinge zu vollbringen. Sie fangen Einbrecher und entdecken Schätze. Ich muß mich immer wundern, wie leicht es ihnen gelingt. Aber wir, wir waren ganz gewöhnliche Jungen und Mädchen. Wir erlebten nichts Besonderes, und was wir vorhatten, war nicht so aufregend wie Einbrecher fangen.
    Immerhin, aufhören konnten wir jetzt nicht. Das Fest für den alten Herrn Konitz mußte auf jeden Fall gefeiert werden.
    Auch am Plakat mußte ich morgen weitermalen. Fridolin wollte es in der Schule aufhängen. Hoffentlich bekam er die Erlaubnis dafür.
    Er bekam sie. Von Fräulein Richardson. Und ich hatte gedacht, gerade sie würde dagegen sein. Kitsch konnte sie nämlich nicht vertragen. Ich fand mein Plakat sehr kitschig. Aber Fridolin meinte, das wäre gerade richtig, so müßte es sein.
    Blumen kann ich ganz gut zeichnen. Aber Menschen! Unbedingt sollten Fredegunde im Prinzessinnenkleid und der schwarze Ritter darauf abgebildet sein.
    Zuerst fing es ganz flott an. Aber dann. Es wurde nichts als Geschmiere. Drei Bogen Packpapier hatte ich schon vermalt. Es gefiel mir immer noch nicht. Entweder sah Fredegunde wie ein Gespenst aus oder wie eine Leberwurst. Die Falten im Kleid waren wirklich schwierig zu malen. Und erst Peter als Ritter! Schwarz ist eine gräßliche Farbe. Nein, ich wollte am liebsten alles in die Ecke pfeffern, als Fridolin dazukam. Er brachte ein Töpfchen rote Plakatfarbe, sagte, ich sollte Fredegunde liebliche Wangen pinseln und dem Ritter einen aufgerissenen blutroten Mund.
    »>Haaah<, muß er schreien, das wirkt, und rechts oben in die Ecke malst du noch das Gespenst, Petersilie. Die Schrift schreibe ich darüber.«
    Schön, ich malte. Das Gespenst wand sich wie ein schlapper Bindfaden. Alle fanden es sehr grauslich. Mir gefiel es gar nicht. Ich legte den Pinsel hin, ließ Plakat, Plakat sein.
    Fridolin kann gut schreiben.
    Und nun hing das gräßliche Ding an der Wand neben dem Kasten mit den Versteinerungen auf dem Flur. Direktor Herrmann guckte auch ganz komisch, als er vorbeiging. Aber Fräulein Richardson sagte fröhlich: »Herr Direktor, sehen Sie sich das doch mal an.«
     
    DER WILDE UND GRAUSAME SCHWARZE RITTER
    UND DIE WUNDERBARE LIEBLICHE PRINZESSIN
    Drama in drei Akten
Sonntag, den 1. November / Ponyapotheke
Sabinenstraße / am Stadtpark
Das Theater ist geheizt
Unkostenbeitrag nach Belieben oder 20 Pf.
Bei Nachweis der Bedürftigkeit (zu wenig Taschengeld)
Ermäßigung möglich.
     
    Mir wurde heiß, als ich unseren Direktor näher kommen sah. Ich stand neben Fräulein Richardson. Vielmehr ich mußte neben ihr stehen. Sie fragte mich, indem sie auf das Kitschbild wies: »Und das ist die Prinzessin, und dahinten, der rote Klecks?«
    »E'in Pony«, stieß ich heraus. Es gehörte zwar nicht zum Stück, aber der rote Fleck war gut. Das einzige, was mir an dem ganzen Plakat gefiel. Und warum sollte ich nicht ein rotes Pony malen?
    »Sehr gut«, sagte Fräulein Richardson, hielt den Kopf schief und rief jeden herbei, der vorüberging.
    »Seht euch das doch mal an, die 5b ist tüchtig. Nein, nicht die ganze Klasse. Interessant, was? Natürlich könnt ihr hingehen, 20 Pfennig ist nicht teuer. Was, Edith? Du hast keine 20 Pfennig, mach dich nicht lächerlich. Ja, ich gehe zur Premiere. Hallo, Herr Kruse, kommen Sie doch mal her. Sie gehen doch so gern ins Theater?«
    »Ich?« fragte unser Schwimmlehrer verblüfft, kam näher, sah mich und fuhr schnell fort: »Natürlich, ja, hoch interessant. Sind das Berge?«
    Damit meinte er Fredegundes Schleier. Das war mir zuviel. Ich drückte mich heimlich zur Seite und verschwand.
    Wir verkauften schon an dem Morgen sehr viel Karten.
    »Das verdanken wir deinem Plakat, Petersilie«, erklärte mir Fridolin kurz vor der Englischstunde. Mir war das unverständlich.
    Ebenso erstaunt war ich, daß meine Englischarbeit diesmal zur oberen guten Hälfte gehörte.
    »Sieh mal an, Petra«, sagte Fräulein Richardson, »wenn du dir Mühe gibst.«
    Armes Fräulein Richardson. Sie hatte überhaupt keine Ahnung, welche Schwierigkeiten noch vor uns lagen. Die Vorhangzieherei klappte trotz unserer hochbegabten Techniker Rudi und Tom immer noch nicht. Fredegunde zitterte jetzt schon vor Lampenfieber. Und der alte Herr Konitz wollte das Pony unbedingt im November in den

Weitere Kostenlose Bücher