Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
Sache annahm. Ich hatte kein Problem damit, mir Meghan und ihre Freundinnen vorzunehmen, und seitdem ließen sie Simla in Ruhe.
Ich fragte mich, was sich bei Simla verändert hatte. Als ich schluckte und den Schmerz spürte, fragte ich mich auch, wo sie die Kraft her hatte, solchen Schaden anzurichten.
Meine Hand bewegte sich wieder zu meinem Hals. Ich setzte mich auf. Mein Hals war so trocken, dass ich kaum atmen konnte. Ich brauchte Wasser. Das Glas auf dem Nachttisch war leer. Kellan rührte sich nicht, als ich seinen Arm vorsichtig von meiner Taille nahm. Ich stand auf und ging runter in die Küche, um eiskaltes Wasser in meinen Hals zu gießen. Das fühlte sich so gut an.
Gertrude hörte mich aufstehen, kam schwanzwedelnd rein und stupste mit ihrer Nase gegen die Tür. Sie wirkte verzweifelt, also holte ich ihre Leine und ging mit ihr nach draußen. Die kalte Luft traf mein Gesicht und fühlte sich gut an meinem Hals an. Der armen Gertrude gefiel es überhaupt nicht und sie wollte wieder rein, sobald sie mit ihrem Geschäft fertig war. Wir gingen wieder zurück ins Haus und ich gab ihr ein Leckerchen, bevor ich zurück in mein Schlafzimmer ging.
Obwohl ich hellwach war, wollte ich nicht länger von Kellan wegbleiben. Ich krabbelte zurück ins Bett und sah ihm beim Schlafen zu. Seine Hand bewegte sich, fand meinen Ellenbogen. Ich bemerkte, dass seine Hand zerkratzt war—Nagelspuren, die von mir stammen mussten, autsch. Ich sah ihn ewig an, studierte jedes Details seines Gesichts, seinen sinnlichen Mund, der an den Mundwinkeln fast zu einem Grinsen gebogen war, seine langen Wimpern, die makellosen Brauen und das dichte Haar, ganz zerzaust von dem Tag, den ich ihm zugemutet hatte. Er war echt zum Anbeißen.
Nach dem, was vorhin passiert war, widerstand ich dem mächtigen Drang ihn zu berühren. Ich fragte mich, was er von seinem neuen siamesischen Zwilling hielt. Seine Augenlider zuckten. Ich hielt die Luft an, damit ich seinen friedlichen Schlaf nicht störte. Ich wollte auch nicht, dass er mich dabei ertappte, dass ich ihn auf diese unheimliche Art anstarrte. Seine Augen zuckten wieder und öffneten sich, blickten genau in meine. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Hey, Krabbe«, sagte er verschlafen. »Wie fühlst du dich?«
»Ich schäme mich.«
»Warum?«, fragte er überrascht, während er eine blonde Strähne nahm und hinter mein Ohr schob.
»Guck doch, was ich mit deiner Hand gemacht habe.«
»Ach, das ist nichts. Nur ein paar Kratzer, du hattest eben Angst.«
»Wer tut so was, wenn er Angst hat? Ich hab mich gestern zum Affen gemacht. Es tut mir so leid.«
»Ehrlich Krabbe, ist schon okay. Wie geht’s dem Hals? Er sieht schlimm aus.«
»Tut immer noch weh, besonders wenn ich schlucke.«
»Ich muss wissen, wer dir das angetan hat.«
»Warum?«
»Damit ich dafür sorgen kann, dass es nicht wieder passiert.«
»Kellan, es ist okay. Darum muss ich mich selber kümmern.«
»Ach komm schon, Arizona! Sieh dich an. Gut
gekümmert
!« Er seufzte.
»Sie hat mich überrascht«, sagte ich, wobei ich mich total erniedrigt fühlte, weil ich Simla hatte davonkommen lassen.
»Sie?«
»Ja, eine
sie
, also jetzt verstehst du, warum ich nicht zulassen kann, dass du dich darum kümmerst.«
»War das Simla? Jemand hat sie gesehen, wie sie aus der Toilette kam, kurz bevor wir ankamen. Ich konnte es mir zuerst nicht vorstellen, ich hielt es für unwahrscheinlich. Simla? Waren noch andere dabei?« Er wirkte wie vor den Kopf gestoßen.
Ich fühlte mich absolut gedemütigt. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern, wie ich es hatte zulassen können. Alles war verschwommen. Ich konnte mich nur an das Gefühl hilfloser Überraschung und Enttäuschung erinnern.
»Kellan, es ist alles durcheinander. Ja, es war Simla, alleine. Sie gibt mir die Schuld an dem Foto, dass im Umlauf ist. Ich kann nicht glauben, dass ich zugelassen habe, dass das hier passiert. Ich versuche ständig mich an Details zu erinnern, aber ich kann nicht. Ich muss damit alleine fertig werden. Kannst du das verstehen?«
Er schüttelte den Kopf und nahm meine Hände. »Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nicht ständig in Alarmbereitschaft sein, vor allem wenn du mit Leuten zusammen bist, denen du eigentlich vertraust. Was willst du jetzt tun?«
»Ich weiß noch nicht genau. Ich brauche Zeit zum Überlegen.«
Ich ließ mich zurück aufs Kissen sinken. Hundert verschiedene Szenarien schwirrten mir durch den Kopf,
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