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Die Portugiesische Reise (German Edition)

Die Portugiesische Reise (German Edition)

Titel: Die Portugiesische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Reisen ist, hat man nicht immer die Zeit, so lange zu warten.« Der Mann sagt: »Eigentlich müsste in jedem Raum ein Aufseher stehen, aber dafür gibt es kein Geld.« Der Reisende erwidert: »Bei diesen vielen Touristen sollte es daran nicht fehlen. Wo geht das Geld hin?« Darauf der Mann: »Keine Ahnung. Soll ich Ihnen etwas sagen? Jetzt erst bekommen wir das Material, um die Exponate zu beschriften, beantragt haben wir das schon vor langer Zeit.« Der Reisende kehrt zu seiner fixen Idee zurück: »Es müsste Aufseher geben. Manchmal geht man ins Museum, um nur einen Saal zu sehen. Oder nur ein einziges Werk. Wenn man nur in der Gruppe gehen kann, aber eine Stunde in einem bestimmten Saal oder vor einem bestimmten Objekt bleiben möchte, wie macht man das hier? Oder in Aveiro. Oder in Bragança, und ich weiß nicht, wo sonst noch.« Der Mann am Schreibtisch lächelt wieder, er bekommt glänzende Augen, dann sagt er: »Sie haben recht. Manchmal möchte man eine Stunde vor einem Werk verbringen.« Nach diesen Worten steht er auf, geht durch den Innenhof, betritt am anderen Ende einen Büroraum und kommt mit einer Broschüre in der Hand wieder heraus. Und sagt zum Reisenden: »Da Sie sich für solche Sachen interessieren, möchte ich Ihnen gern die Geschichte des Hauses schenken.« Überrascht nimmt der Reisende die Broschüre entgegen, bedankt sich kurz, und dann geschieht innerhalb weniger Sekunden mehreres: Der Führer erscheint mit den Besuchern, vier weitere Personen kommen herein, der Reisende blättert in der Broschüre, der Mann vom Schreibtisch verschwindet.
    Nachdem der Reisende sich drinnen die Broschüre näher angesehen und den Aufseher befragt hat, erfährt er, dass der Mann vom Schreibtisch der Museumsdirektor ist. Der Mann, der da mit müdem Gesicht auf dem Platz der nicht vorhandenen Bürodiener gesessen, sich über Geldmangel beklagt hat und alte und neuere Kränkungen mit einem Lächeln überspielt, ist der Direktor. Der Reisende sieht sich sämtliche Säle an, findet die einen besser als die anderen, lässt gelten oder auch nicht, was vorübergehend ausgestellt wurde, stellt aber schnell fest, dass das Museum von Faro mit Liebe und Engagement geführt wird. Und seine besten Stücke sind, wohlgemerkt, eines bedeutenden Museums würdig. Zum Beispiel der Saal, der den Ruinen von Milreu gewidmet ist, oder die Abteilung mit dem Nachlass der Römer und Westgoten, die romanischen, gotischen und manuelinischen Objekte, welches Ambiente man geschaffen hat, damit die Stücke einzeln oder als Gruppe zur Geltung kommen, sowie die ausgezeichnete Azulejo- Sammlung, die Mosaiken, die man hierhergebracht hat, die entsprechenden Erklärungen. Die Liste ließe sich noch fortsetzen, wenn dafür genügend Zeit wäre. Raum für seine Sammlung und Geld, den Raum zu füllen und zu unterhalten, das benötigt das Museum von Faro. Menschen, die es lieben, hat es bereits. Die Besichtigung geht zu Ende (in einem kleinen Saal werden zur Überraschung des Reisenden ausgezeichnete Arbeiten von Roberto Nobre gezeigt, darunter ein großartiges Porträt von Manuela Porto), und als der Reisende sich wieder im Atrium befindet, sucht er nach dem Direktor. Er ist nicht da. Er ist in irgendeinem Winkel dieser seiner Welt verschwunden, vielleicht um nicht auf dem Gesicht des Reisenden einen Ausdruck von Missfallen zu sehen. Falls es so ist, hat er sich getäuscht. Der Reisende mag alle Museen. Er hat schon viele gesehen. Doch dieses ist das erste, in dem der Direktor in aller Ruhe am Schreibtisch eines Bürodieners saß. Er, der Direktor, mit seiner beständigen, dienenden Liebe.

Portugiesisch, wie man es verschweigt
    Der Reisende hat noch einen langen Weg vor sich. Wenn möglich, will er hinunter an den Strand gehen, wenn möglich, im Meer baden, und das ist ihm in Monte Gordo, in Armação de Pêra, in Senhora da Rocha, in Olhos de Água und in Ponta João de Arães gelungen, was so klingen mag, als hätte er nichts anderes getan, doch nein, es ging immer nur hinein und hinaus, kaum war er nass, trocknete er sich schon wieder ab. Dabei hätte er durchaus mehr verdient gehabt, denn in dieser Gegend ist er so blass wie kein anderer Reisender.
    Doch gibt es einen, der noch bleicher ist als er und nie wieder reisen wird. Als der Reisende die Auffahrt zur Kirche São Lourenço de Almansil hinauffährt, sieht er auf dem Vorplatz und in der Seitenstraße Grüppchen von schwarzgekleideten Männern, die sich unterhalten. Die Frauen sitzen, wie

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